Risiken richtig einordnen

Wir leben in einer Informationsgesellschaft. Fernsehen, Radio und Zeitungen liefern täglich eine Fülle von Meldungen, und durch das Internet ist der Zugang zu Informationen einfacher und schneller denn je möglich. Doch die Vielfalt der Informationsmöglichkeiten ist nur die eine Seite. Wichtig ist es, diese Informationen einordnen zu können, zumal wenn es um Risiken, beispielsweise in Bezug auf Lebensmittel geht. Dafür sind nach wie vor Grundlagen hilfreich, die man in der Schule, beispielsweise im Biologie- oder Chemieunterricht erlernt hat. Nur die Men­ge macht das Gift ist dabei eine der wichtigsten Erkenntnisse. Aber auch, dass es keine absolut reinen Stoffe gibt.

Die Nachricht, dass eine bestimmte chemische Verbindung im Mikrogrammbereich in einem Nahrungsmittel gefunden wurde, würde man dann zumindest auf ihre Relevanz hinterfragen. In den Medien wird diese Frage allerdings oft nicht mehr gestellt. Hinzu kommt, dass Organisationen, die gerne mit aufgeblasenen Meldungen an die Öffentlichkeit gehen, ihre Daseins­berechtigung und ihre Spen­deneinnahmen hieraus beziehen.

Es wäre in Deutschland hilfreich, eine Behörde zu haben, die wie in den Vereinigten Staaten die Food and Drug Administration (FDA), bei den Verbrauchern allgemein anerkannt ist. Hierzulande aber scheinen sich die Bundeseinrichtungen wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und Umweltbundesamt (UBA) gegenseitig zu beharken. Die eine arbeitet nach eigenen Angaben nach wissenschaftlichen Maßstäben, die andere – so der Vorwurf – nach politischen. Und so ist man in Deutschland soweit, dass es im Lebensmittelhandel einen Wettlauf um die niedrigs­ten Grenzwerte gibt, nicht zuletzt aus Angst, von besagten spen­denfinanzierten Organisationen vorgeführt zu werden, obwohl noch niedrigere Werte keine Bedeutung für die Gesundheit der Verbraucher haben.

Cornelius Mohr