Alltagskompetenzen im „Hotel Mama“ vermitteln

Viele Kinder wohnen heute nach Abschluss der Ausbildung weiterhin auf dem elterlichen Hof. Gründe können äußere Gegebenheiten sein wie eine länge­re Ausbildungszeit, der Mangel einer Arbeitsstelle und damit an Geld für eine eigene Wohnung sowie die traditionelle Mithilfe auf dem Hof. Ein weiterer Grund können auch psychische Bedingungen innerhalb der Familie sein: Junge Menschen erhalten heute mehr denn je eine ihrem Alter unangemessene Unterstützung von den Eltern: Das „Hotel-Mama-Phänomen“ liegt im Trend. Während in den 70er-Jahren mehr als 90 Prozent der jungen Frauen mit 20 und junge Männer spätestens mit 21 Jahren von zu Hause auszogen, sah es 2007 so aus: Fast jeder zweite 24-jährige Mann (46 Prozent) lebte noch zu Hause. Bei den Frauen waren es 27 Prozent. Fakt ist: Wer zu Hause rundum wie ein kleines Kind verwöhnt wird, bleibt gerne – entwickelt sich aber nicht weiter. Es besteht die Gefahr eines Entwicklungsstopps beziehungsweise einer Warteschleife im psychi­schen Reifungsprozess.
Damit landwirtschaftliche Familien, bei denen Großfamilien noch angesagt sind, diesen Reifungsprozess ihrer „Nesthocker“ nicht aufhalten, ist es hier besonders wichtig, ihnen frühzeitig Alltagskompetenzen sowohl in finanzieller Hinsicht als auch in Bezug auf haushälterische Fähigkeiten zu vermitteln. Das heißt: Mithilfe und Pflichten bei der Haushaltsführung sowie machbare finanzielle Beteiligung an den Haus­haltskos­ten müssen besprochen und umgesetzt werden. Dieses Gespräch ist gegebenenfalls unbequem, aber notwendig. Schließlich sollen die Kinder später ihren eigenen Haushalt führen können.
Zum „Hotel Mama“ und zu anfallenden Haushaltskosten lesen Sie mehr in Hof & Familie.
Stephanie Lehmkühler