Holpriger Weg zu mehr Ringelschwänzen

Schwanzbeißen ist in der Schweinehaltung ein immer wieder auftretendes Problem. Um dem vorzubeugen, wird den Ferkeln in den meisten Betrieben in den ersten Lebenstagen das letzte Drittel des Schwanzes gekürzt. Die EU-Kommission will davon wegkommen – sie macht Druck, schrittweise den Anteil an Ringelschwanz-Tieren zu erhöhen.

Ab dem 1. Juli dieses Jahres greift der Nationale Aktionsplan Kupierverzicht. Dem Schweinehalter bleiben dann zwei Handlungsmöglichkeiten: Zum einen kann er zunächst weiter kupieren, muss aber Verletzungen dokumentieren und mit geeigneten Maßnahmen reduzieren. Zusätzlich muss eine jährliche Risikoanalyse durchgeführt werden und zweimal jährlich ist es erforderlich, Schwanz- und Ohrenverletzungen zu dokumentieren. Die zweite Handlungsmöglichkeit besteht darin, einen kleinen Teil der Tiere mit Ringelschwanz zu halten und mögliche Verletzungen zu dokumentieren. Fraglich ist jedoch, ob Erfahrungen mit dieser sogenannten Kontrollgruppe den Betriebsleiter generell in puncto Haltung von Ringelschwanzschweinen weiterbringen.

Dass die Haltung unkupierter Tiere nicht so einfach ist, wurde bereits in vielen Praxisversuchen bewiesen – Schwanzbeißen beim Schwein ist eine in allen Haltungsformen auftretende Verhaltensauffälligkeit mit vielen Ursachen. Bei einem Durchgang hilft es beispielsweise, die Tiere viel zu beschäftigen, beim anderen nicht – derzeit gibt es kein Patentrezept, um Schwanzbeißen zu verhindern (siehe LW-Beiträge unter www.lw-heute.de, Suchwort Schwanzbeißen).

Gleichwohl müssen sich die Landwirte den Anforderungen der EU und den Wünschen der Gesellschaft stellen und schrittweise den Einstieg in den Kupierverzicht wagen. Erste Erfahrungen aus Nordrhein-Westfalen, wo bereits ein entsprechender Erlass zur Durchführung des Aktionsplans vorliegt, wurden vergangene Woche auf einer Schweinefachtagung in Gudens‑

berg vorgestellt (siehe Beitrag auf Seite 35 bis 37). Fazit dieser Veranstaltung: Die 19-seitige Risikoanalyse, die jährlich durchzuführen ist, nimmt zwar einige Zeit in Anspruch, kann aber auch als Maßnahme gesehen werden, um mögliche Probleme im Betrieb aufzudecken.

Jennifer Krämer – LW 18/2019