Schulobst droht im Föderalismusnetz zu vergammeln

Zum Ende des Schuljahres en­de­te für 18 Schulen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg das Pilotprojekt Schulfrucht und alle Beteiligten sind begeistert. Etwa 9 000 Schüler erhielten täglich kostenlos Obst und Gemüse, um sie auf den Geschmack dieser Lebensmittel zu bringen. Die Europäische Union will gesunde Verzehrsgewohnheiten von Kindern mit einem Schulobst­projekt fördern, wie von der Welt­gesundheitsorganisation empfohlen. Dafür stellt die EU jährlich 90 Mio. Euro zur Verfügung und fordert von den Mitgliedstaaten, das Projekt zur Hälfte mit­zufinanzieren. Nach dem Agrar­minis­terbeschluss im Dezember 2008 wurde die Umsetzung in Deutschland zügig vorbe­reitet und im März ein Pilotprojekt gestartet, das von allen gelobt wird. Die Kinder freuten sich und alle Organisatoren, die Schulen und der Fruchthandel berichten vom un­kom­plizier­ten Ablauf.

Das EU-Schulobstprogramm könnte nach den Ferien starten, wenn die Kofinan­zierung ge­klärt wäre. Deutschland kann bis zu 20 Mio. Euro bei der EU ab­ru­fen, wenn es die gleiche Sum­me zur Verfügung stellt, andernfalls verfallen die EU-Gel­der. Doch genau daran scheitert es im Moment. Der Bund, der das Pi­lot­­projekt finanzierte, argumentiert, dass es um Bildung gehe, was Ländersache sei. Die Länder verweisen darauf, dass der Absatz landwirtschaftlicher Produkte ge­fördert werde, dafür sei der Bund zuständig. Der Bundesrat hat diesen stritti­gen Punkt an den Vermittlungs­ausschuss gegeben. Jetzt ist frag­lich, ob dieser nur wegen des Schul­­obst­gesetzes tagen wird und eine Lösung findet. So geht die Legis­laturperiode zu Ende und nach den Bundestags­wahlen müsste alles wieder neu aufgerollt werden. Es kann aber doch nicht sein, dass ein von allen befürwortetes Projekt in den Mühlen des politischen Systems zermahlen wird. Lesen Sie mehr zum Thema in Hof & Familie.

Bettina Siée