Sensitiv und resistent

Die Zeit vor dem Jahreswechsel ist immer eine willkommene Gelegenheit, auf das vergangene Jahr zurückzublicken. Bestenfalls sollte man daraus seine Lehren ziehen und die Erfahrungen für die kommenden Jahre nutzen.

Welche Schlüsse kann der Acker­bauer aus der vergangenen Saison für sich ziehen? Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass das Jahr 2009 die Bauern nicht wirklich weitergebracht hat: Die Preise haben sich noch nicht erholt, die Finanzkrise ist nicht überwunden, die Regelungswut der Bürokraten ist ungebrochen, und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bleibt zumindest problematisch, Beispiel Maisbeizen. Eine Erfahrung aus dem abgelaufenen Jahr ist, dass die Resistenzen gegenüber Pflan­zenschutz­mitteln weiter zugenommen haben – sowohl bei In­sek­ten als auch bei Unkräutern.

Nicht ganz unschuldig daran ist die rigide Zulassungspolitik der EU, welcher eine Vielzahl von Wirkstoffen zum Opfer gefallen ist. Mit nur wenigen oder gar nur einem Wirkstoff kann man kein wirksames Resistenzmanagement betreiben, und die Herausbildung unbekämpfbarer Schaderreger-Populationen ist quasi vorprogramiert.

Diese in Fachkreisen unumstrittene Tatsache hat leider nicht dazu geführt, dass man bei den Entscheidungsträgern die notwendigen Schlüsse zieht; frei nach dem Grundgedanken „Sachkenntnis behindert nur meine Entscheidungsfreiheit“, zeigt man sich dort allzuoft beratungsresistent.

Eine solche Geisteshaltung kann sich natürlich kein Landwirt erlauben, denn um seinen Betrieb fortzuentwickeln, muss er ständig auf dem Laufenden bleiben und gegebenenfalls seine Wirtschaftsweise anpassen. In Sachen Resistenzvermeidung bedeutet dies zum Beispiel, weniger Einsätze zu fahren, diese aber mit voller Aufwandmenge. Auf welche Entwicklungen Sie als Ackerbauer durchaus sensitiv reagieren sollten, lesen Sie in einem Rückblick zum Thema Pflanzenschutz ab Seite 13.

Karsten Becker