Der Anbau von Sonnenblumen und Sommerraps stagniert
LSV und Sortenempfehlungen Sommerölfrüchte 2017
Über die aktuelle Sortenempfehlung zu den Sommerölfrüchten Sonnenblumen und Sommerraps berichten Dr. Stefan Weimar, Dr. Albert Anderl und Marko Goetz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach.

Foto: landpixel
Sonnenblumen-Anbau in begünstigten Regionen
Ein erfolgreicher Anbau von Sonnenblumen setzt eine Temperatursumme von mindestens 1450 °C auf der Basis von 6 °C zwischen April und September voraus. Für die Sortenwahl sind neben dem Korn- beziehungsweise Ölertrag eine sichere Abreife, eine ausreichende Standfestigkeit sowie eine ausgeprägte Toleranz gegenüber Botrytis, Sclerotinia und Phomopsis entscheidend. Mehrjährige Versuche in Tulln belegten für Bestandesdichten zwischen fünf bis acht Pflanzen/m2 einen im Mittel um 12 Prozent höheren Kornertrag, wenn der Reihenabstand von 75 cm auf 50 cm verringert wurde. Bei vergleichbarer Kornfeuchte konnte der Ölgehalt tendenziell noch verbessert werden. Nach Untersuchungen in der Schweiz verzögern zu geringe Bestandesdichten die physiologische Reife, weil die größer dimensionierten Blütenkörbe nachweislich langsamer abtrocknen. Um Ertragsausfälle durch Taubenfraß nach der Aussaat und während der Abreife vorbeugend abzuwehren beziehungsweise zu minimieren, ist es sinnvoll, die einzelbetriebliche Anbaufläche zu größeren Feldblöcken zu vereinigen.
Für den praktischen Anbau stehen konventionelle Sorten zur Verfügung, deren Fettsäuremuster durch einen Anteil an ungesättigten Fettsäuren in Höhe von 15 bis 20 Prozent Ölsäure und bis zu 70 Prozent Linolsäure gekennzeichnet ist. Als Mindestanforderung bei der Vermarktung gilt ein Ölgehalt von mehr als 44 Prozent auf der Basis von maximal 9 Prozent Kornfeuchte und 2 Prozent Fremdbesatz. Aufgrund der wirtschaftlichen Vorzüglichkeit hat sich landwirtschaftliche Praxis in Rheinland-Pfalz derzeit auf den Anbau von gestreiftsamigen konventionellen Sorten oder von „High-Oleic“- beziehungsweise HO-Sorten ausgerichtet. Die Mehrzahl der Anbauflächen befindet sich in den Landkreisen Mainz-Bingen und Alzey-Worms sowie im südöstlichen Landkreis Bad Kreuznach. Angesichts der problematischen Herbstentwicklung bei Winterraps kann bei positiver Umbruchentscheidung im Frühjahr 2017 auch der Anbau von Sonnenblumen als Alternativfrucht in Erwägung gezogen werden.
LSV zu konventionellen Sonnenblumen
Bei dem am Standort Speyer durchgeführten Landessortenversuch schlossen die Verrechnungssorten mit einem Kornertrag in Höhe von 26,5 dt/ha um rund 5 dt/ha über dem niedrigen Vorjahresniveau ab. Sie lagen damit immer noch um rund 9 dt/ha unter dem ansprechend hohen Niveau der Vegetationsjahre 2012 und 2014. Die mehrjährig geprüfte und langjährige Empfehlungsorte NK Delfi erreichte dort einen überdurchschnittlichen Korn- und Ölertrag, während die Verrechnungssorten ES Violetta und ES Columbella sowie die Vergleichssorte Vellox ertraglich deutlich unter dem Verrechnungsmittel lagen.
Die gestreiftsamigen Sorten Seabird (LST 908) und Perceval platzierten sich im Kornertrag um 16 beziehungsweise 19 Prozent unter dem Durchschnitt der Verrechnungssorten. Die großkörnige gestreiftsamige Züchtung B 24 BB 01 lag nach zwei überdurchschnittlichen Prüfjahren ertraglich um 12 Prozent unter dem Verrechnungsmittel. Die gestreiftsamige HO-Sorte Olibird schnitt gegenüber den Vorjahren im Kornertrag zwar etwas besser ab, lag aber noch um 7 Prozent unter dem Niveau des Verrechnungssortiments.
EU-Sortenprüfung konventionell
Im bundesweiten EU-Sortenversuch 2016 an insgesamt acht ausgewerteten Stand-orten bestätigten die Verrechnungssorten NK Delfi und ES Columbella mit einem insgesamt durchschnittlichen Korn- und Ölertrag ihre langjährige konstante Ertragsleistung. Die Vergleichssorte Vellox platzierte sich trotz des hohen Ölgehalts im Kornertrag und der Marktleistung signifikant unterhalb des Verrechnungsmittels.
Die zweijährig geprüfte Sorte RGT Voluto konnte aufgrund des absolut höchsten Ölgehalts innerhalb des Prüfsortiments an den überdurchschnittlichen Ölertrag des Vorjahres anknüpfen. Die Züchtungen ES Trivia und RGT Fellini Sorten blieben dagegen deutlich hinter den überdurchschnittlichen Ertragsleistungen des Vorjahres zurück. Unter den einjährig geprüften Züchtungen erzielte die relativ kleinkörnige Sorte SY Vivacio einen insgesamt überdurchschnittlichen Ölertrag, da der knapp unterdurchschnittliche Kornertrag qualitativ kompensiert werden konnte. Die Sorte RGT Axell schloss im Korn- und Ölertrag unter dem Niveau der Verrechnungssorten ab.
Die geprüften Sorten zeigten unabhängig von der bonitierten Wuchslänge eine insgesamt hohe Standfestigkeit. Die Sorten Vellox, RGT Voluto und RGT Fellini fielen durch ihre signifikant geringere Pflanzenlänge auf. Die Verrechnungssorte ES Violetta tendierte zu einer leicht höheren Lagerneigung. Das gesamte Prüfsortiment trat im vergangenen Vegetationsjahr durch eine geringe Anfälligkeit gegenüber Botrytis, Sclerotinia und Phoma hervor. Die Sorte Vellox zeigte eine geringfügig höhere Anfälligkeit für Sclerotinia. Unter Berücksichtigung der mehrjährigen Landessortenversuche, des EU-Sortenversuchs sowie der Sortenbeschreibung 2016 des Bundessortenamtes werden folgende konventionelle Sonnenblumensorten zum Konsumanbau 2017 empfohlen: Reife früh bis mittel ES Columbella; Reife mittel NK Delfi
– LW 8/2017