2009 – ein Jahrgang nach Maß

Zwar ist die diesjährige Weinlese noch nicht vollständig abgeschlossen, trotzdem lässt sich schon jetzt ein Fazit ziehen. Auf einen kurzen Nenner gebracht: mengenmäßig eher unterdurchschnittlich, in qualitativer Hinsicht ein Superjahrgang. Zwar sollte man mit Superlativen zurückhaltend sein, aber in diesem Jahr passte einfach alles.

Sah es zu Beginn während der sehr unterschiedlichen Blüte noch gar nicht so positiv aus, bescherte uns der Wettergott Idealbedingungen. Lange Schönwetterperioden, gepaart mit kurzen Regenschauern im Sommer und weitgehend trockenes Wetter in den letzten Wochen, ließ Traubenmaterial heranreifen, das Spitzentropfen erwarten lässt. Dass trotzdem die Weinpreise nicht die geerntete Qualität widerspiegeln, ist für viele Winzer eine bittere Pille.

Verantwortlich für die Entwicklung am Fassweinmarkt ist das Geschäft der Kellereien und Genossenschaften mit dem Lebensmitteleinzelhandel und dem Discountsektor sowie der Export. Insbesondere bei den günstigen Preiseinstiegsweinen ist der Druck, den die Einkäufer auf ihre Vermarktungspartner machen, immens. Aber nicht nur billig einkaufen wollen die Konzerne, auch Werbekostenzuschüsse, Listungsgebühren oder andere Zusatzkosten werden den Lieferanten aufgebürdet und schmälern die Erträge. Die Insolvenz der Kellerei Lorch zeigt, dass besonders die mittelstän­­-d­ischen Betriebe ihre Probleme haben. Auch im Weinexport insbesondere nach USA, England und Osteuropa geht weniger Menge, was die Vermarktungssituation verschärft. Hinzu kommt, dass billige Ware aus Südeuropa den Weinmarkt zusätzlich belastet. Spekuliert wird dabei, dass die nicht mehr EU-geförderte RTK-Produktion sowie der Wegfall der gestützten Destillation die Weinmenge weiter anschwellen und deshalb die Weinpreise abrutschen lässt.

Henning Seibert