Höhere Milchpreise – was kommt beim Erzeuger an?

Die vom Lebensmitteleinzelhandel (LEH) angekündigte beziehungsweise umgesetzte Preiserhöhung für Trinkmilch und für Butter ist ein Erfolg für die Milcherzeuger und für die Verhandlungsführer, dessen Ausmaße  allerdings momentan noch schwer einzuordnen ist. Die kommenden Tage werden zeigen, ob auch für andere Milchprodukte die Preise erhöht werden. Nur dann werden letztlich auch die Erzeugerpreise spürbar nach oben gehen, wofür viele Milcherzeuger mit sehr hohem Einsatz gekämpft haben. Aldi hat von vornherein seine Preiserhöhung nur auf Trinkmilch begrenzt. Handelsketten, die zunächst die Butterpreise erhöht haben, machen zum Teil schon wieder einen Rückzieher.
Für die Milcherzeuger war die Zeit während des Boykotts sehr hart, und sie bleibt auch nach dem Lieferstopp schwierig. Wann kommt die Erhöhung des Auszahlungspreises, wird auch der ganze Mehrerlös durchge­-r­eicht, sollen wir schon wieder streiken, lauten die Fragen.
Der Mehrerlös – sollte es bei den Preiserhöhungen nur für Milch und zum Teil für Butter bleiben – wird von Molkerei zu Molkerei sehr unterschiedlich sein, je nach dem, welche Produktpalette beziehungsweise welche Verwertung sie haben. Ausschlaggebend sind auch der Anteil der Milchprodukte, der nicht an den LEH vermarktet wird und die Höhe des Exportanteils, denn beide Sparten sind von Preiserhöhungen bislang nicht betroffen.
Darüber hinaus ist noch nicht sicher, ab wann und wie der LEH die in den Läden schon erhöhten Preise den Molkereien als Mehr­erlös gutschreibt. Zunächst müssen die Ver­handlun­gen zwischen Molkereien und Handel abgeschlossen werden; hinzu kommen die langen Zahlungsziele des Handels. Und bis etwaige Preiserhöhungen auf der Milchgeldabrechnung auftauchen, kann es noch viele Wochen dauern.
Cornelius Mohr