Hessens Leistungspflüger finden in Fritzlar ihre Meister

Alexander Krug siegt beim Wettbewerb im Drehpflügen

Vor einer erstaunlich großen Kulisse von mehr als 1 000 Besuchern fand am vergangenen Sonntag vor den Toren des nordhessischen Fritzlar auf Flächen um die Claas Hessen GmbH der 35. Landesentscheid im Leistungspflügen statt.

Die Drehpflüger bei der Arbeit. Die Zumessung der Wettkampfparzellen hängt von der Größe (Scharzahl) der jeweiligen Arbeitsgeräte ab.

Foto: Urs-Magnus Hildebrandt

Aus ganz Hessen hatten sich 15 Wettbewerber um die Krone des besten Pflügers im Beet- oder Drehpflügen beworben. In Reihenfolge der zugelosten Wettkampfbeete die neun Drehpflüger Christian Abel aus Hofbieber, Alexander Krug aus Edermünde, Max Geismar aus Fritzlar, Jannik Bräutigam aus Gudensberg, Dominik Dolch aus Bad Wildungen, Niklas Kürschner aus Schwalmstadt, Mario Enders aus Hofbieber, Johannes Hamenstädt aus Felsberg und Nico Führer aus Gilserberg.

Die sechs Beetpflüger waren Joachim Jockel aus Steinau, Marcel Stumpf aus Alsfeld, Jan-Hendrik Köhler aus Borken, Jonathan Sorge aus Borken, Valentin Stein­metz aus Gudensberg und Justin Bähr ebenfalls aus Borken.

Unter den strengen, aber fairen Beurteilungen durch die wett­kampferfahrenen Wertungsrichter beim Beetpflügen Hermann Kremer (Oberrichter), Hermann Huder, Dr. Jörg Hüt­her, Ralf Weigel und Andreas Scheffer sowie den Wertungsrichtern beim Drehpflügen Andreas Köhler (Oberrichter), Christian Hochgrebe, Sebastian Götz, Wolfgang Kröll und Freimut Krug wurden Hessens beste Pflüger ermittelt:

Hessenmeister im Beetpflügen wurde Jan-Hendrik Köhler aus Borken. Zweiter und Dritter Sieger wurden Joachim Jockel aus Steinau und Marcel Stumpf aus Alsfeld. Hessenmeister beim Drehpflügen wurde Alexander Krug aus Edermünde. Zweiter und Dritter Sieger wurden hier Max Geismar aus Fritzlar und Johannes Hamenstädt aus Felsberg.

Der Zusammenschlag folgt auf die Spaltfurche und soll sich durch gerade, gleichmäßige und dicht anliegende Furchen ohne Löcher und ohne aufliegende Stoppelreste oder Bewuchs auszeichnen.

Foto: Urs-Magnus Hildebrandt

Im Wettstreit um die beste Furche hoben sich diese Junglandwirte von den Mitbewerbern ab, wenn auch manche Entscheidung knapp ausfiel. Beim Wettkampf der Drehpflüger konnten sie beim Anlegen der Spaltfurche, der Einteilung der trapezförmigen Wettkampffläche, beim Rückschlag, dem Weiterpflügen und Pflügen am Keil, Pflügen des Restbeets und der Schlussfurche am besten überzeugen. Die Beetpflüger hatten sich bei Einhaltung der vorgegebenen Arbeitszeit beim Anlegen der Spaltfurche, dem Zusammenschlag, dem Weiterpflügen und der Schlussfurche zu bewähren.

Dass das Pflügen noch immer zur hohen Kunst des Ackerbaus zählt ist unstrittig. Bestrebungen aus ökonomischen Gründen und zur Vermeidung von Erosionsschäden gänzlich auf das Pflügen zu verzichten scheinen nicht umsetzbar, da ohne Bodenwendung mit zunehmenden Unkrautdruck zu rechnen ist und der chemische Pflanzenschutz intensiviert werden muss. Da solche Entwicklungen mit Skepsis gesehen werden, könnte eine Renaissance des Pfluges bevorstehen.

Besondere Beachtung findet bei solchen Events auch das Rahmenprogramm. So zeigten Otto Reinbold aus Fritzlar und Heiko Missal aus Espenau dass ihre gepflegten Oldtimerschlepper und -Pflüge auch nach 50 bis 60 Jahren noch ganze Arbeit leisten können.

Ein Zuschauermagnet stellte auch das Gespannpflügen mit Kaltblütern dar. Daniel Hoffmann mit seinen prächtigen Rheinisch-Deutschen-Kaltblütern aus Kirchheim-Frielingen und Götz Döring mit seinen Staffordshire-Kaltblütern aus Wabern-Zennern zeigten, wie die Pflugarbeit vor der Motorisierung der Landwirtschaft durchgeführt wurde.

Gespannpflügen will gekonnt sein. Daniel Hoffmann zeigt sich als Meister seines Fachs.

Foto: Urs-Magnus Hildebrandt

Döring nutze hierbei einen neueren „Oliver“ Zwei-Wege-Sulky-Pflug, der noch heute bei den Amish-People in den USA gebaut und eingesetzt wird.

Zur Siegerehrung bekräftigten Erster Stadtrat der Stadt Fritzlar, Claus Reich und die Abteilungsleiterin Landwirtschaft Dr. Anna Runzheimer vom HMUKLV in Wiesbaden ihre Wertschätzung für die Leistungspflüger und lobten deren Bereitschaft, am Wettkampf teilzunehmen und hierfür auch manche Strapaze der zum Teil weiten Anreise in Kauf zu nehmen.

Neben einer Urkunde der hessischen Landwirtschaftsministerin Priska Hinz erhielten die Erstplazierten Geldprämien und Pokale. Letztere wurden vom Geschäftsführer der Claas Hessen GmbH, Dr. Harald Bräutigam sowie Florian Bender von der Firma Saphir, Maik Schlüter von der Firma Franck und Bernhard Schmidt von der Firma Rabe überreicht.

Ein besonderer Dank für die Bereitstellung der Fläche sowie des Veranstaltungsgeländes und für die gelungene Organisation ging auch an die Stadt Fritzlar, an die Claas Hessen GmbH, die Organisatoren des Wettbewerbs, Klaus-Dieter Sens und Karl-Heinz Wiech vom LLH sowie an die Unterstützer durch den Landfrauenverband und der Hessischen Landjugend. Letztere hatte zum Gelingen des vorausgegangenen Pflügerabends „Young Farmers Party“ beigetragen, der von der Young Farmers GbR veranstaltet wurde.

Dr. Ernst-August Hildebrandt  – LW 12/2016