Danken für das, was auf den Tisch kommt

Für viele Familien auf einem landwirtschaftlichen Betrieb ist es selbstverständlich, dass das Essen und Trinken, das auf den Tisch kommt, wertgeschätzt wird. Manche drücken das auch noch mit einem traditionellen Tischgebet bei der gemeinsamen Haupt­­mahl­zeit aus. Geben Eltern und Großeltern diese positive Haltung in Bezug auf Lebensmittel an ihre Kinder und Enkelkinder weiter, dann tun sie gut daran. Denn leider viel zu schnell scheint heute die Wertschätzung von Lebens­mitteln bei den Jüngeren in Vergessenheit zu geraten. So hat beispielsweise eine aktuelle Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) herausgefunden, dass immer mehr jüngere Menschen zu unregelmäßigen Mahlzeiten tendieren und ihr Essen eher nebenbei und unterwegs in den Mund schieben. Rund 40 Prozent ihrer Mahlzeiten nehmen sie auf diese Weise außerhalb der eigenen Wohnung zu sich.
Jung und Alt lassen sich auch häufig bei der Mahlzeiteneinnah­me ablenken. So schauen beispielsweise 19 Prozent beim Essen fern, 13 Prozent sitzen da­bei am Computer und 12 Prozent essen während der Arbeit. Die Nahrungs­aufnahme wird zur Nebensache, und die familiäre Esskultur, zu der drei gemeinsa­me Hauptmahlzei­ten und eine Stärkung am Nachmittag zählen, geht verloren.
Das Nebenbei-Essen ist auch aus ernährungsphysiologi­scher Sicht nicht empfehlenswert: Da das Gehirn bei der Nahrungsaufnahme abgelenkt ist, sendet es weiter Hunger­signale an den Kör­per. Man isst automatisch mehr und muss mit ansehen, wie das „Hüftgold“ ansteigt. Dieses wieder abzutrainieren, bedarf viel Zeit und enormen Einsatz. Ließe sich das nicht vermeiden, wenn die Nahrungsaufnahme bewusster und dankbarer stattfinden würde?
Stephanie Lehmkühler