Höchste Absterberate, höchste Kosten

Knapp zwei Jahre nach Sturm Friedericke, den zwei trockenen und heißen Sommern 2018 und 2019 und der Borkenkäferkalamität zeigen sich alle Baumarten in den Wäldern im schlechtesten je gemessenen Zustand. Der Blick in die Kronen, der jährlich seit 1984 von den Landesforstverwaltungen durchgeführt wird, weist im eben veröffentlichten Waldzustandsbericht von Hessen eine siebenfache Absterberate im Vergleich zum langjährigen Mittel auf. Kommende Woche wird auch Rheinland-Pfalz den Waldzustandsbericht mit ähnlichen Ergebnissen veröffentlichen.

Die Waldbesitzer haben mit dem massiven Borkenkäferbefall, der vor allem die Fichten zum Absterben bringt, alle Hände voll zu tun, ihren Waldschutzzielen nachzukommen. Man hat sich zuerst auf die Verkehrssicherungspflicht besonnen, um festzustellen, dass allein diese Maßnahme viele Waldbesitzer personell und finanziell überforderte.

Die Tatsache, dass der Holzmarkt mit den Käferfichten fast zusammengebrochen ist und die trockenen Buchen schwer Abnehmer finden, führte in Mitteleuropa zu Tiefpreisen, die die Aufarbeitungskosten nicht decken. Die hessische Landeregierung hat eine Aufarbeitungshilfe von 10 Euro/m3 für Privat- und Kommunalwaldbesitzer aufgelegt, die rückwirkend ab 1. Januar 2019 bezahlt wird. Langsam kommt das Geld bei den Waldbesitzern an.

Dennoch gibt es Unstimmigkeiten. So werfen die privaten Waldbesitzer dem Staatsbetrieb HessenForst Untätigkeit vor, da dieser seit September keine Käferfichten mehr aufarbeitet und verkündete, dass er dies erst im kommenden Jahr wieder tun werde. Die Sorge um die noch gesunden Fichten ist groß. Doch auch der Landesbetrieb kann mit dem Käferholzverkauf nicht die immensen Aufarbeitungskosten decken.

Der einzige Lichtblick am Holzmarkt stellt der Export nach Asien dar. Und dieser wird durch die Verkehrspolizei mittlerweile bundesweit behindert, da die Seefrachtcontainer mit Käferholz angeblich nicht ausreichend verkehrssicher sind. Obwohl dieses Verfahren seit 25 Jahren weltweit angewandt werde. Derzeit können nur noch Gutachten helfen, die die Verkehrstüchtigkeit bescheinigen, das Käferholz aus dem Wald zu bringen.

Elke Setzepfand – LW 48/2019