Hochwertige Speiseöle produzieren

Sorten-Empfehlungen Sonnenblumen und Sommerraps

Der Anbau von Sonnenblumen und vor allem von Sommerraps ist derzeit rückläufig. Die aktuellen Sortenempfehlungen zu diesen Sommerölfrüchten stellen Dr. Stefan Weimar und Marko Goetz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach vor.

Ein erfolgreicher Anbau von Sonnenblumen setzt eine Temperatursumme von mindestens 1 450 °C auf der Basis von 6 °C zwischen April und September voraus.

Foto: landpixel

Im Vegetationsjahr 2024 erstreckte sich der Anbau von Sonnenblumen auf bundesweit insgesamt 51 400 ha und hat sich gegenüber dem Vorjahr um 24 Prozent reduziert. Gut 75 Prozent der Anbaufläche an Sonnenblumen befindet sich derzeit in den neuen Bundesländern mit einem deutlichen Schwerpunkt in Brandenburg (16 500 ha), gefolgt von Sachsen-Anhalt (11 600 ha), Sachsen und Thüringen. In den westdeutschen Bundesländern werden Sonnenblumen bevorzugt in Bayern (7 100 ha), Baden-Württemberg (2 100 ha), Nordrhein-Westfalen (1 100 ha) und Rheinland-Pfalz einschließlich Saarland (900 ha) angebaut.

Sonnenblumen-Anbau in begünstigten Regionen

In Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg konzentriert sich der Anbau von Sonnenblumen auf die klimatisch begünstigten Regionen des oberen Rheintalgrabens. Die sich rasch erwärmenden Böden gewährleisten dort eine zügige Jugendentwicklung im Frühjahr und eine rechtzeitige Abreife unter möglichst trockenen Erntebedingungen im Frühherbst. In Rheinland-Pfalz lag der durchschnittliche Kornertrag an Sonnenblumen in den statistisch erfassten Jahren 2010 bis 2023 bei 30,8 dt/ha.

Ein erfolgreicher Anbau von Sonnenblumen setzt eine Temperatursumme von mindestens 1450 °C auf der Basis von 6 °C zwischen April und September voraus. Für die Sortenwahl sind neben dem Korn- beziehungsweise Ölertrag eine sichere Abreife, eine ausreichende Standfestigkeit sowie eine ausgeprägte Toleranz gegenüber Botrytis, Sclerotinia und Phomopsis entscheidend.

Mehrjährige Versuche der landwirtschaftlichen Koordinationsstelle für Bildung und Forschung Tulln belegten für Bestandesdichten zwischen fünf bis acht Pflanzen/m2 einen im Mittel um 12 Prozent höheren Kornertrag, wenn der Reihenabstand von 75 cm auf 50 cm verringert wurde. Bei vergleichbarer Kornfeuchte konnte der Ölgehalt tendenziell noch verbessert werden. Nach Untersuchungen der Schweizerischen Bildungszentrums Wallierhof verzögern zu geringe Bestandesdichten die physiologische Reife, weil die größer dimensionierten Blütenkörbe nachweislich langsamer abtrocknen.

Um Ertragsausfälle durch Taubenfraß nach der Aussaat und während der Abreife vorbeugend abzuwehren beziehungsweise zu minimieren, ist es sinnvoll, die einzelbetriebliche Anbaufläche zu größeren Feldblöcken zu vereinigen.

Für den praktischen Anbau stehen konventionelle Sorten zur Verfügung, deren Fettsäuremuster durch einen Anteil an ungesättigten Fettsäuren in Höhe von zirka 15 bis 20 Prozent Ölsäure und bis zu zirka 70 Prozent Linolsäure gekennzeichnet ist. Als Mindestanforderung bei der Vermarktung gilt ein Ölgehalt von mehr als 44 Prozent auf der Basis von maximal 9 Prozent Kornfeuchte und 2 Prozent Fremdbesatz.

Aufgrund der wirtschaftlichen Vorzüglichkeit hat sich landwirtschaftliche Praxis in Rheinland-Pfalz derzeit auf den Anbau von gestreiftsamigen konventionellen Sorten oder von „High-Oleic-“ beziehungsweise HO-Sorten ausgerichtet. Die Mehrzahl der Anbauflächen befindet sich in den rheinhessischen Landkreisen Mainz-Bingen und Alzey-Worms sowie im südöstlichen Landkreis Bad Kreuznach.

Angesichts der klimatischen Herausforderungen kann die Sonnenblume als Lieferant hochwertiger Speiseöle oder auch als Ausgangstoff für Biotreibstoffe eine ansprechende Ergänzung zum Winterraps darstellen. In einem länger zurückliegenden und vom BMEL geförderten interdisziplinären Forschungsvorhaben sollten die züchterischen Voraussetzungen geschaffen werden, die Merkmale Kornertrag, Ölqualität, Sclerotinia-Toleranz und Frühreife zielgerichtet zu verbessern.

 – LW 5/2025