Neue Runde für Ilse Aigner
Schon kurz nach ihrer Amtseinführung musste Ilse Aigner nach Brüssel zu einer 17-stündigen Marathonsitzung in den Agrarrat. Dort konnte sie die Milchquotenerhöhung nicht verhindern, dennoch schlug sie sich dort nicht schlecht. Auf landwirtschaftlichen Veranstaltungen allerdings blieb sie bislang blass. Sie hat es deshalb schwer, weil sie nicht vom Fach kommt wie ihre Vorgänger Josef Ertl, Ignaz Kiechle und Jochen Borchert oder aber wie Karl-Heinz Funke oder Horst Seehofer, die allein vom Habitus und von der Beredsamkeit her bei den Bauern punkten konnten.
Bei all dem ist Ministerin Aigner aus dem Blickwinkel der Bauern auf der richtigen Seite. Sie wird sich allerdings von einer bayerischen Klientelpolitik lösen und Bundespolitik machen müssen. Ministerpräsident Seehofer, der sich Entscheidungen über wichtige Fragen der Agrarpolitik vorbehalten will, ist nach dem schlechten Wahlergebnis der CSU und der immer lauter werdenden Kritik an seiner wechselhaften und je nach Windrichtung ausgerichteten Politik geschwächt. Dies bietet Chancen für Aigner. Diejenigen Interessenvertreter, die sich öffentlich schon gegen sie ausgesprochen haben aber noch etwas bei ihr einfordern wollen, können sich jetzt eine schöne Ausrede einfallen lassen. Nach dem Motto: Es war ja nicht so gemeint.