Elastische Ruten zum Flechten

Kopfweiden – einmal vorgestellt: Pflege und Verwendung

Besondere Rohstoff-Quellen, die sich vielfach nutzen lassen, sind Weidenbäu­me. Die elastischen Ruten bieten sich beispielsweise für Flechtwerk an.

Selbst stark eingekürzte alte Stämme der unterschiedlichen Weidearten treiben wieder aus.

Foto: Himmelhuber

Heimische Hölzer können ein gleichwertiger Ersatz für Tropenholz sein. So hat etwa die Robinie als Baustoff im Garten ähnliche Eigenschaften wie Teakholz und das rötliche Furnier von der Erle ist nicht weniger exklusiv, als das vom Mahagonibaum. Einen besonderen Wert haben Weiden und zwar nicht nur als Rohstoffquellen. Sie eignen sich als typische Auwaldgehölze zur Pflanzung an staunasse Plätze und verkraften auch gelegentliches Hochwasser ohne Schäden.

Ausgesprochen schnittverträglich

Diese allgegenwärtigen und dennoch ungewöhnlichen Gehölze, die in der Natur vorzugsweise an Flüssen, Bächen oder Seen wachsen, zeichnen sich durch eine besondere Wuchskraft aus. Selbst alte Stämme, die radikal gestutzt werden, bringen wieder frische Triebe hervor. Die typischen Kopfweiden, die oft an Entwässerungsgräben wachsen, sind ein Resultat dieser Schnittverträglichkeit. Sie wurden früher regelmäßig gestutzt und gezielt zur Schnittgutgewinnung für Flechtwerk genutzt.

Heute haben Kunststoffkübel die Weidenkörbe verdrängt. Dennoch kann dieser natürliche Rohstoff besonders im Garten nützlich sein. Aus Weiden lassen sich Zäune, Kompostsilos oder Lauben bauen. Die elastischen Ruten können ebenso für Kränze, Kletterhilfen und anderes Flechtwerk dienen.

Weidensämlinge erhalten oder umpflanzen

Natürlich ist es nicht erlaubt, wild wachsende Weidenbäume in freier Natur zu beschneiden. Material für Flechtwerk fällt gelegentlich bei der Waldpflege oder von eigens dafür gezogenen Kopfweiden an. Weidensamen werden vom Wind verbreitet und gehen dann an allen möglichen Plätzen auf. Wo sie stören, sollten sie rechtzeitig entfernt werden. Insbesondere starkwüchsige Arten, wie Silberweiden oder Salweiden, haben langfristig keinen Platz neben anderen Waldbäumen oder auch nicht in Gartenbeeten.

Wo die Sämlinge wachsen dürfen – beispielsweise an Wasserläufen oder an Lichtungen – lassen sie sich direkt dort als Kopf­weiden nutzen. Störende Sämlinge können im Winter eventuell umgepflanzt werden, wenn andernorts ein Platz zur Verfügung steht und wenn sie als Kopfweiden brauchbar sind. Im Prinzip eignen sich alle Weiden-arten für diese Erziehungsform. Die strauchförmigen Arten bilden durch den regelmäßigen Rückschnitt bodennahe Büsche. Die Stammformen lassen sich als Hochstämme ziehen.

Vermehrung aus Triebstücken

Die gezielte Vermehrung von Kopfweiden für Flechtwerk ist auch aus Steckhölzchen möglich. Dazu dienen etwa scherenlange Triebstücke, die von jungen Trieben geschnitten und in Töpfe mit sandigem Erdsubstrat gesteckt werden. Die Vermehrung ist ebenso direkt im Garten möglich. Selbst dicke Weidenholzpflöcke, die in den Boden gerammt werden bilden Wurzeln und treiben aus.

Auf diese Art lassen sich beliebig viele Jungpflanzen etwa für einen Weidenzaun gewinnen. Zudem ist die Vermehrung ausgewählter Arten möglich. Besonders wertvoll sind echte Korbweiden (Salix vimi­nalis), die sich durch eine auffällige gelbe Rinde auszeichnen oder Reifweiden (Salix daphnoides), die ein rötliches Holz haben.

