Vermarktungsrisiken absichern

In wenigen Wochen stehen die Getreide- und die Rapsernte an. Aufgrund der ausreichenden Niederschläge sind die Ertragsaussichten derzeit nicht schlecht. Für den Preis spielt allerdings die Höhe der heimischen Ernte keine Rolle mehr. Entscheidend ist der Weltmarkt. Und auf ihm spielen auch Faktoren wie Wetter, politische Entscheidungen oder Verwaltungsmaßnahmen wie Zolländerungen eine Rolle. Diese Faktoren sind kaum vorherzusagen. Das Auf und Ab der Preisnotierungen auf den Getreide- und Ölsaatenbörsen ist extrem. Die Handelsunternehmen betreiben deshalb Risikomanagement, das dafür sorgt, dass das Unternehmen nicht in eine Schieflage gerät. Es dürfen keine Positionen offen bleiben, gekauftes Getreide muss also weiterverkauft oder an der Börse abgesichert sein. Andernfalls könnten die Unternehmen bei fallenden Preisen auf teuer gekauftem Getreide sitzen bleiben. Manchem Landhandelsunternehmen ist gerade dies in jüngster Zeit zum Verhängnis geworden. Der Landwirt braucht ebenfalls ein Risikomanagement. Nimmt man beispielsweise bei einer Ackerfläche von 100 Hektar und einem Ertrag von 80 Dezitonnen einen Preisunterschied von 8 Euro an, den es auf den Märkten binnen Jahresfrist gab, so errechnet sich ein Betrag von 64 000 Euro Haben oder Nichthaben für den Betrieb. Daraus wird ersichtlich, wie wichtig es ist, sich vorab eine Vermarktungsstrategie zurechtzulegen. Elemente der Risikominderung sind die Vermarktung von Getreide zu mehreren Zeitpunkten und die Preisabsicherung an der Börse. Wichtig ist es auch, die eigenen Kosten zu kennen, zu denen man das Getreide erzeugt hat, um kalkulieren zu können, welchen Preis man mindes­tens braucht. Der Handel bietet mittlerweile einige Vermarktungsmodelle, die dem Landwirt helfen, sein Risiko zu mindern.
Cornelius Mohr