Praktikable Lösung

Im Vorfeld des Welttierschutztages am 4. Oktober hat der Deutsche Tierschutzbund Anfang dieser Woche in Berlin gegen die betäubungslose Kastration von Ferkeln protestiert mit dem Ziel, sie durch eine Änderung des Tierschutzgesetzes zu verbieten. Seit Mitte des Jahres ist die seit jeher in Deutschland gängige Praxis im Fokus der Medien, und der Druck gegen dieses Verfahren wächst. Im Extremfall wird zum Verzicht auf den Konsum von Schweinefleisch aufgerufen.
Bilder, die die Kastration zeigen, erschrecken die Verbraucher. Dagegen helfen Erklärungen kaum, zumal niemand gerne Ferkel kastriert. Unterdessen hat der Lebensmittelhandel, wie bereits in anderen Ländern, auch in Deutschland reagiert. Bei Aldi Nord und Süd wird beispielsweise Frischfleisch nur noch von weiblichen Schweinen verkauft. Diese Entwicklung einer Zersplitterung des Marktes muss verhindert werden. Denn verschiedene Standards führen zu einer zusätzlichen Verunsicherung der Konsumenten und zu höheren Kosten in der Produktion.
Der Berufsstand hat schon vor längerer Zeit begonnen, nach alternativen Verfahren zu suchen, um den vom Verbraucher unerwünschten Ebergeruch, der im Schweinefleisch auftreten kann, zu verhindern. Die Verabreichung von Schmerzmitteln erscheint ein praktikables Verfahren zu sein, das kurzfristig eingeführt werden kann, um den Kastrationsschmerz der Ferkel zu lindern. Dieses Verfahren wird vom Berufsstand getragen. Ziel bleibt aber, auf eine Kastration ganz zu verzichten. Für die Einführung neuer Verfahren, die sowohl Tierschutz, aber auch Arbeitsschutz und Wettbewerbsfähigkeit der Produktion berücksichtigen wie etwa die Spermiensexung, die Zucht gegen Ebergeruch oder die Immunokastration, gibt es allerdings noch einigen Forschungsbedarf.
Mohr