Einen Stein ins Rollen gebracht

Der Milchgipfel am Dienstag in Berlin hat es geschafft, eine gemeinsame Diskussionsgrundlage aufzustellen und hat von allen Beteiligten weitgehende Zustimmung erfahren. Dies ist ein Erfolg für Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer, der offensichtlich ein gut ausgearbeitetes Papier vorgelegt und damit letztlich auf den Druck reagiert hat, den der Berufsstand mit seinen Aktionen aufgebaut hat. Wenn es auch nach wie vor Meinungsunterschiede gibt, gerade was die geeigneten Maßnahmen betrifft, Milchmengen auf dem Markt zu beschränken, so sind die Beteiligten doch etwas enger zusammengerückt.
Es wurden Dinge angeschoben oder bekräftigt, die jetzt im Bundesrat (Abschaffung der Molkereisaldierung, Änderung des Umrechnungsfaktors Liter/Kilogramm, Einrichtung einer Bundesbörse) beziehungsweise bei der EU (BDM-Forderungen: Erhebung einer Ãœberschussabgabe auf überlieferte Milch, marktunwirksame Einstellung von Quotenerhöhungen in die nationale Reserve sowie Erhebung einer Umlage bei den Milcherzeugern) letztendlich entschieden werden müssen. Die Zuleitung dieser Forderungen an die eigentlich zuständigen Entscheidungsträger ist gut, auch für die Diskussion im Berufsstand. Was wurde darüber hinaus erreicht? Minister Seehofer hat sich voll und ganz gegen eine marktunabhängige Milchquotenerhöhung in der EU gestellt und sich klar für die Einrichtung eines Milchfonds posi­tioniert.  Sehr hart angegangen wurde die Molkereiwirtschaft, nicht nur von den Erzeugern, sondern auch von Politik und Handel. Die Molkereien stehen jetzt enorm unter Druck, ihre Strukturen anzupassen. Der Lebensmitteleinzelhandel war dem Vernehmen nach sehr kooperativ und scheint gesellschaftliche Verantwortung ernstzunehmen, Lockvogelangebote sollen künftig unterblieben und die Vermarktung regionaler Produkte gestärkt werden. Ein Stein ist durch den Milchgipfel ins Rollen gekommen, allerdings auf einem Feld, auf dem die Bedingungen des Marktes herrschen.
Cornelius Mohr