Hessens Züchter auch hoch im Norden gut vertreten

Hochkarätige nationale Holstein-Schau in Oldenburg

Nach zwei Jahren traf sich die Spitze der deutschen Holsteinzucht wieder in der EWE Arena in Oldenburg, um die besten Kühe in den einzelnen Altersklassen zu ermitteln. Nach den Schauen des letzten Winters gab es sicherlich einige favorisierte Kandidatinnen und die Qualität der Kühe, die auf vielen Landesschauen gezeigt wurde, war enorm hoch, so dass spannende Konkurrenzen zu erwarten waren.

Mit ihrem Stil und dem lang angesetzten Euter überzeugte die Colt 45-Tochter RZB White Rose von Manfred Uhrig aus Sulzbach.

Foto: Jost Grünhaupt

Neben der Gesamtqualität der Kühe spielte die Tagesform in der Präsentation eine wichtige Rolle und nur Kühe, die in allen Bereichen auf den Punkt topfit waren, hatten eine Chance auf eine Spitzenplatzierung in diesem Wettbewerb. Die hessischen Kühe waren in Alsfeld bestens auf die Schau vorbereitet worden und stellten sich im Ring dem Urteil der Richter Cord Hormann, Warmsen (Schwarzbunt), sowie Stefan Widmer, Mühledorf/Schweiz (Rotbunt).

Die erste Färsenklasse bei den rotbunten Holsteins war sehr stark besetzt, so dass die von Eckhard Hauck, Schiffelbach, und Horst Ritter, Schöneberg, ausgestellte Label P-Tochter Karo es sehr schwer hatte und sich nicht im Vorderfeld dieser Klasse platzieren konnte.

In direkter Konkurrenz mit der späteren Siegerkuh dieser Altersgruppe trat RZB White Rose, eine Colt 45-Tochter aus der bekannten Red Rose von Manfred Uhrig, Sulzbach, an und diese noch sehr jugendliche, enorm milchtypische Kuh wurde mit einem 1d-Platz ausgezeichnet. Noch in bester Verfassung präsentiert, ging in folgender Klasse ein 1b-Platz an die Rematch-Tochter Grazia von der ZG Spangenberg Diera und Müt­ze in Geismar. Nach ihrem starken Auftritt vor zwei Jahren stellte der Zuchtbetrieb Bürger-Grebe, Helmscheid, die Laron P-Tochter Jamira nach der vierten Abkalbung wieder in vorzüglicher Verfassung vor und diese mit tollem Seitenbild und hochsitzendem Euter ausgestattete Spitzenkuh stand in unmittelbarer Konkurrenz zur Klassenspitze und wurde mit dem 1b-Platz ausgezeichnet. In der abschließenden Gruppe der rotbunten Kühe trat dann die Adventure-Tochter Nature von Manfred Uhrig, Sulzbach, und der Hahn/Radke GbR an.

Bestens in Oldenburg in Szene gesetzt: Die Big Point-Töchter zeigten sich als gut entwickelte Kühe mit passender Breite im Oberkörper, klaren Fundamenten und hoch und breit aufgehangenen Eutern.

Foto: Jost Grünhaupt

Ihre deutlichen Vorzüge waren die Korrektheit im Körperbau und der ausgeprägte Milchtyp, verbunden mit einem nach wie vor hochsitzenden Euter, das auch in der Strichverteilung höchste Maßstäbe erfüllte. Sie hatte als Konkurrentin die spätere Siegerkuh in der Klasse und wurde mit einem 1c-Platz bedacht. Bereits in der ersten Klasse der schwarzbunten Färsen wurde deutlich, dass die Konkurrenz an diesem Tag auf sehr hohem Niveau ausgetragen wurde und absolut erstklassige Tiere sicherlich nur wegen der „berühmten Kleinigkeiten“ nicht an die Spitze kommen würden.

So ging es dann auch der Gold Chip-Tochter SEI Camilla, die von Ralf Hellmuth aus Haina und Michael Seipel, Stumpertenrod, ausgestellt wurde und trotz ihrer klaren Vorzüge in Körperbau, Harmonie und der erstklassigen Qualität des Euters keinen Platz im Vorderfeld der Gruppe erhielt. Die von Zukunft Rind in Alsfeld deutlich weiterentwickelte Bradnick-Tochter BT First-Lady von Wilfried und Eckhard Hauck, Schiffelbach, konkurrierte in der abschließenden Färsenklasse und wurde mit dem 1f-Platz im Mittelfeld der Gruppe eingeordnet.

Klarer Milchtyp und festsitzendes Euter

Bereits in der ersten Klasse der Zweitkalbskühe zeigte sich, dass an diesem Tag Kühe mit herausragender Qualität nicht in der absoluten Spitze stehen würden, wenn Kleinigkeiten vielleicht dagegen sprachen. Umso höher ist der 1d-Platz der Atwood-Tochter Ready der Volke/Hauck GbR, Wetterburg, zu bewerten, die durch ihren klaren Milchtyp und das enorm hoch und festsitzende Euter auffiel. Sie hatte es bereits in ihrer Klasse mit der späteren Siegerkuh Loh Lilli Brax aus dem Zuchtbetrieb Lohmöller, Emsbüren, zu tun. In bester Manier präsentierte dann Eckhard Hauck in der nächsten Gruppe seine Sid-Tochter BT First Sid, diese im Seitenbild brilliante Kuh hatte es mit gleich drei Teilnehmerinnen der letztjährigen Europaschau zu tun, so dass dieser 1d-Platz sehr hoch einzuordnen ist. Auf vergleichbar hohem Level ging es weiter und in der abschließenden Konkurrenz der Zweitkalbskühe trat BT Patricia, der aktuelle Hessen-Champion von Wilfried und Eckhard Hauck an, auch sie hatte es mit einer enorm stark besetzten Gruppe zu tun und wurde mit der 1d-Platzierung ausgezeichnet.

