Zulassungsbehörde, Handel und Erzeuger an einen Tisch

Gerade hat das EU-Parlament die Pflanzenschutzrichtlinie verabschiedet, was die Obst- und Gemüsebauern aufatmen ließ, weil ein tragfähiger Kompromiss gefunden wurde. Die europäischen Berufskollegen sagen erbost, die EU-Richtlinie sei eine deutsche Richtlinie, denn Vieles ist hierzulande bereits umgesetzt, was andere EU-Länder erst noch erarbeiten müssen. Zum Beispiel müssen alle Mitgliedstaaten na­tio­­nale Aktionspläne erstellen, wir haben bereits seit 2004 einen zur Verringerung der Risiken beim Pflanzenschutz. Ab 2014 müssen alle EU-Länder den integrierten Pflanzenschutz umsetzen, der in Deutschland schon seit 1986 gesetzlich festgeschrieben ist. Das ist einmalig in Europa.

In Deutschland werden diese Bemühungen der heimischen Erzeuger, den Pflanzenschutz auf ein Mindestmaß zu reduzieren und dennoch einwandfreies Obst und Gemüse – frei von Schädlingen und Krankheiten – anzubieten, oft nicht anerkannt. Greenpeace übt enormen Druck auf den Handel aus und spielt die Unternehmen gegeneinander aus. Discounter und Lebensmittel­einzelhandel fordern jetzt, dass die gesetzliche Rückstandshöchst­menge bei Weitem nicht mehr ausgelastet werden darf. Jedes Unternehmen hat willkürlich eigene Forderungen aufgestellt, was kaum noch praktikabel ist. Die Obst- und Gemüsebranche will nun die Zulassungsbehörde davon überzeugen, dass sie sich mit den Vertretern des Lebensmitteleinzelhandels und den Erzeugern an einen Tisch setzt, um über die Probleme zu sprechen. Es sind keine zusätzlichen Vorgaben notwendig, um die Verbrau­cher zu schützen, weil dies durch die gesetzlichen Rege­lungen, die in Deutschland sehr streng sind, gewährleistet ist. In Österreich sitzen regelmäßig Vertreter des Rewe-Konzerns mit Erzeugern zusammen, um zu besprechen, was umsetzbar ist. Das müsste doch auch hierzulande möglich sein.

Bettina Siée