Herbstlaub nutzen

Lauberde selbst herstellen

Neben der Erzeugung von Mischkompost aus verschiedenen Garten- und Küchenabfällen ist auch die Produktion spezieller Kompost-Arten möglich. Laubkompost beispielsweise ist ein nützlicher Bodenhilfsstoff, der zur Humusversorgung beiträgt.

Der pH-Wert der Erde lässt sich leicht und schnell mit solchen Test-Sets aus dem Gartenfachhandel bestimmen. Er entscheidet darüber, für welche Pflanzungen die Erde ungekalkt eingesetzt werden kann.

Foto: Himmelhuber

Manchmal ist es verwunderlich wie wir gierig nach Sensationen und „Events“ suchen. Dabei laufen die wirklichen Wunder oft ganz unauffällig vor der Haustüre ab. So ein natürliches Wunderwerk ist die Entstehung von Humus durch Zersetzung organi­schen Materials. Spektakulär ist dieses Ereignis jedoch erst bei näherer Betrachtung. Allerdings hat die Umwandlung von abgestorbe­nen Pflanzenteilen und Lebewesen in Humus eine unschätzbare Wirkung.

Ohne Wald kein Humus – ohne Humus kein Wald

Ohne diese natürliche Verrottung, bei der unzählige Tierchen, Pilze und Bakterien mitwirken, kämen mit der Zeit Berge an Abfällen zusammen. Sichtbar wird das etwa nur an der Fülle an Laub, die im Herbst in den Wäldern anfällt. Davon ist schon im folgenden Frühjahr kaum noch etwas übrig. Es wird fast vollständig zu duftender Walderde verarbeitet. Die Pflanzen wiede­rum, die den Rohstoff liefern, sind wesentlich auf diese Art der Humusversorgung angewiesen.

In den tropischen Regenwäldern beispielsweise ist kein Wachstum mehr möglich, wenn die dünne Humusdecke verschwin­det. In den heimischen Wäldern dringen die Bäume in tiefe Erdschichten vor, um sich mit Wasser und Nähr­stoffen zu versorgen. Dennoch brauchen auch sie die Humusversorgung. Immerhin sind in diesem organischen Substrat lebenswichtige Stoffe, wie Spurenelemente und Nährstoffe, aber auch Bakterien und Pilze enthalten, die ihnen nützlich sind. Manche Arten bilden sogar Lebensgemeinschaften mit den Bodenlebewesen.

So profitieren beispielsweise Erlen von Wurzelbakterien, den sogenannten Azotobakter, die sich im Boden ansiedeln und Stickstoff produzieren. Nicht nur Gehölze, sondern auch krautige Pflanzen, sind auf solche Partner angewiesen. Manche Orchideen etwa fassen nur Fuß, wenn ihnen bestimmte Bodenorganismen zur Verfügung stehen. Diese wiede­rum brauchen organische Humusstoffe.

Umwandlung von Abfällen in lebendige Erde

Zunächst dringen Bodentierchen wie Würmer, Springschwänze, Asseln und Tausendfüßler in die Abfallschicht ein. Sie zerkleinern das Material und scheiden es zum Teil schon als Humus aus. Insbesondere können Regenwürmer ganze Blätter verzehren und zu Humus verwandeln. Über die vorverdauten und zerkleinerten Rohstoffe fällt eine Fülle an Mikroorganismen her, die ihren Teil zur Umsetzung beiträgt.

Das jetzt wieder in großen Mengen anfallende Herbstlaub lässt sich wunderbar zur Herstellung von Lauberden verwenden.

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Im Hausgarten wird das Herbstlaub in normale Kompostbehälter geschichtet. Für eine zügige Rotte sollte das Laub locker aufgeschichtet und mit halb verrottetem Kompost geimpft werden.

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Dazu gehören Bakterien, die durch eine enorme Aktivität eine hohe Wärme erzeugen. Dadurch zersetzen sich wiederum grobe Bestandteile. Eine wesentliche Arbeit leisten zudem Pilze, die selbst in grobe abgestorbene Pflanzenteile wie Äste, Baumstämme und Wurzelstümpfe eindringen und durch ein weitverzweigtes Wurzelgeflecht (Myzel) den Zerfall beschleunigen.

Die Gesamtheit all dieser Boden­lebewesen nennt man Edaphon (griechisch edaphos = Erdboden). Dazu zählen Würmer, Asseln, Milben, Bakterien, Pilze, Algen und andere Organismen, die an der Umsetzung beteiligt sind.

Gartenkompost – der Natur abgeschaut

Ebenso wie in der Natur findet die Verrottung im Garten statt. Auch hier kommt die Umsetzung der organischen Stoffe der Humusbildung und Nährstoffversorgung zugute. Ein schönes Anwendungsbeispiel ist das Mulchen mit Laub unter Bäumen oder in der Hecke, oder auch die spezielle Abdeckung mit zerkleinerter Rinde in neuen Pflanzflächen. Eine dicke Schicht dieses Rindenmulchs hält den Boden feucht und unterdrückt keimende Unkräuter. Während der Verrottung bildet sich wertvoller Humus, der zur Bodenverbesserung beiträgt.

