Scharbockskraut, Waldsauerklee und Buschwindröschen

Drei Frühblüher stellen sich vor

Im zeitigen Frühjahr, wenn Bäume und Sträucher noch unbelaubt sind, sprießen auf Waldböden und unter Hecken die ersten Wildkräuter. LW-Autorin Gisela Tubes stellt drei dieser Frühblüher im Folgenden vor: das Scharbockskraut, den Waldsauerklee und das Buschwindröschen.

Bei diesen mehrjährigen Pflanzen handelt es sich meist um „Frühblüher“, die sich der noch unwirtlichen Jahreszeit auf spezielle Weise angepasst haben. Sie überwintern ausschließlich mit unterirdischen Organen. Das können Knollen, Zwiebeln oder Sprosse sein. Daher werden sie auch Frühjahrs-„Geophyten“ (Erdpflanzen) genannt. Erwärmt sich an sonnigen Frühlingstagen der Waldboden auf über 20°C, treiben die dicht unter der Streuschicht Liegenden Erneuerungsknospen aus. Doch nach nur wenigen Wochen, wenn kaum noch Sonnenstrahlen den Wald- oder Heckenboden erreichen, ist nicht nur die Blütenpracht, sondern meist auch die ganze Pflanze wieder verschwunden. Dann haben die Frühblüher die Nährstoffe in ihre unterirdischen Organe eingezogen und sind im wahrsten Sinne des Wortes „wie vom Erdboden verschluckt“ – bis zum nächsten Frühjahr. 


Scharbockskraut

Das Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) ist ein Knollen-Geophyt und eines der ersten

Auffallend sind vor allem die goldgelb glänzenden Blüten des Scharbockskrautes.

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blühenden Kräuter in Wäldern und unter Hecken. Das kleine Hahnenfußgewächs hat rundliche bis herzförmige Blätter und fällt durch die goldgelben, glänzenden Blüten auf.
Geschlechtliche Vermehrung über Befruchtung und Samenbildung kommt beim Scharbockskraut nur selten zum Zuge. Es vermehrt sich fast ausschließlich vegetativ durch zwei ungeschlechtliche Fortpflanzungsmethoden. Aus „Bulbillen“, etwa getreidekorngroßen weißen Brutknöllchen, die in den Achseln der unteren Blätter entstehen, und aus Wurzelknöllchen, die sich unterhalb der Erdoberfläche bilden, können sich funktionsfähige Pflanzen entwickeln.
Im Volksmund wird das Scharbockskraut auch „Himmelsbrot“ oder „Himmelsgerste“ genannt. Wenn die Pflanze sich Ende Mai zurückzieht, bleiben die Bulbillen zurück, die manchmal vom Regen zusammengespült werden. Dann sieht es mitunter aus, als hätte es Getreidekörner geregnet.
Heutzutage würde man diese Pflanze als Vitaminspritze bezeichnen, da sie einen hohen Vitamin-C-Gehalt aufweist. Daher wurde die Pflanze früher als erstes Frühlingsgrün und auch getrocknet als Reiseproviant, zum Beispiel auf Schiffsreisen, gegen Skorbut (= Scharbock) eingesetzt. Allerdings dürfen die Blätter nur vor der Entwicklung der Blüten gegessen werden. Während der Blütezeit weisen sie das schwach giftige Proto­anemonin auf, welches in größeren Mengen zu Vergiftungen führen kann.
Auch wenn die Blättchen vor der Blütezeit geerntet werden, sollte nicht zu viel davon gegessen werden. Sie schmecken leicht scharf und etwas säuerlich und eignen sich als Beigabe zu Salaten oder zum Würzen von Suppen. Omelett oder Möhrensalat mit Scharbockskrautblättchen verfeinert, sind Delikatessen, die Sie unbedingt probieren sollten.
Aus den wie Getreidekörner aussehenden Brut- und Wurzelknöllchen wurde früher in Notzeiten Mehl gemahlen, mit dem man Brot backte – „Himmlisches Manna“. Es soll jedoch bitter ge-schmeckt haben.


Waldsauerklee

Der Waldsauerklee (Oxalis acetosella) ist ein Rhizom-Geophyt, das heißt, er überdauert mit

Der Waldsauerklee (Oxalis acetosella) ist leicht an den kleeähnlichen Blättern und den weiß- bis rosafarbenen Blüten mit den deutlich hervortretenden Nerven zu erkennen.

