Eiweißgehalte unter Durchschnitt

Hessische Getreidequalitäten für das Erntejahr 2008 analysiert

Die günstigen Witterungsbedingungen haben in diesem Jahr zu guten bis sehr guten Erträgen geführt. Vom Landesbetrieb Hessisches Landeslabor wurden bisher 194 Proben analysiert. Wie die Inhaltstoffe im Futtergetreide in diesem Jahr ausfallen, erläutern Dagmar Nagel und Kajo Hollmichel vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen.

Die mittleren Rohproteingehalte von 10 bis 10,4 Prozent in den Getreidearten Weizen, Gerste und Triticale liegen 1 Prozent-Punkt unter den Vorjahresgehalten. Weizen und Triticale weisen im Vergleich zu den DLG-Tabellenwerten um 1,8 beziehungsweise 2,8 Prozent-Punkte (geringere Rohproteingehalte auf (Tabelle 1).

Erhebliche Spannen bei den Werten

Bei Gerste unterschreitet der mittlere Rohproteingehalt die Tabellenwerte der DLG um 0,5 Prozent-Punkte und die Vorjahreswerte im Durchschnitt um 1 Prozent-Punkt. Die Ausstattung der Getreide mit Aminosäuren hängt von der Getreideart und dem Rohproteingehalt ab und ist somit ebenfalls unterdurchschnittlich. Zu beachten sind auch die erheblichen Spannweiten der Einzelergebnisse, die zwar nicht ungewöhnlich sind, bei der Futterberechnung jedoch zu berücksichtigen sind. Die Energiedichte des diesjährigen Getreides bewertet in Netto-Energie-Laktation (NEL) für Milchvieh zeigt im Durchschnitt zwischen 7,05 MJ NEL/kg (Gerste) und 7,49 MJ NEL/kg (Weizen). Die Umsetzbare Energie Schwein (MES) liegt mit Gehalten von 12,8 MJ MES/kg bei Gerste bis 13,9 MJ MES/kg beim Winterweizen um 0,1 bis 0,2 Prozent-Punkte unterhalb der DLG-Tabellenwerte, jedoch aufgrund höherer Stärkegehalte leicht über den Vorjahreswerten. Die Rohfasergehalte bei Weizen und Triticale schwanken kaum um den Wert von 2,6 Prozent herum. Bei Gerste sind im Durchschnitt recht hohe Werte bei stärkerer Schwankung ermittelt worden. Aus Gründen der Vergleichbarkeit beziehen sich die angegebenen Werte auf einheitliche Trockenmassegehalte von 88 Prozent. Mit Säuren konservierte Proben weisen in der Analyse verringerte Trockenmassegehalte auf. In diesem Jahr erfordern die geringen Rohproteingehalte des eigenen Getreides Anpassungen der Proteinträger in der Ration. Änderungen sollten auf Grundlage der Analysen des wirtschaftseigenen Futters und nach individueller Berechnung vorgenommen werden. Beispielsweise bedeutet dies für Schweinerationen mit über 75 Prozent Getreideanteil, dass etwa 2 Prozent mehr Sojaschrot (43 bis 44 Prozent Rohprotein) eingesetzt werden muss. Der im Vergleich zum Vorjahr höhere Energiegehalt solcher Rationen entspricht 0,5 Prozent Öl, die eingespart werden könnten. Bei tragenden Sauen ist die Mindestanforderung für Rohfaser in der Tagesration (200 g je Sau und Tag) zusätzlich zu beachten, wobei die genaue Kenntnis des Rohfasergehaltes hilfreich ist. Bei Rationsberechnungen ist Kajo Hollmichel behilflich ( 0561/ 7299-257; Fax -210 oder E-Mail: Kajo.Hollmichel@llh.hessen.de).

Weniger Pilzgifte zu erwarten, bei Triticale teilweise Auswuchs

Infolge der vorherrschenden Witterungsbedingungen ist eine geringe Belastung mit Feldpilzgiften (Leittoxine sind Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon (ZEA) zu erwarten. Da Belastungen nesterweise auftreten und bei Ernte und Einlagerung teilweise ins Erntegut eingemischt werden, ist bei Verdacht auf Mykotoxinbefall eine Beprobung zweifelhafter Chargen erforderlich. Zumal besonders junge Schwei­ne und Sauen sensibel reagieren, ist hier auch eine vorsorgliche Analyse sinnvoll. Auswuchs wurde in diesem Jahr vorwiegend bei Triticale beobachtet. Hier sind weiter verringerte Rohproteingehalte zu erwarten. Wegen der möglichen Keimbelastung sollte Auswuchsgetreide grundsätzlich nicht an Sauen und Ferkel verfüttert werden, zudem sollte der Einsatz in der Mastschweinefütterung je nach Befallsstärke auf 10 bis 30 Prozent begrenzt werden. Fazit: Insgesamt zeigt die Analyse der Getreidewerte in diesem Jahr verminderte Rohproteinwerte bei mittleren Energiegehalten. Durch die guten Erntemengen kam es offenbar zu Verdünnungseffekten beim Rohprotein, die Stärkemengen liegen auf durchschnittlichem Niveau. Eine ähnlich hohe Belastung mit Pilztoxinen wie im Vorjahr liegt nicht vor. Mehr Informationen zur Getreidequalität und Preiswürdigkeit sowie Hinweise zur Probennahme sind unter www.llh-hessen.de (Landwirtschaft/Tierproduktion) zu finden.