Die Erziehung von Kopfweiden

Es dauert einige Jahre bis ein junger Weiden-Sämling oder ein bewurzeltes Steckholz eine Krone bildet. Zunächst soll die Jungpflanze am gewünschten Standort bis zur gewünschten Kronenhöhe aufwachsen. Bis dahin sind nur die Seitentriebe wegzuschneiden oder einzukürzen. Sie wirken dann als sogenannte Stammverstärker, das heißt, wenn kurze Seitentriebstummel erhalten bleiben, staut sich der Saftstrom. Dadurch entwickelt sich das Stämmchen kräftiger.

Später werden diese Seitentriebe dann glatt am Stamm weggeschnitten. Sobald das junge Stämmchen nach einigen Jahren eine bestimmte Höhe erreicht hat, erfolgt im Winter der Rückschnitt. Dieser bewirkt einen Austrieb aus den Knospen unterhalb der Schnitt­stelle und hat die Bildung von Seitentrieben zur Folge.

Wenn beispielsweise die Kronenbildung in 1,80 Meter Höhe erwünscht ist, sollte das Stämmchen in rund zwei Meter Höhe abgeschnitten werden. Der Schnitt regt die Knospen unterhalb der Schnittstelle zum Austreiben an. Alle Seitentriebe unterhalb der gewünschten Kronenhöhe werden entfernt oder eingekürzt, wenn sie als Stammverstärker dienen sollen. Jeweils im Winter der nächsten Jahre erhalten alle Seitentriebe der jungen Krone einen Rückschnitt auf kurze Stummel mit wenigen Knospen. Dadurch entwickelt sich ein zunehmend buschigerer Kopf. Die Ruten dieser Krone können durch den starken Rückschnitt je nach Weidenart mehrere Meter Länge erreichen.

Der richtige Zeitpunkt zum Schneiden

Die beste Zeit zum Schneiden der Kopfweiden oder auch von Weiden für Flechtwerk ist im Winterhalbjahr in der Saftruhe. Dann verkraften die Gehölze den Schnitt am besten. Außerdem sind die Triebe in dieser Zeit elastisch und biegsam. Weidentriebe, die im Sommer geschnitten werden, brechen leicht. Im Winter lassen sich falls nötig sogar dicke Äste mit der Säge abtrennen. Zum Schneiden der jungen Ruten – der einjährigen Triebe – dient eine gute Gartenschere.

Weidenlauben und andere Baulichkeiten

Dicke Hölzer eignen sich nach dem Zurichten beispielsweise als Zaunpfähle, Pfosten für Spielhütten, echte Gartenlauben, lebende Möbel und dergleichen. Sie können nach dem Anspitzen mit einem Vorschlaghammer in den frostfreien Boden gerammt werden, wo sie oft schon im Winter Wurzeln bilden und im Frühjahr austreiben. Feuchte Plätze begünstigen das Anwachsen.

Lange junge Triebe lassen sich für Flechtwerk nutzen. Damit können beispielsweise Zäune, Spielzelte für Kinder, Hangbefestigungen und viele andere Gestaltungselemente geschaffen werden. Das elastische Bastelmaterial kann auch zur Herstellung von Türkränzen, Rohkränzen zum Ausschmücken oder zum Flechten künstlerischer Klettergerüste für Zimmerpflanzen, sowie für Blumenampeln und Körbe dienen. Peter Himmelhuber

Pflegeschnitt

Schonende Form- und Pflegeschnitte zur Beseitigung des Zuwachses der Pflanzen oder zur Gesunderhaltung von Bäumen sind ohne zeitliche Einschränkung zulässig. Beachten Sie ansonsten Verbotszeiträume für das Arbeiten an Bäumen, Hecken oder anderen Gehölzen laut aktuellem Bun­desnaturschutzgesetz. LW

 

Weidenruten verarbeiten

Weidenhölzer oder -ruten, die Wurzeln bilden und austreiben sollen, sind nur eine begrenzte Zeit haltbar. Am besten werden sie möglichst bald nach der Gewinnung weiterverarbeitet, damit sie Bodenkontakt bekommen und anwachsen.

Bei Bodenfrost oder Zeitmangel können sie kurzfristig auch gelagert werden. Die Ruten bleiben am besten in einem kühlen, feuchten Keller einige Tage frisch und austriebsfähig. Ins Wasser sollten sie nicht gestellt werden. Sie bringt sonst schon nach wenigen Tagen feine Faserwurzeln hervor, die dann beim Stecken in den Boden wieder abreißen.