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unterirdischen Sprossen. Die Pflanze ist leicht an den kleeähnlichen Blättern und den weiß- bis rosafarbenen Blüten mit den deutlich hervortretenden Nerven zu erkennen.
Die Blätter des Waldsauerklees sind unseren heimischen Kleearten, zum Beispiel dem Wiesenklee, sehr ähnlich. Aber die Blüten sehen ganz anders aus. Während der Wiesenklee zur Familie der Schmetterlingsblütler gehört, ist der Waldsauerklee ein Sauerklee-Gewächs.
Die mehrjährige, wintergrüne Art ist nicht nur in krautreichen Laubwäldern zu finden, sondern auch in Nadelwäldern. Keine andere Waldpflanze erträgt tiefe­ren Schatten als der Waldsauerklee. Wird es der Pflanze zu dunkel – oder auch zu hell, kommt es gar zu Erschütterungen in ihrer Nähe oder zu einer Berührung, klappt sie ihre ansonsten waagerecht stehenden Blätter nach unten. Auch die Blüten schließen sich. In dieser Schlafstellung wird die Transpiration verringert, ungünstige Lebensbedingungen werden ener­giesparend überbrückt.
Wanderer machen sich den angenehm säuerlichen Geschmack der kleeartigen Blättchen zur Erfrischung zu Nutze. Auch in der Küche ist die Pflanze zu verwerten. Vor allem roh als Zutat zu Salaten, in Kräuterquark oder gehackt auf dem Butterbrot ist das Kraut zu empfehlen, aber auch als Beigabe zu Suppen und Gemüse. Zerquetschte Blätter für zwei oder drei Stunden in Wasser eingelegt, ergeben ein erfrischendes Getränk.
Zu viel darf vom Sauerklee roh nicht verzehrt werden, weil er wie Rhabarber aufgrund des Oxalsäure-Gehaltes schwach giftig ist. Vor allem Menschen, die eine Neigung zu Nierensteinen aufweisen, sollten Vorsicht walten lassen.


Buschwindröschen

Wer nur ein Exemplar vom Buschwindröschen (Anemone nemorosa) mit nach Hause nehme,

Das Buschwindröschen kann man bei Waldspaziergängen in den Monaten März bis Mai blühen sehen.

Foto: Tubes

so hieß es früher, der habe im selben Jahr noch einen Toten zu beklagen. Mit dieser Warnung sollte das erste wiedererwachte Grün des Jahres vor dem Ausreißen geschützt werden.
Die sternenförmigen weißen Blüten mit den drei quirlförmig stehenden, laubblattartigen Hochblättern wiegen sich auf zarten Stängeln leicht und zierlich beim geringsten Lüftchen – daher der Name. Andere Autoren führen ihn darauf zurück, dass der Wind die Blüten beim Verblühen sehr schnell entblättert und verweht. Der wissenschaftliche Name Anemone nemorosa setzt sich aus dem griechischen Wort anemos = Wind und dem lateinischen nemorosus = Hain, Wald zusammen.
Für den Menschen ist das Buschwindröschen giftig, für viele Tiere jedoch eine wichtige Nahrungsquelle. Die große Pollenmenge lockt zahlreiche Insekten an. Ein nahrhaftes Anhängsel an den Samen verführt Ameisen dazu, die Samen in ihren Bau zu verschleppen. Somit tragen sie zur Ausbreitung der Pflanze bei. Wo das Hahnenfußgewächs einmal Fuß gefasst hat, bildet es meist große, teppichartige Bestände aus. Dieses starke Ausbreitungsvermögen wird vor allem durch einen im Boden waagerecht verlaufenden Wurzelstock ermöglicht, aus dessen Spitzen und Seitensprossen junge Triebe entspringen. Eine Pflanze kann bis zu 100 Blütentriebe aufweisen. Schon im Mai, wenn die Bäume und Sträucher sich belauben, zieht sich die Pflanze vollständig zurück und überdauert wie der Sauerklee mit unterirdischen Rhizomen. Findet man einmal eine gelb blühende Pflanze, handelt es sich um ein Exemplar des Gelben Windröschens, eine verwandte, aber seltenere Art. Gisela Tubes

Bitte beachten!

1. Die Blätter des Scharbockskrautes dürfen nur vor der Entwicklung der Blüten gepflückt und gegessen werden. Während der Blütezeit weisen sie das schwach giftige Proto­anemonin auf, welches in größeren Mengen zu Vergiftungen führen kann.
2. Vom Sauerklee darf nicht zu viel roh verzehrt werden, weil er wie Rhabarber aufgrund des Oxalsäure-Gehaltes schwach giftig ist. Vor allem Menschen, die eine Neigung zu Nieren­steinen aufweisen, sollten Vorsicht walten lassen.
3. Das Buschwindröschen ist für den Menschen giftig. 

Rezepte mit Wildkräutern

Scharbockskraut-Quark

Auf 100 g Quark ungefähr 10 g feingehackte Scharbockskrautblätter (vor Entwicklung der Blüte gepflückt!) geben; mit Salz, Pfeffer und ein paar Tropfen Zitronensaft abschmecken. Als Brotaufstrich oder zu Pellkartoffeln.

Gierschpaste mit Sauerklee

Zutaten: 3 Handvoll Blätter Giersch (oder Spinat) und Sauerklee, Pflanzenöl, Salz.
Zubereitung: Blätter waschen, trocken schleudern und klein hacken, mit Öl verrühren und mit Salz abschmecken. Die Kräuterpaste eignet sich als Füllung für Blätterteigtaschen, schmeckt aber auch gut zu Pasta.

Gisela Tubes