Beim Finale zur Siegerauswahl konkurrierte die Laron P-Tochter Jamira P von der Bürger-Grebe GbR aus Korbach-Helmscheid und hinterließ einen vorzüglichen Eindruck.

Foto: Jost Grünhaupt

Die nächste Kandidatin aus Hessen war dann die Atwood-Tochter Mady, von Wilfried und Eckhard Hauck sowie der Gertenbach GbR, Cappel, ausgestellt. Der exzellente Milchtyp und das enorm lebendige, feste Euter der Kuh wurden vom Preisrichter Cord Hormann ausdrücklich herausgestellt und die Kuh wurde im Vorderfeld der Klasse eingeordnet.

Im abschließenden Ring der Drittkalbskühe trat die von Rainer Engelke aus Asendorf und Eike Spangenberg aus Bad Arolsen ausgestellte Sanchez-Tochter Goerdy an, die im Milchtyp und Körperbau bestechende Kuh überzeugte auch durch ihr nach wie vor hochsitzendes Euter und wurde mit 1c ausgezeichnet. Die mit fantastischen Typ- und Körpermerkmalen versehene Goldwin-Tochter Mal­dives aus dem Zuchtbetrieb Hauck ging im Mittelfeld der Gruppe.

Nachdem in den weiteren Altersklassen die Spitzenplatzierungen feststanden und die einzelnen Siegerinnen ausgestellt wurden, kam es dann zum großen Showdown und in der abgedunkelten Halle wurde die Titelverteidigerin Lady Gaga von Henrik Wille und Friedrich Köster, Essen, auch nach der siebten Abkalbung wieder zum Grand Champion auserkoren, da sie mit ihrer nicht zu überbietenden Erscheinung auch dieses Jahr die höchsten Maßstäbe setzte.

Dorothee Hauck und Herbert Volke aus Wetterburg mit der 1d-Platzierung ihrer Atwood-Tochter Ready in direkter Konkurrenz zur Siegerkuh.

Foto: Jost Grünhaupt

Erstklassige Nachzuchten gab es zu sehen

Wichtiger Teil der Deutschen Holstein-Schau ist die Präsentation von Nachzuchten aktueller Spitzenvererber. Hier war die Zucht- und Besamungsunion Hessen gleich zweimal vertreten. Zunächst präsentierten sich die Töchter des aktuellen Nr. 1-Bullen Big Point aus der Zucht von Karl Gleiser, Schweinsberg, im Ring. Das Sextett zeigte eindeutig die Stärken dieses Vererbers, der durchweg harmonische, sehr korrekte Kühe liefert, die in allen wichtigen Merkmalen überzeugen und ihre sehr hohen Leistungen problemlos aus festangesetzten Eutern mit optimaler Strichverteilung liefern. Diese komplett aus hessischen Kühen bestehende Gruppe unterstrich damit auf nationaler Ebene deutlich die Vererbungstendenz von diesen Ausnahmebullen, der inzwischen bereits eine sehr hohe Absicherung in allen Zuchtwertdaten erreicht hat. Sehr gelungen war auch die Präsentation der Nachzucht des Sudan-Sohns Scipio aus der Zucht von Heinz-Wilhelm Trümner aus Schiffelbach: Auch diese Gruppe bestand aus gut entwickelten, korrekten Färsen mit tadellosem Körperbau sowie einwandfreiem Beinwerk und hoch und breitsitzenden, sehr drüsigen Eutern, bei denen man die Eignung für alle Melksysteme bestens erkennen konnte.

Bei enorm starker Konkurrenz wurde die Sid-Tochter BT First Sid aus dem Betrieb Hauck aus Schiffelbach in der Spitze ihrer Klasse eingereiht.

Foto: Jost Grünhaupt

Die Qualität der Nachzuchten wurde damit noch aufgewertet, dass diese Töchtergruppen aus Kuhfamilien stammen, die über viele Generationen hohe Lebensleistungen nachweisen. Bei beiden Bullen gibt es eine große Anzahl an Seitenverwandten nicht nur in den heimatlichen Herden, sondern auch in vielen anderen Betrieben, die die Genetik aus diesen Kuhstämmen gezielt ergänzt haben.

Abgerundet wurde der Erfolg der hessischen Züchter bei der Konkurrenz der Nachzuchten durch die 1a-platzierte Julandy-Tochter Hillery, die von Norbert Breithecker aus Ellar ausgestellt wurde. Der hervorragende Standard, den die deutsche Holsteinzucht im internationalen Vergleich hat, wurde durch diese Schau unterstrichen. Die Platzierungen der hessischen Züchter unterstreichen, dass die heimische Region im Vergleich mit den Regionen aus dem gesamten norddeutschen und westdeutschen Raum voll konkurrenzfähig ist.

Grünhaupt, LLH Kassel  – LW 26/2017