Hochleistungskühe richtig halten

Ein wichtiges Ziel eines jeden Milchviehhalters sollte es sein, leistungsstarke, fruchtbare und gesunde Kühe zu halten. Nur so lässt sich wirtschaftlich Milch erzeugen. Im Hinblick auf das Wohlbefinden und damit die Produktivität unserer Tiere spielt der Kuhkomfort eine wichtige Rolle. Im Rahmen der ALB-Baulehrschau findet zum Thema „Haltung von Hochleistungskühen – neuester Stand der Technik“ am 13. Januar ein Seminar statt.

Freilaufställe ohne Einzelliegeboxen sind in anderen Ländern bereits ein Trend. Hier wurde die Liegefläche mit Kompost eingestreut.

Foto: Möcklinghoff-Wicke

Produktive Kühe zeichnen sich dadurch aus, dass sie über die Hälfte des Tages in Liegeboxen ruhen und wiederkauen und über vier Stunden pro Tag mit dem Fressen verbringen. Die einfache Formel „Was braucht die Kuh? – Futter und Wasser, komfortable Liegeflächen, Schmerzfreiheit und frische Luft – ist nach wie vor uneingeschränkt gültig.

Kuhkomfort ist das wichtigste Element für eine effiziente und wirtschaftlich erfolgreiche Milchproduktion. Fühlt sich die Kuh wohl, ist sie komfortabel untergebracht, so wird sie ihr Leistungspotenzial abrufen können. Die Liegeboxengestaltung ist dabei für den Kuhkomfort und die Tiergesundheit sehr wichtig, aber auch die Klimagestaltung im Stall spielt eine große Rolle, weil nur durch gute Stallbelüftung die Keimfracht der Luft gering gehalten werden kann und damit weniger krankmachende Keime auf die Kuh einwirken können.

Trends und Altbewährtes bei der Liegeboxengestaltung

Neben den Abmessungen der Liegeboxen wird heute verstärkt über das richtige Einstreumaterial diskutiert. Bei Hochboxen haben sich Komfortmatten mit einer feuchtigkeitsbindenden, leichten Einstreu (zum Beispiel Strohmehl) etabliert. Bei Tiefboxen sind die Einstreumaterialien, die in Praxis verwendet werden, vielfältiger. Neben Stroh oder Sägemehl gibt es immer mehr Betriebe, die mit einem Gemisch von Getreidestroh, Kalk und Wasser oder auch mit Pferdemist, Spelzen, Rapsstroh oder anderen organischen Materialien eine stabile Liegematte für die Kühe in der Liegebox aufbauen. Je mehr Biogasanlagen errichtet werden, desto mehr Betriebe gibt es, die Erfahrungen mit der Einstreu von separierten Güllefeststoffen in der Liegebox sammeln. Als weitere neue Einstreumaterialien sind Kompost oder Sand im Gespräch.Die Gründe für die ständige Suche nach der „besten Einstreu“ liegen klar auf der Hand: Die Einstreu muss hygienisch, leicht zu handhaben, feuchtigkeitsbindend, verformbar, trocken, weich und sie muss ihren Preis wert sein.

Maximale Bewegungsfreiheit in der Liegebox

Auch die Frage nach der Wahl der richtigen Boxenbügel ist für die Erzielung eines maximalen Liegekomforts von Bedeutung. Neben den unterschiedlichen Boxenabtrennungen aus Metallbügeln gibt es neuerdings auch Trennstäbe aus Fiberglasfasern, die der Kuh maximale Beweglichkeit und viel Platz in der Liegebox bieten und durch die besonderen Materialeigenschaften keine Kältebrücken bilden und dennoch stabil und funktional sind.

Glaubt man neuesten Trends aus den Niederlanden (und Israel), sind immer mehr auch „Freilaufställe“ in der Diskussion, die keine Einzelliegeboxen mehr haben, sondern den Kühen eine freie Liegefläche zur Verfügung steht. Auch hier wird mit verschiedenen Einstreumaterialien gearbeitet (separierte, getrocknete Güllefeststoffe, Kompost aus Sägemehl, Kompost aus Grüngut oder auch Sand.)

Damit die Tiere ein ungestörtes Brunstverhalten zeigen können und gerne zum Fressen zum Futtertisch gehen, muss der Boden trocken, sauber und trittsicher sein und ausreichend den Klauenabrieb fördern. Kühe verbringen mehr Zeit am Futtertisch, wenn sie auf weichem Untergrund stehen. Dass Kühe weichere Laufflächen bevorzugen, ist auch in Ställen mit Gummibelag im Laufgang am Verhalten der Kühe festzustellen.

Laufgänge regelmäßig abspülen?

Unabhängig davon, wie der Laufgang gestaltet ist, ist auch die Frage der Entmistung für die Praxis von großer Relevanz. Neben den herkömmlichen Spaltenböden (mit oder ohne Schieber, mit oder ohne Gummi­auflage) gibt es planbefestigte Laufgänge (mit oder ohne Gummiauflage), die stationär oder mobil entmistet werden und neuere Lochböden, die eine reduzierte Ammoniakemission im Stall zur Folge haben. Noch im Teststadium befindet sich die Entmistung mit dem Flush-System, bei dem die Laufgänge mit Flüssigkeit aus separierter Gülle, verdünnt mit Prozesswasser, abgespült werden.

Auch bei der Gebäudehülle gibt es neue Trends: neben freitragenden oder abgestützten Hallen werden Folienställe, mehrhäusige Gebäude oder auch Rundställe gebaut. Alle diese Themen werden bei dem ALB-Baulehrschau-Seminar am 13. Januar intensiv behandelt. Innovationsteam Milch Hessen

Programm

Am 13. Januar findet auf dem Eichhof eine Tagung zu dem Thema „Haltung von Hochleistungskühen – neuester Stand der Technik“ statt. Fachreferate ab 9.30 Uhr:

  • Wie plane ich die Liegeboxen-, Laufflächen- und Fressgittergestaltung in Milchviehställen? Dr. Hans-Joachim Herrmann, LLH Wetzlar
  • Zeitgemäße Stallkonstruktionen und Belüftungssysteme für Milchviehställe, Thomas Heidenreich, Lehr- und Versuchsgut Köllitsch, Sachsen

Praktikerberichte: Karsten Müller, Schwabendorf, Peter Mitze, Lichtenfels, und Bernhard Höhler, Nieder-Brechen

Praxisvorführungen am Nachmittag:

  • Einstreusysteme Liegeboxen
  • Spaltenschiebersysteme inklusive automatischen Spaltenrobotern

Die Veranstaltung beginnt um 9.30 Uhr. Die Teilnahme kostet 20 Euro inklusive Mittagessen, für ALB-Mitglieder 10 Euro.