Gut informierte Landwirte tun sich leichter mit dem Roboter

Fragen an Thomas Bonsels vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Thomas Bonsels vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Kassel.

Foto: privat

Besonders in Hessen werden immer mehr Automatische Melksysteme (AMS) eingesetzt. Mittlerweile sind hier laut LLH etwa 80 Melkroboter in Praxisbetrieben im Einsatz, bis Ende 2010 sollen es etwa 150 sein. Das entspricht dann etwa 8 bis 10 Prozent der in Hessen produzierten Milch. Um die Landwirte bei der Anschaffung und späteren Arbeit mit einem AMS fachlich zu unterstützen, bietet der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) ein besonderes Beratungsangebot an: in einer AMS-Interessengemeinschaft werden Betriebe, die in einen Melkroboter investieren möchten, gebündelt. Das LW hat den Tierproduktionsberater Thomas Bonsels vom LLH, Kassel, dazu befragt.

LW: Aus welchen Bausteinen besteht das Beratungsangebot des LLH in Bezug auf den Melkroboter-Einsatz?

Thomas Bonsels: Um dem steigenden Informationsbedarf zum automatischen Melken gerecht zu werden, haben wir ein Beratungsangebot bereitgestellt, das aus mehreren Bausteinen besteht. Betrieben, die sich ganz unverbindlich über diese Technik und die betrieblichen und förderungsmäßigen Gegebenheiten informieren wollen, bieten wir zweimal pro Jahr einen zweitägigen AMS-Schnupperkurs auf dem Eichhof in Bad Hersfeld an. Ist dann die Entscheidung gefallen, auf ein solches System umzusteigen und zu investieren, schließen sich diese Betriebe in der AMS-Interessengemeinschaft-Hessen zusammen. Praxiserfahrungen mit Gleichgesinnten zu erörtern, ist dann der weiterführende Schritt, der schon mit AMS melkenden Betriebe, die sich in der AMS-Arbeitsgemeinschaft-Hessen organisiert haben. Hier hat der Erfahrungsaustausch erste Priorität. Zudem können allgemeine Information zum automatischen Melken über die speziell eingerichtete „AMS-Internetplattform“ des LLH abgerufen werden.
Anmerkung der Redaktion: die Informationen im Internet sowie Kontaktdaten der Ansprechpartner finden Sie hier.

LW: Welche Vorteile hat die Teilnahme an der Interessengemeinschaft für die Betriebe?

Bonsels: Unser Ziel ist, den investierenden Betrieben im Vorfeld möglichst umfassende Informationen bereitzustellen. Priorität hat dabei, die Betriebsleiter so gut wie möglich auf den Umstieg hin zum automatischen Melken vorzubereiten. Wir können heute schon feststellen, dass die Systeme durch diese Maßnahmen deutlich stabiler laufen.
LW: Welche Veranstaltungen werden im Rahmen der Interessengemeinschaft durchgeführt?
Bonsels: Hierzu gehört neben den Firmenpräsentationen die umfassende Information zu den Bereichen Investitionsförderung, Betriebswirtschaft, Stallbauplanung, Management, Fütterung und Controlling. Darüber hinaus beleuchten wir die Thematik auch von Seiten der Milchgüte, der Eutergesundheit und sich daraus ergebender Maßnahmen zur Vorbereitung der Herde auf die Umstellung zum automatischen Melken. Insgesamt bieten wir einen Mix aus firmenspezifischer Beratung und unseren langjährigen Erfahrungen in der Nachbetreuung der produzierenden Betriebe. Am Ende dieses Informationsprozesses steht eine gemeinsame Ausschreibung der in der Interessengemeinschaft organisierten Betriebe, wobei hier jeder Betriebsleiter in seiner Systementscheidung völlig frei ist.
LW: Wie viel kostet die Mitgliedschaft?
Bonsels: Im Rahmen dieses doch sehr intensiven Beratungsblocks kommt es zu etwa 15 Veranstaltungsterminen inklusive einer Lehrfahrt, bei der dann alle AMS-Systeme im praktischen Einsatz besichtigt werden. Die bisherige Teilnahmegebühr beträgt 100 Euro pro Betrieb zuzüglich anfallender Kosten wie zum Beispiel der Lehrfahrt.
LW: Wie profitieren die Landwirte von der Interessengemeinschaft, nachdem der Roboter im eigenen Betrieb bereits läuft?
Bonsels: Für die Betriebe, die auf ein automatisches Melksystem umsteigen, bieten wir zusätzlich zu den regionalen Milchvieharbeitskreisen eine produktionsbegleitende Beratung im Rahmen unseres AMS-Beratungsteams-Hessen an. Hier wird fachübergreifend agiert. Das Angebot umfasst sowohl produktionstechnische Beratung als auch Beratung in Fragen der Milchqualität und Milchgüte sowie der Eutergesundheit.
LW: Können auch Betriebsleiter aus anderen Bundesländern teilnehmen?
Bonsels: Wir haben in diesem Jahr auch Betriebsleiter aus anderen Bundesländern mit betreut, da dieses Beratungsangebot in dieser Form bisher nur von uns angeboten wird. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Teilnahme außerhessischer Interessenten im Vorfeld mit den zuständigen regionalen Beratungsträgern abgesprochen und im Einzelfall entschieden wird. Nach meinem Kenntnisstand gibt es durchaus Bestrebungen anderer Bundesländer, ein entsprechendes Beratungskonzept nach unserem Vorbild aufzubauen.

Die Fragen stellte Marion Adams