Darm außer Rand und Band
Worauf es bei der Pflege ankommt
Durchfall hat viele Ursachen. Vor allem immungeschwächte Menschen und solche mit einer geschädigten Darmflora sind häufiger davon betroffen. Viel trinken, schonende Aufbaukost und Hygiene sind wichtig.
Mögliche Ursachen
Von Durchfall wird gesprochen, wenn die tägliche Stuhlentleerung häufiger als dreimal pro Tag erfolgt und die Beschaffenheit des Stuhls wässrig oder breiig ist. Gelangen schädliche Bakterien in den Darm, können sie in die Zellen der DarmschleimÂhaut eindringen und diese reizen. Die Zellen reagieren dann mit einer Entzündung. Die Schleimhaut produziert daraufhin große Mengen an Flüssigkeit, die in den Darm abgegeben wird. Andere Bakterien setzen im Darm Giftstoffe frei, die zur Schädigung der Darmwandzellen führen. Die Zellen sind nun nicht mehr in der Lage, die Flüssigkeit aus dem Darm ins Körperinnere zu transportieren. Auch dadurch kann es zu Durchfall kommen.
Aber auch andere Ursachen können zu einem wässrigen Stuhl führen. So zum Beispiel die Einnahme von Antibiotika. Diese Mittel bekämpfen Bakterien, indem sie diese töten oder deren Wachstum hemmen. Dabei unterscheiden sie nicht zwischen nützlichen und krankmachenden Bakterien. So werden mit den Krankheitserregern auch für den Körper nützliche Bakterien zerstört. Bei der Neubesiedlung des Darms geÂwinnen dann krankheitserregende Bakterien die Oberhand. Der Körper reagiert mit Durchfall.
Neben bakteriellen Infektionen können auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten zum Beispiel gegen Milchzucker oder Gluten, dem Klebereiweiß in Getreide, Durchfall auslösen. Bei älteren Menschen sind es auch verdorbene Nahrungsmittel, die versehentlich konsumiert werden. Auch größere Mengen von bestimmten Zuckeraustauschstoffen wie Sorbit können Durchfall hervorrufen. Nicht zuletzt sind bestimmte Erkrankungen des Darms, der Schilddrüse oder des Nierenbeckens dafür verantwortlich.
Was tun bei Durchfall?
Beim Durchfall kommt es schnell zu einem großen Wasserverlust im Körper, der wieder aufgefrischt werden sollte. Anzeichen dafür sind eine trockene klebrige Zunge, trockene Haut sowie trockene Schleimhäute von Augen, Nase und Mund. Auch ein niedriger Blutdruck weist auf einen zu großen Wasserverlust im Körper hin.Damit nicht alles wieder erbrochen wird, sollten Sie Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen schluck- oder löffelweise etwas zu trinken anbieten. Nicht zu viel auf einmal, aber immer wieder trinken! Wasser und Tee werden meist besser kalt vertragen. Aber auch verdünnte Säfte ohne Kohlensäure dürfen gegeben werden. Milch ist tabu.
Leichter Kostaufbau
Die Kost lässt sich mit Zwieback, Reiswaffeln, Biskuit oder Salzstangen wieder aufbauen. Wird das vertragen, können fettarme Suppen wie zum Beispiel klare Gemüsebrühe mit Nudeln oder Reis, Griessuppe oder Haferflockensuppe sowie Reis, Nudeln, Kartoffelpüree, Salzkartoffeln gegeben werden.
Am zweiten oder dritten Tag können zusätzlich gedünstete Karotten, Zucchini oder SchwarzÂwurzeln sowie zerdrückte Bananen, geriebener Apfel, Heidelbeermus oder Ähnliches angeboten werden. Erst wenn das alles vertragen wird, kann mageres Fleisch, wie Geflügel oder Kalb, den Speiseplan ergänzen. Danach sollten auch Milchprodukte und Normalkost möglich sein.
Vorlagen wechseln
Manchmal ist es notwendig, dass für die Zeit des Durchfalls Vorlagen getragen werden müssen. Bei normalem Durchfall reichen Flocken-Vorlagen, bei Inkontinenz sind Vorlagen aus dem Sanitätshaus angebracht. Die Vorlagen sind zu wechseln, sobald diese mit Kot beschmiert sind. Bei extremen Durchfall sollten die betroffenen Hautregionen mit Zinksalbe eingecremt werden.
Hygiene ist wichtig
Erkrankte müssen sich nach jeder Toilettenbenutzung die Hände gründlich waschen. Eine gute Hände- und ToilettenÂhygiene mit regelmäßiger Reinigung der Kontaktflächen stehen im Mittelpunkt. Auch sollte der Pflegebedürftige nur seine eigenen Hygieneartikel wie Flüssigseife und Handtücher verwenden.
Durch Erbrochenes oder durch Stuhl verunreinigte Gegenstände und Flächen wie zum Beispiel Waschbecken, Toiletten, Türgriffe oder Böden sollten unter Benutzung von Haushaltsgummihandschuhen gründlich gereinigt werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass es nicht zu einer Weiterverbreitung kommt, zum Beispiel durch Verwendung von Einwegtüchern und deren anschließende Entsorgung.
Geschirr kann wie üblich gereinigt werden. Leib- und Bettwäsche sowie Handtücher sollten bei mindestens 60 °C gewaschen werden.
Ein genereller Einsatz von Desinfektionsmitteln ist im Privathaushalt in der Regel nicht erforderlich. Vielmehr kommt es auf die konsequente Einhaltung der genannten Hygienemaßnahmen an.
Hände desinfizieren
Hat es Sie als Pflegeperson einmal erwischt, dann ist es sinnvoll, dass Sie sich zusätzlich die Hände desinfizieren. Zur Desinfektion nur Präparate mit nachgewiesener Viruswirksamkeit verwenden.
Wenn der Durchfall Ihres pflegebedürftigen Angehörigen länger als drei bis vier Tage dauert, wenn Kreislaufprobleme dazu kommen schon eher, oder wenn Blut im Stuhl ist, sollten Sie unbedingt den Arzt informieren.
Das gleiche gilt, wenn andere Beschwerden wie Fieber und Schmerzen hinzukommen. Jochen Fallenberg