Sonnenblumen rauf, Sommerraps runter

LSV Sommerölfrüchte 2021 – Sonnenblumen und Sommerraps

Im vergangenen Jahr wurden bundesweit auf rund 28 100 ha Sonnenblumen angebaut, die Fläche wurde gegenüber dem Vorjahr um zirka 25 Prozent ausgedehnt. Der Anbau von Sommerraps einschließlich Sommer- und Winterrübsen hat sich nach Schätzungen des statistischen Bundesamtes auf bundesweit etwa 3500 ha erstreckt. Über die aktuellen Landessortenversuche zu Sommerölfrüchten berichten Dr. Stefan Weimar, Dr. Herbert von Francken-Welz und Marko Goetz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach.

In Rheinland-Pfalz hat sich der Anbau auf gestreiftsamige konventionelle oder „High-Oleic“- beziehungsweise HO-Sorten ausgerichtet.

Foto: landpixel

Knapp drei Viertel der Sonnenblumen-Anbaufläche befindet sich derzeit in den neuen Bundesländern mit einem deutlichen Schwerpunkt in Brandenburg, gefolgt von den Bundesländern Sachsen-Anhalt und Sachsen. In den westdeutschen Bundesländern werden Sonnenblumen bevorzugt in Bayern (4700 ha), Baden-Württemberg (1600 ha) und Rheinland-Pfalz angebaut.

In Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg konzentriert sich der Anbau von Sonnenblumen auf die klimatisch begünstigten Regionen des oberen Rheintalgrabens. Die sich rasch erwärmenden Böden gewährleisten dort eine zügige Jugendentwicklung im Frühjahr und eine rechtzeitige Abreife unter möglichst trockenen Erntebedingungen im Frühherbst. In Rheinland-Pfalz lag der durchschnittliche Kornertrag an Sonnenblumen in den statistisch erfassten Jahren 2008 bis 2018 bei 31,3 dt/ha.

Sonnenblumen erfolgreich anbauen

Ein erfolgreicher Anbau von Sonnenblumen setzt eine Temperatursumme von mindestens 1450 °C auf der Basis von 6 °C zwischen April und September voraus. Für die Sortenwahl sind neben dem Korn- beziehungsweise Ölertrag eine sichere Abreife, eine ausreichende Standfestigkeit sowie eine ausgeprägte Toleranz gegenüber Botrytis, Sclerotinia und Phomopsis entscheidend.

Mehrjährige Versuche der landwirtschaftlichen Koordinationsstelle für Bildung und Forschung Tulln belegten für Bestandesdichten zwischen fünf bis acht Pflanzen/m2 einen im Mittel um 12 Prozent höheren Kornertrag, wenn der Reihenabstand von 75 cm auf 50 cm verringert wurde. Bei vergleichbarer Kornfeuchte konnte der Ölgehalt tendenziell noch verbessert werden. Nach Untersuchungen der Schweizerischen Bildungszentrums Wallierhof verzögern zu geringe Bestandesdichten die physiologische Reife, weil die größer dimensionierten Blütenkörbe nachweislich langsamer abtrocknen.

Um Ertragsausfälle durch Taubenfraß nach der Aussaat und während der Abreife vorbeugend abzuwehren beziehungsweise zu minimieren, ist es sinnvoll, die einzelbetriebliche Anbaufläche zu größeren Feldblöcken zu vereinigen.

Für den praktischen Anbau stehen konventionelle Sorten zur Verfügung, deren Fettsäuremuster durch einen Anteil an ungesättigten Fettsäuren in Höhe von zirka 15 bis 20 Prozent Ölsäure und bis zu zirka 70 Prozent Linolsäure gekennzeichnet ist. Als Mindestanforderung bei der Vermarktung gilt ein Ölgehalt von mehr als 44 Prozent auf der Basis von maximal 9 Prozent Kornfeuchte und 2 Prozent Fremdbesatz.

Aufgrund der wirtschaftlichen Vorzüglichkeit hat sich die Praxis in Rheinland-Pfalz derzeit auf den Anbau von gestreiftsamigen konventionellen Sorten oder von „High-Oleic“- beziehungsweise HO-Sorten ausgerichtet. Die Mehrzahl der Anbauflächen befindet sich in den Landkreisen Mainz-Bingen und Alzey-Worms sowie im südöstlichen Landkreis Bad Kreuznach.

Angesichts der klimatischen Herausforderungen kann die Sonnenblume

als Lieferant hochwertiger Speiseöle oder auch als Ausgangstoff für Bio­treibstoffe zukünftig durchaus eine ansprechende Alternative zum Winterraps darstellen. Im Rahmen des vom BMEL-geförderten interdisziplinären Forschungsvorhabens „InnoSun“ sollen die züchterischen Voraussetzungen geschaffen werden, den Anteil an Ölsäure innerhalb des Fettsäuremusters gezielt zu erhöhen.

 – LW 5/2021