Heuhotel, Hütte und Tipi auf dem Angushof
Odenwälder Direktvermarkter erkunden das Erfolgsrezept des Hofes
Wenn Cornelia Schwöbel, Hausherrin im Hüttenthaler Angushof Lind“lbrunnen, zu erzählen anfängt, dann bleiben ihre Zuhörer stumm. Denn aus der engagierten Frau sprudelt es nur so heraus. Doch was sie sagt, ist konkret, anschaulich und präzise. Eine ideale Ansprechpartnerin also, wenn Maria Heiderich vom Amt für den Ländlichen Raum in Reichelsheim mal wieder eine Adresse sucht für die seit November 2002 laufende Aktion „Lernen von Berufskollegen“. Dann besucht sie zusammen mit Odenwälder Direktvermarktern erfolgreiche Partner in der Region, um dabei einen Gedanken- und Erfahrungsaustausch anzukurbeln.
Kürzlich war es wieder so weit, zum 17. Mal bereits, und rund zwei Dutzend aktiver und potenzieller Direktvermarkter fanden sich auf dem Bauernhof an der B 460, nahe des Hiltersklingener Lind“lÂbrunÂnens, ein. Sogar aus Darmstadt und dem Kreis Bergstraße waren sie gekommen, um zu lernen, wie die Schwöbels es schaffen, sich auch in schwierigen Zeiten auf dem Markt zu behaupten. So richtig ausschließlich von ihrem Hof leben sie nicht, war zunächst zu erfahren. Denn sowohl Cornelia selbst, als auch EheÂmann Hartmut, Tochter Simone und Sohn Thorsten üben neben ihrem Engagement für die Vermarktung der hofeigenen Angebote noch einen „normalen“ Beruf außer Hause und auf Angestelltenbasis aus. Bei Cornelia SchwöÂbel spielte bei dieser Entscheidung auch der Wunsch eine Rolle, ihre Rentenansprüche aus einer früheren Tätigkeit im Öffentlichen Dienst nicht zu verlieren.Dennoch haben sie es geschafft, parallel dazu auf dem alten, bäuerlichen Anwesen eine Fülle von attraktiven Angeboten zu kreieren. Als DirektvermarkÂter bieten sie Weidekalbfleisch in Bio-Qualität an, das von einer kleinen Herde von Rindern der Sorte Deutsch-Angus stammt, die auf den Wiesen oberhalb des Hofs friedlich grasen. Verkauft wird dieses in der Regel über Vorbestellung im Internet. Das zweite Standbein der Familie sind die zahlreichen Möglichkeiten, auf dem Hof zu wohnen und zu feiern.
Heuhotel im Getreidelagerraum
Angefangen hat alles im Jahre 1999, als es im Rahmen der Regionalförderung Zuschüsse gab für innovative Ideen. Die Schwöbels hatten ihren Milchviehbetrieb damals schon seit ein paar Jahren aufgegeben und daher Hallen frei. Im früheren Getreidelagerraum richteten sie ein Heuhotel ein, und im darunter liegenden, ehemaligen Schweinestall, einen gemütlichen Frühstücksraum mit Kamin. Dort können auch Kindergeburtstage oder kleinere Familienfeste durchgeführt werden. Oben wurden stabile Holzkojen installiert, und diese reichlich mit duftendem Heu befüllt. Geschlafen wird darauf nicht direkt, sondern auf Isomatten, die mitzubringen sind. Das Heu wird einmal pro Jahr ausgetauscht, und taugt dann immer noch als Futter für die Kaninchen. Genutzt wird diese Art einer originellen Unterkunft vor allem von Gruppen, Vereinen oder Schulklassen. Rund 30 Kinder (oder 25 Erwachsene) finden hier Platz.
Weil jedoch nicht jeder so viel Natur um sich herum verträgt, haben die Schwöbels 2001 auf ihrem Hofgelände ein für Allergiker geeignetes Blockhaus errichten lassen und darin eine mit vier Sternen ausgezeichnete Ferienwohnung eingerichtet. Dort können auch kosmetische Behandlungen, Massagen und diverse Wellness-Anwendungen von befreundeten Fachkräften durchgeführt werden. Und damit nicht genug. Denn da der Hof in unmittelbarer Nachbarschaft zum Nibelungensteig und nahe an weiteren Rad- und Wanderwegen liegt, ist er als Kurzzeit-Bleibe hoch interessant. Auch Wanderreiter machen hier gern mal Pause. Schlafen können sie in einem der beiden gewaltigen Tipis auf der Wiese oberhalb des Hofes. Für Wärme und Gemütlichkeit im Inneren sorgt ein origineller Lehmofen, in dem man sich sogar ein paar Würstchen grillen kann, falls es draußen regnet.
Beliebtes „Heiern in der Scheiern“
Vor rund zehn Jahren wurde darüber hinaus die große Scheune wiederbelebt, das ehemalige Heulager, in dem seitdem an vielen Wochenenden zwischen Mai und November zünftige Partys stattfinden. Vor allem das Angebot „Heiern in der Scheiern“ wird gerne genutzt. Wer will, kann seine Hochzeit dort nicht nur rauschend feiern, sondern durch den unkomplizierten örtlichen Pfarrer auch kirchlich segnen lassen.
Regionale Spezialitäten aus dem Odenwald
An schönen Sommertagen tummeln sich schon mal an die 150 Personen auf dem Gehöft. Da hilft dann die ganze Familie mit, damit sich alle wohl fühlen. Verpflegt werden die Gäste mit ländlichen Spezialitäten vom eigenen Hof oder von benachbarten Betrieben. Denn Cornelia Schwöbel ist sehr darum bemüht, ihren Gästen zu zeigen, „wie gut der Odenwald schmeckt!“ Und sie weiß aufgrund zahlreicher Dankesschreiben, dass sich die Odenwälder Direktvermarkter mit der Qualität ihrer Produkte nicht verstecken müssen.
Vision vom „Odenwald-Laden“
Darüber hinaus träumt sie bereits von einem neuen Projekt auf dem großen Anwesen am Lind“lbrunnen, und zwar würde sie dort gern einen „Odenwald-Laden“ betreiben, in dem – ähnlich wie beim Bauernmarkt – die Erzeugnisse aller DirektvermarkÂter der Region zu finden sind. Wo Kunden von Apfelsaft bis Ziegenkäse, über Odenwälder Goldparmänen, Puten oder Schnecken die ganze Palette der heimischen Köstlichkeiten ganzjährig einkaufen können. Kirsten Sundermann
Betriebsspiegel
|
Schule entdeckt die Region Den Lind“lbrunnen und weitere Betriebe können Schulklassen in Form einer Klassenfahrt besuchen. Infos dazu gibt es im Internet. Unter www.agrarpower.de den Links folgen: Schule, Bauernhof als Klassenzimmer, Schule entdeckt die Region.SL |