„Klonfleisch“ lenkt von Situation der Bauern ab

Schon seit etwa anderthalb Jahren werden Fleisch und Milch der Nachkommen geklonter Tiere in den USA und in Kanada verkauft. Diese Woche nun machten auch die EU-Agrarminister den Weg frei für die Zulassung dieser neuartigen Lebensmittel. Bevor sie auf den europäischen Markt kommen, müssen „Klonfleisch“ und „Klonmilch“ von der EU-Lebensmittelaufsicht Efsa geprüft werden. Diese hatte bereits 2008 in einem Gutachten klargestellt, dass sie zwischen dem Fleisch von Klon­nachkommen und dem aus konventioneller Produktion keinen Unterschied sieht. Gesundheitliche Bedenken schließt die Efsa daher zunächst aus, will jedoch noch weitere Studien zur Risikobewertung durchführen.
Der Deutsche Bauernverband, Verbraucherorganisationen und Tierschützer stehen der Verordnung über neuartige Lebensmittel kritisch gegenüber. Zum einen müssen bei der Zulassung ethische Fragen, Tierschutz, Tiergesundheit und die genetische Vielfalt berücksichtigt werden. Zum ande­ren besteht die Gefahr, von den Zuchtunternehmen, die die geklon­ten Emb­ryonen herstellen, abhängig zu werden. Wirtschaftlich ge­sehen, scheint es vernünftig, ein­heitliche Produkte mit einheitlich hochwertiger Qualität herzustellen. Schließlich entspräche das auch dem Wunsch vieler Verbraucher. An Geklontem hat allerdings die Mehrheit der Verbraucher kein Interesse, und Landwirte werden nicht gegen die Verbraucherakzeptanz produzieren.
Besonders ärgerlich bei dem me­dialen Aufschrei über Klon­produk­te ist, dass das Thema von der der­­­zeit prekären wirtschaftlichen Lage der Bauern ablenkt. So stellt die Klonfleisch-Debatte zum Beispiel die große Bauern­de­mons­­tra­tion in Luxemburg während der Agrarministerratssitzung in den Schatten. Das Überleben der Betriebe darf aber als politisches Thema nicht in den Hintergrund geraten. Stephanie Lehmkühler