Feiner Jahrgang erwartet

Selten waren die Mostgewichte und die Traubengesundheit unmittelbar vor der Ernte so hervor­ragend wie in diesem Jahr. Bei fast allen Rebsorten ist die Quali­tätsweingrenze erreicht, und auch Dornfel­der hat die geforderten 68 Grad Oechsle deutlich überschritten. Die Voraussetzungen sind optimal für Basisqualitäten, aber auch für das Ausreizen von Spitzenwein.

Die Winzer rechnen mit einer nicht allzu großen Ernte, denn die Traubenblüte ist in spä­ten La­gen durch einen Kälte­­ein­bruch teilweise verrieselt, was zu sehr uneinheitlicher Reife innerhalb des Rebstocks führte. Es sind also große regionale Ertragsunterschiede vorhersehbar. Trotz des sehr hohen Oidiumdrucks 2008 und der idealen Witterungsbedin­gungen für Peronospora, gab es dieses Jahr keine Probleme mit Pilzkrankheiten. Hier ist sicher auch der Erfolg intensiver Laubpflege durch die mittlerweile zum Standard gewordene maschi­nelle Entblätterung der Trauben­zone zu sehen. Botrytis ist bisher noch nicht aufgetreten. So können die Winzer gelassen den optimalen Erntezeitpunkt abwar­ten. Müller Thurgau hat bereits in vielen Anlagen die physiologische Reife erreicht. Bei Mostgewichten von durchschnitt­lich 81 Grad Oechsle in Rheinhessen und 85 in der Pfalz gibt es keinen Grund, mit der Lese zu warten, denn ein frischer, fruchtiger Wein braucht auch ein entspre­chen­des Säureniveau. Den Winzern ist nun trockenes Wetter zu wünschen, um das große Potenzial dieses Jahrgangs nutzen zu können. Immer mehr Be­trie­be begeis­tern sich bei gesundem Lesegut für die Spontan­gärung, die oft ein intensiveres Aromenprofil und individuel­le Weine entstehen lässt, aber auch das Risiko von Fehltönen mit sich bringt.

Die voraussichtlich kleinere Menge des 09ers wird gut zu vermarkten sein, und so hoffen die Winzer auf höhere Preise für den kleinen aber feinen Weinjahrgang.

Bettina Siée