Hohe Intensität bei starker Einstrahlung kontraproduktiv
LSV Winter-Braugerste und Empfehlungen zum Herbst 2015
Die Anbaubedeutung der Wintergerste für Brauzwecke hält sich bundesweit bisher in Grenzen. Schätzungen gehen von einem Anteil von rund 10 Prozent Winterbraugerste am gesamten Braugerstenmarkt, allerdings mit jährlichen Schwankungen, aus. Insbesondere bei angespannter Versorgungslage mit qualitativ hochwertiger Sommer-Braugerste wird verstärkt auf die Winterform zurückgegriffen. Aber nicht alle Verarbeiter akzeptieren Winterbraugerste.

Foto: agrar-press
Winterbraugerste muss anders geführt werden
Um interessierten Anbauern auch für diese „Sonderkultur“ spezifische Fachinformationen zu bieten, werden an drei hessischen Standorten Winterbraugersten in einem gesonderten Sortiment der Landessortenversuche (LSV) geprüft. Somit können die besonderen Anforderungen an die Produktionstechnik berücksichtigt werden.
Die Bestandesführung zielt auf die Absicherung der Qualitäten bei gleichzeitiger Ausschöpfung des Ertragspotenzials ab. Um die gewünschte Bestandesdichte zu erreichen, wird mit leicht erhöhter Kornzahl je Quadratmeter ausgesät und anders als bei Futtergerste auf die dritte N-Gabe verzichtet. Ziel ist es, den gewünschten Rohproteingehalt von maximal 11,5 Prozent (optimal 10 bis 10,5 Prozent) nicht zu überschreiten, aber dennoch gute Erträge und eine optimale Kornausbildung zu ermöglichen. Die zweite N-Gabe wird meist etwas angehoben, um die Ährenausbildung zu unterstützen.
Erstmals mehrzeilige Winterbraugerste geprüft
Neben den bekannten Standardsorten Malwinta und Wintmalt wurden in diesem Anbaujahr drei weitere zweizeilige Sorten sowie als Novum eine mehrzeilige Winterbraugerste an den drei hessischen LSV-Standorten geprüft. Für vier Sorten liegen inzwischen dreijährige Ergebnisse vor.
In den einzelnen Jahren werden von den Sorten, je nach Verlauf der Witterung, unterschiedliche Anpassungsreaktionen verlangt. Im Erntejahr 2012 stand beispielsweise die Winterhärte im Vordergrund, 2014 waren als ertragssichernde Merkmale eine besondere Wurzelvitalität in dem sehr nassen Herbst und dann Trockentoleranz im Frühjahr besonders gefordert. 2015 verlangte ebenfalls eine gute Wüchsigkeit im feuchten Herbst und eine sehr gute Trockentoleranz im Frühsommer.
Die Versuche wurden in zwei Intensitätsstufen angelegt: Reduzierte Wachstumsreglermenge und kein Fungizideinsatz in Stufe 1, während in Stufe 2 die ortsübliche Intensität gefahren wurde. Insgesamt wurde in Stufe 2 ein Durchschnittsertrag von 86,9 dt/ha erreicht, und damit der sehr gute Ertrag des Vorjahres nochmals um mehr als 3 dt/ha übertroffen.
Gabriele Käufler, LLH, Landwirtschaftszentrum Eichhof – LW 34/2015