Aigners Absage an die grüne Gentechnik

Beim Amtsantritt von Ilse Aig­ner Ende Oktober des vergan­genen Jahres wurde noch spekuliert, inwieweit sie als vormaliges Mitglied im Bundestagsausschuss für Bildung, Forschung und Tech­nikfolgenabschätzung die grüne Gentechnik propagieren würde. Wie die neue Bundeslandwirtschaftsministerin dazu steht, hat sie jetzt sehr deutlich gemacht – anders als ihr Vorgänger Horst Seehofer, der in dieser Frage herumlaviert hatte, spricht sich Aigner klar gegen grüne Gentechnik aus.

Dennoch sind ihre Aussagen nicht mutig, sondern eher wahltaktisch motiviert. Ministerin Aigner folgt der bayerischen Linie, die der Umweltminister des Freistaates, Mar­kus Söder, vor kurzem formuliert hat. Söder will nach eigenen Angaben mit weichen Themen wie Umwelt und Gesundheit Wähler hinzugewinnen, insbesondere junge Familien und junge Mütter. Dazu brauche man einen Kurswechsel bei der grünen Gen­technik mit dem Ziel, dass Bay-ern auf Dauer eine gentechnikfreie Zone wird.

Wissenschaftliche Argumente spielen offensichtlich keine Rolle mehr. Das kommt auch darin zum Ausdruck, dass Aigner und Söder am liebsten auch auf Freilandversuche verzichten wollen. Wie sonst soll man aber Umweltwirkungen von gentechnisch veränderten Pflanzen, zumal unter hiesigen Bedingungen, beurteilen können, die ja vielfach gegen den Anbau vorgebracht werden.

Ministerin Aigner weiß sich mit ihrer Meinung im Einklang mit der Mehrheit der Bevölkerung, ob diese Meinung wissenschaftlich fundiert ist oder nicht. Die Bauern, und da hat Frau Aig-ner recht, haben noch keinen großen Vorteil vom Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen. Außerdem bauen sie grundsätzlich das an, was die Verbraucher wollen. Dennoch: wenn hierzulande auch noch die Gentechnikversuche eingeschränkt werden sollen, dann passt das eben doch nicht zum Forschungsstandort Deutschland.

Cornelius Mohr