Zeit für ein Bad

Entstehung der Badekultur – Naturkosmetik für zu Hause

Heute ist es kaum vorstellbar, dass die große Masse der europäischen Bevölkerung erst ab dem 20. Jahrhundert über ein privates Badezimmer verfügte. Davor ging man zum Baden in öffentliche Badehäuser. LW-Autorin Walburga Schillinger liefert im Folgenden einen Überblick über die Entstehung der Badekultur. Außerdem stellt sie Ihnen drei Badezutaten für frühlingshafte Verwöhnbäder vor.

Mit der richtigen Badezutat und der notwendigen Ruhe kann man sich mit einem Bad eine luxuriöse Auszeit vom Alltag nehmen.

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Baden ist nicht nur mit Reinlichkeit und Hygiene in Verbindung zu bringen, sondern spiegelt auch einen sehr interessanten Teil unserer Kulturgeschichte wieder. So lassen Art des Badens, Ausstattung der Bäder und Badegewohnheiten zu allen Zeiten Rückschlüsse auf den Stand der Kultur eines Volkes und seiner Zeit zu. Viele antike Hochkulturen entwickelten einen Teil ihres gesellschaftlichen Lebens in Gemeinschaftsbädern. Das Ritual des Badens galt nicht nur der Sauberkeit des Körpers, sondern war auch ein Zeremoniell geistiger und körperlicher Entspannung, das man gemeinschaftlich erlebte und pflegte. Das einstige römische Gemeinschaftsbad Caracalla, am Stadtrand von Rom, das wohl als das schönste antike Bad gilt und leider nur noch als guterhaltene Ruine existiert, bot Aufzeichnungen zufolge zwischen 6 000 und 8 000 Badegästen Platz. Hier konnte der Badegast zwischen mehr als zwei Duzend verschiedener Arten des Badens wählen. Man kannte Mineralbäder, Dampf- und Kaltwasserbäder, Meersalzbäder und Abreibungen. Zudem wurden die köstlichsten Badezusätze gereicht, wie Milch und Honig, duftende Kräuter und Blüten sowie aromatische Essenzen und Badeöle. Die heilenden Wirkungen von aromatischen Stoffen wurden damals wie heute zur Behandlung von Schlaflosigkeit, Nervosität und Depressionen eingesetzt.

Gemeinsame Bäder galten als Sündenpfuhl

Mit dem Untergang der großen Kulturen starb auch die Badekultur in großen öffentlichen Gemeinschaftsbädern. Die christliche Kirche war dann später von der Idee der großen Bäder, wo sich Frauen und Männer gleichermaßen aufhielten, nicht begeistert, witterte sie doch ein Sündenpfuhl. So war auf Jahrhunderte das Baden kein gesellschaftliches Thema mehr. Eigene Badegelegenheiten konnten sich die einfachen Bürger nicht leisten. Selbst in der Zeit der Aufklärung, Ende des 18. Jahrhunderts, badeten die reichen Franzosen in Duft und Essenzen, aber mieden die Wanne wie der Teufel das Weihwasser.

Neue Hygieneerkenntnisse brachten dann Anfang des 20. Jahrhunderts die Sauberkeit und damit auch die Badekultur nach Europa zurück. Manch einer erinnert sich sicher noch an die samstäglichen Badetage in der Küche vor dem gefeuerten Herd, oder an das Bad im fensterlosen Raum mit Badeofen, wo man das Feuer noch prasseln hörte – das war auch eine Art Zeremonie.

Je hektischer und zeitraubender sich unsere Welt entwickelte, umso schneller musste auch das Waschen gehen. Duschen war angesagt. Baden dauerte zu lange, brauchte zu viel Wasser und war als unhygienisch verschrien. Dabei sollte man sich den Genuss eines perfekt zubereiteten Bades mal wieder gönnen und die beruhigende, pflegende und entspannende Wirkung auf Körper und Geist spüren. Zu häufiges Baden wird nicht empfohlen, denn zu vieles und zu langes Baden strengt an und trocknet die Haut aus. Auch dem Kreislauf zuliebe sollten 15 bis 20 Minuten nicht überschritten werden. Hier ein paar einfache Rezepturen:

Das zarte Honig-Milch-Bad

Dieses Bad ist Luxus pur und benötigt hochwertige Zutaten. Das ursprüngliche Rezept stammt aus Frankreich. Es wurde von den Damen der höheren Gesellschaft erfunden, die sich, bedingt durch die dekolletierte Mode, eine Haut wie „Milch und Honig“ bewahren wollten. Und es stimmt, dass durch dieses Milchbad die Haut weich zart und glänzend wird.

Für eine Badewanne rechnet man etwa 2 Liter Vollmilch und etwa eine Tasse voll mit Bienenhonig. Die Milch wird leicht erwärmt, sodass sich der Honig darin auflösen kann. Die Mischung wird dann ins warme Badewasser gegeben.

Dieses Bad eignet sich vor allem für trockene Winterhaut. Der Honig löst sich im warmen Wasser vollständig auf, und es gibt keinen Klebefilm auf der Haut. Nach dem Bad tupft man sich nur trocken oder hüllt sich in einen warmen Bademantel ein. Das Eincremen entfällt, die Haut ist angenehm weich und riecht gut.

Das munter machende Rosmarin-Bad

Das Rosmarin-Bad ist ein wunderbares Bad, wenn man eigentlich müde ist, aber am Abend noch irgendwelchen Verpflichtungen nachgehen muss oder vielleicht auf einer Feier eingeladen sind. Rosmarin regt den Kreislauf an, hebt den Blutdruck, steigert die Durchblutung und macht beschwingt und munter. Deshalb dieses Bad nie vor dem Schlafengehen nehmen.

Sie füllen eine Handvoll getrocknete Rosmarinnadeln in ein Badesäckchen und hängen es in den Einlauf des Badewassers. Das Säckchen dann immer mal wieder kräftig durchdrücken. Möchten Sie den Rosmarinduft noch steigern, so geben Sie dem Bad einige Tropfen reines Rosmarinöl dazu (gibt es beispielsweise im Reformhaus oder in der Apotheke).

Das heilende Schönheits-Bad

Das „Schönheits-Bad“ eignet sich vor allem zur Regenerierung von fettiger und unreiner Haut. Bei entzündlichen Pickeln und Mitessern ist folgende „Badekur“ über fünf bis sechs Wochen verteilt, ein bis zwei Mal in der Woche einen Versuch wert:

Zwei Handvoll getrocknete Salbeiblätter und/oder getrocknete (es geht auch frische) Eichenrinde werden grob zerkleinert – das ist besonders bei der Rinde wichtig. Beide Pflanzen in einen Topf geben, so viel Wasser dazugeben, das alle Pflanzenteile bedeckt sind. Alles langsam zum Kochen bringen und dann circa 15 Minuten ohne Abdeckung leise köcheln lassen. Falls zu viel Wasser verdampft, wieder nachgießen. Es sollte gut ein Liter Abkochungsflüssigkeit übrig bleiben. Alles abseihen, so weit abkühlen lassen, bis sich zwei Esslöffel Honig darin auflösen. Zuletzt noch einige Tropfen Tee­baum­öl zugeben. Den Aufguss ins warme Badewasser geben.

Salbei wirkt antiseptisch und heilend, Eichenrinde wirkt adstringierend (zusammenziehend) und klärend, der Honig ist pflegend und dient gleichzeitig als Emulgator für das Teebaumöl.