Eine andere praktische Anwendungsmöglichkeit bietet die Kompostierung. Diese Methode hat sich bereits bewährt, seit Menschen Ackerbau und Viehzucht betreiben. Und zwar wird der Mist der Tiere zu Haufen aufgeschichtet, wo er mit der Zeit verrottet. Dieses Naturprodukt dient als Dünger und Bodenverbesserungsmittel.

Statt Mist können auch Pflanzenteile, wie Gemüsereste, Laub, Rasenschnittgut und vieles mehr gezielt kompostiert werden. Wichtig ist eine luftige Aufschichtung und Vermischung, damit die Rotte zügig ablaufen kann. Bei Verdichtungen geht die Verrottung mangels Gasaustausch in Fäulnis über.

Vom Herbstlaub zum Laubkompost

Das Herbstlaub bietet sich geradezu als Rohstoff zum Kompostieren an. Es lässt sich für einen Universalkompost mit anderen Abfällen aufschichten. Das Laub eignet sich aber auch für einen speziellen Laubkompost. Dazu wird es gesondert aufgesetzt. Es verrottet dann zu purer Lauberde. Die Verrottung dauert allerdings wesentlich länger als bei gemischten Abfällen. Sie ist von der Art der Blätter abhängig.

Wie am Boden unter den Bäumen bleiben die Blätter mit hohem Ligningehalt länger liegen. Das gilt etwa für Eichenlaub, Buchenlaub und andere Arten, die von Natur aus eine feste Struktur haben. Dagegen zerfallen die Blätter von Kastanien, Ahorn und von anderen Baumarten vergleichsweise schnell.

Allerdings ist grundsätzlich zu beachten, dass nur gesundes Laub zur Kompostierung dienen sollte. Blätter, die etwa mit Pilzkrankheiten befallen sind, gehören nicht auf den Gartenkompost. Sie landen in einer Grün­gutsammelstelle. In den öffentlichen Kompostieranlagen entstehen Temperaturen von über 70 Grad Celsius. Dabei sterben Pilzsporen oder auch tierische Schädlinge ab. Hier tragen nicht die Regenwürmer, Asseln und andere Tiere zur Verrottung bei, sondern besorgen Bakterien die Umsetzung der organischen Stoffe in Kompost.

Zur besseren Verrottung kann teilvererdeter Kompost umgesetzt werden.

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Eichenlauberde benötigt für die Rotte eine längere Zeit.

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Im Garten kann das gesunde Mischlaub aller Baum- und Strauch-Arten aufgesetzt werden. Ein großer Teil der Blattmasse verrottet bereits bis zum Frühjahr. Der Haufen sackt währenddessen um mehr als die Hälfte zusammen. Das Impfen mit halbverrottetem Kompost von einem anderen Haufen fördert die Verrottung wesentlich, zumal dadurch aktive Kompostwürmer und Mikroorganismen zugeführt werden.

In öffentlichen Anlagen, wie etwa botanischen Gärten, wird der Laubkompost in langen Mieten aufgesetzt. Er kann mehrere Jahre liegen bleiben. In alten Mieten steht stets reife Lauberde zur Verfügung, während in frischen Mieten die Rotte erst beginnt.

Kalkfreier Humus für Moorbeetpflanzen

Lauberde eignet sich zur Bodenverbesserung in Heidebeeten oder in Mischung mit anderen kalkfreien Stoffen zum Pflanzen von Rhododendren, Heidelbeeren und verwandten Moorbeetpflanzen. Dieser pure Humus weist einen pH-Wert von etwa 7 auf. Das heißt, er ist neutral. Im Vergleich dazu ist beispielsweise Regenwasser mit einem pH-Wert von 6 sauer. Leitungswasser hat einen pH-Wert von über 8 und gilt als basisch oder kalkhaltig.

Auch die meisten Gartenböden sind kalkhaltig, zumal für das Wachstum von Gemüse oder für die Vitalität von Rosen ein hoher Kalkgehalt nötig ist. Dagegen vertragen typische Moorbeetpflanzen, wie Rhododendren, Eriken, Kalmien und dergleichen, keinen hohen Kalkgehalt. Sie bekommen gelbe Blätter, weil der Kalk im Boden die Eisenversorgung einschränkt.

Auch einige andere Pflanzen, die nicht zu den Moorbeetpflanzen gehören, kommen auf kalkhaltigen Böden nicht gut zurecht. Dazu zählen unter anderem Hortensien und Esskastanien. Sie können durch reichlich Laubkompostgaben im Wurzelbereich unterstützt werden. Der neutrale Humus kann bereits bei der Pflanzung nützlich sein. Insbesondere lässt er sich zusammen mit anderen kalkfreien Substraten, wie gehäckseltem Holz, Rindenhumus, Sand und Granitgrus, für Moorbeet-Substrate nutzen.

Laubkompost bietet sich ebenfalls zur Mischung von Pflanz­erden für Topf- und Kübelpflanzen oder für Anzucht-Substrate an. Die Mischung richtet sich dabei nach der Pflanzen-Art und deren Bedürfnisse. Der pH-Wert der reifen Lauberde sowie anderer Stoffe für eigene Substrate lässt sich mit einfachen Test-Sets messen, die im Gartenhandel erhältlich sind. Peter Himmelhuber