Hohes Nacherwärmungsrisiko bei Maissilage in diesem Jahr

Verschiedene Gegenmaßnahmen sind möglich

Dieses Jahr hat es in sich: Auf vielen Betrieben herrscht Futterknappheit und zudem werden die Silagen häufig auch noch warm und weisen Schimmelnester auf. Bei einer Temperaturerhöhung um 10 oC ist täglich von 0,1 MJ NEL/kg TM Energieverlusten auszugehen. Zudem sinkt die Futteraufnahme der Kühe und es ist mit negativen Auswirkungen auf die Tiergesundheit zu rechnen. Welche Gegenmaßnahmen bei der Nacherwärmung von Silagen getroffen werden können, erläutert Annette Jilg, LAZBW Aulendorf.

Bei der diesjährigen Maissilage gibt es aufgrund der langen Trockenheit und Hitze des Sommers in einigen Betrieben Stabilitätsprobleme. Eine Folge kann die Nacherwärmung des Futters im Stock und auch später in der TMR sein, was hohe Nährstoffverluste nach sich zieht und die Futteraufnahme der Tiere senkt.

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Zunächst sollte geprüft werden, ob es sich tatsächlich um Nacherwärmung handelt oder ob die Silage noch nicht ausgekühlt ist. Die normale Kerntemperatur einer ausgekühlten Silage liegt bei etwa 15 oC. Ein Silo­stock wirkt jedoch sehr gut isolierend, vor allem in warmen Jahren ist mit einer verzögerten Auskühlung zu rechnen. In den Randpartien folgt die Temperatur schneller der Umgebungstemperatur, sie sinkt also im Winter und steigt im Sommer eher an. Da diese Zonen problematisch zu verdichten sind, ist dort das Nacherwärmungsrisiko am höchsten. Weist also der Silo­stock in der Mitte höhere Temperaturen auf und die Anschnittfläche ist direkt nach der Entnahme wärmer als am folgenden Tag, so ist dieser Zustand bei einem guten Vorschub unproblematisch. Auch geruchlich zeigt sich dies: Bei Nacherwärmung riecht das Futter alkoholisch bis zu muffig oder gar faulig, eine gute, noch nicht ausgekühlte Silage jedoch aromatisch säuerlich.

Silagen neigen in Trockenjahren zur Erwärmung

Wird der Silostock jedoch nach der Entnahme zunehmend wärmer und es zeigen sich Temperaturen über 20 oC beziehungsweise mehr als 5 oC Temperaturunterschiede am Anschnitt, dann handelt es sich um Nacherwärmung. Verursacher sind hauptsächlich Hefepilze, doch auch Essigsäurebakterien können beteiligt sein. Hohe TM-Gehalte beim Einsilieren führten in diesem Jahr häufig zu Verdichtungsproblemen. Die unerwünschten Schadkeime nutzten den höheren Restsauerstoffgehalt um sich bereits zu Beginn der Konservierung stark zu vermehren. Beim Öffnen des Silos steht ihnen wieder Sauerstoff zur Verfügung, eine explosionsartige Vermehrung ist möglich. Zudem führt erfahrungsgemäß das Silieren bei höheren Außentemperaturen zu geringeren Milchsäure- und Essigsäuregehalten in Silagen, sodass auch aufgrund des Gärsäurenmusters mit einer schlechteren Haltbarkeit (aeroben Stabilität) zu rechnen ist. Hefepilze werden von einer Essigsäurekonzentration von 2 bis 2,5 Prozent in der TM in ihrer Vermehrung gebremst. Diese Essigsäure wird wünschenswerterweise von heterofermentativen Milchsäurebakterien (MSBhetero) gebildet. Die Produktion findet jedoch erst im späteren Gärverlauf statt, daher wirkt sich eine längere Gärdauer positiv auf die Haltbarkeit einer Silage aus.

Annette Jilg – LW 49/2018