Spitzenbetrieben über die Schulter geschaut

Oft sind es nur die kleinen Dinge, diese jedoch konsequent umgesetzt, die hervorragende von weniger erfolgreichen Betrieben unterscheiden, so auch in der Schweinehaltung. Worauf die Betriebsleiter von Spitzenbetrieben besonderen Wert legen, stellte Prof. Martin Ziron, Fachhochschule Südwestfalen, im Forum Schwein auf der Eurotier vor.

Nicht das Tier, sondern der Mensch ist der entscheidende Faktor: Was Spitzenbetriebe besser machen als ihre Kollegen hat die DLG mit Hilfe einer Umfrage analysiert. Kontrollgänge sind demnach nicht als Zusatz, sondern als eigenständige Arbeit anzusehen. Erst danach wird entschieden, was zu tun ist.

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Auf Basis einer Befragung wurden etwa 100 Mastbetriebe analysiert. Die oberen 25 Prozent hätten 824 Gramm tägliche Zunahmen bei ihren Tieren vorzuweisen, die Top Ten sogar 856 Gramm. Einen wichtigen Stellenwert nehme bei den Erfolgsfaktoren die Futterration ein. Die Fütterungstechnik in diesen Betrieben sei zu 65 Prozent eine Flüssigfütterung und zu 27 Prozent Breifutter. 75 Prozent der Spitzenbetriebe seien Eigenmischer. Sicherheitszuschläge bei Nährstoffen bei schwachem Gesundheitsstatus
Berücksichtigt werden sollten die kürzlich angepassten DLG-Fütterungsempfehlungen. Wie die Ration zusammengesetzt ist, sollte vom Gesundheitsstatus der Tiere abhängig gemacht werden. „Ist dieser schwach, sollten Sicherheitszuschläge bei den Nährstoffen einkalkuliert werden“, so Ziron. Man solle durchgängig die gleichen Komponenten füttern. „Nur das Verhältnis untereinander sollte angepasst werden.“ Der laufenden Kontrolle der Ration werde in vielen Betrieben ein zu geringer Stellenwert eingeräumt. Spitzenbetriebe seien hierauf jedoch bedacht. Neben der Prüfung der Inhaltsstoffe durch Futtermitteluntersuchungen lassen diese die Ration von einem Berater kontrollieren. Nebenprodukte sollten nur in begrenztem Umfang eingesetzt werden, damit die Ration stabil bleibt. Dabei müssten bei jeder angelieferten Charge pH-Wert und Trockensubstanzgehalt analysiert werden.
Nicht nur bei Flüssigfütterungsanlagen ist die Hygiene rund um die Fütterung ein entscheidender Punkt. Lagerbehälter für Trockenfutter müssen regelmäßig gründlich gereinigt werden und auch das Getreide in Eigenmischun­gen soll vorgereinigt werden. Belüftung und Temperaturkontrolle bei den Getreidesilos sollte selbstverständlich sein. Auf Qualität muss auch beim Tränkwasser geachtet werden. Dieses müsse Trinkwasserqualität haben, Wasserleitungen müssten regelmäßig gespült und Stichleitungen leerlaufen gelassen werden, so Ziron. Wird eine hohe Keimzahl im Wasser festgestellt, sollte eine Wasserdesinfektion erfolgen.
Maximale Ferkelzahlen sind nicht das Ziel
In den analysierten Ferkelerzeugerbe­trieben seien bei den oberen 25 Prozent 26,6 abgesetzte Ferkel und bei den Top Ten 27,6 Ferkeln ermittelt worden, so Ziron. Es dürfe jedoch nicht alleiniges Ziel sein, hohe Ferkelzahlen zu realisieren; denn die Grenzkosten seien entscheidend. Mit 24 bis 25 abgesetzten Ferkeln könne der Gewinn am Ende höher sein, als bei 27. Die tragenden Sau­en in den befragten Betrieben wurden zu 42 Prozent mit einer rationierten Gruppenfütterung versorgt. 54 Prozent setzten eine rationierte individuelle Füt­te­rung ein. Ziron nannte einige Punkte, die sich bewährt haben: Neben hellen, sauberen Ställen sollte ein guter Überblick über die Leistungen und Gesundheitsprobleme der Sauen vorhanden sein. Ein Ausdruck aus dem Sauenplaner mit allen Wurfergebnissen gehöre deshalb über jede Sauenbucht.
Ein Knackpunkt im Sommer ist in vielen Betrieben die hohe Stalltemperatur. Verschiedene Varianten der Kühlung können zum Einsatz kommen. So zum Beispiel die Temperatursenkung über Wasserdampf, der in den Vor­raum geblasen und über Lüftungs­klap­pen in den Stall gedrückt wird. Auch eine Wand aus Porotonsteinen, durch die Luft von außen angesaugt und bei der gleichzeitig Wasser auf die Steine getropft wird, nutzt die Verdunstungskälte gut und kühlt die Stallluft. Bei einer Kühlung über Wasserdüsen direkt im Stall müssen in jedem Fall Feuchtefühler installiert werden. „Ab 60 Prozent Feuchte wird kein zusätzlicher Kühlungseffekt mehr erreicht, sondern das Klima verschlechtert sich“, so Ziron.
Für jedes Abferkelabteil einen eigenen Kotkratzer
Auch bei der Hygiene zeigte sich, dass Kleinigkeiten den Unterschied ausmachen. So bringe es viel, für jedes Abferkelabteil einen eigenen Kotkratzer zu nutzen, weil so weniger Krankheitserreger verschleppt würden. Bei der Anschaffung von Volumendosierern müsse darauf geachtet werden, dass diese mit dem Hochdruckreiniger auch von innen zu reinigen seien, ohne sie komplett zerlegen zu müssen. Ziron hatte für Sauenhalter einige Tipps rund um die Fütterung parat: Zur Reduktion von Totgeburten haben sich zusätzliche Vitamingaben, viel Tränkwasser und eine intensive Geburtskontrolle bewährt. Auch vor der Fütterung soll den Tieren eine große Menge Wasser verabreicht werden. Ab der dritten Säugewoche hat sich eine Fischmehlgabe bewährt. Genau zu beobachten ist die Kotbeschaffenheit: Veränderungen geben Aufschluss über Verdauungs- und Gesund­heitsprobleme.
Die Genetik hält Ziron nicht für entscheidend: In den ausgewerteten Betrieben wurden 60 Varianten eingesetzt. Teilweise wurde die Genetik gewechselt: Die zusätzlichen zwei bis drei Ferkel müssten jedoch auch aufgezogen werden können. Ein angepasstes Mana­gement sei dafür notwendig, sonst könne sich nach dem Genetikwechsel das Ergebnis unter dem Strich auch verschlechtern. Fazit der Befragung: das Management muss stimmen und zwar 365 Tage im Jahr. Futter muss möglichst preiswert, darf aber nicht billig, das heißt mit geringerer Qualität, eingekauft werden. Und: Kontrollgänge seien ein eigenständiger Arbeitsgang: Erst danach werde ent­schieden, was zu tun ist. Spitzenbetriebe seien außerdem ständig auf der Suche nach Verbesserungen und setzten diese zügig um. Ad