GVO-Zulassungsverfahren müssen schneller werden

Die Futtermittelwirtschaft und der Berufsstand schlagen Alarm. Sollten die EU-Zulassungsverfahren für gentechnisch veränderte Pflanzen weiterhin so schleppend verlaufen, könnten sich die Futtermittel schon in Kürze stark verteuern und die Veredlungswirtschaft in Europa und in Deutschland schweren Schaden nehmen. Dabei geht es vor allem um Eiweißfuttermittel, die aus Soja hergestellt werden. Das Ausmaß der Nachteile wird davon abhängen, inwieweit und wann die großen Erzeugerstaaten wie die USA, Brasilien und Argentinien neue genveränderte Sorten (GVO) anbauen. Sollten die Zulassungsverfahren der EU nicht schneller werden, könnten diese neuen Sorten, wenn sie schon in der nächsten Saison angebaut werden, nicht mehr in die EU eingeführt werden. Ein sehr großes Problem ist auch, dass Futtermittel, sollten sie auch nur minimale Spuren von nicht in der EU zugelassenen Sorten enthalten, in der Gemeinschaft nicht verkehrsfähig sind. Denn anders als bei in der EU zugelassenen GVO-Sorten, gilt bei ihnen nicht der 0,9-Prozent-Grenzwert.
Die Sojaproduzenten Brasilien und Argentinien werden sich womöglich weiterhin stärker nach der Kundschaft in der EU richten als die USA und weitgehend EU-zugelassene GVO-Sorten anbauen. Allerdings nimmt der Einfluss der Europäer als Futtermittel-Kunde ab. Schnell wachsende Volkswirtschaften wie China bestimmen als große Importeure immer mehr den internationalen Anbau. Und die Chinesen sind weit weniger kritisch gegenüber GVO.
Die Zulassungsverfahren in der EU müssen also schneller werden, und die Zulassungen dürfen nicht von politischen Mehrheiten abhängen, sondern müssen nach wissenschaftlichen Grundsätzen vergeben werden. Außerdem müssen statt Nullwerten vernünftige Grenzwerte her.
Cornelius Mohr