Pheromoneinsatz mit Problemen

Seit etwa 25 Jahren wird die Verwirrmethode mit Hilfe von Pheromonen im Weinbau eingesetzt. Weil dieses umweltschonende Verfahren der Traubenwicklerbekämpfung gegenüber dem herkömmlichen Insektizideinsatz eine teurere Variante ist, wird der Einsatz der Pheromondispenser in Rheinland-Pfalz mit 125 Euro/ha gefördert. Sogenannte Pheromongemeinschaften übernehmen dabei die Antragstellung und die Durchführung der Maßnahmen.

Doch nicht in allen weinbautreibenden Gemeinden funktioniert die umweltschonende Bekämpfung. In letzter Zeit gibt es leider wieder zunehmend Bewirtschafter, die sich nicht beteiligen. Diese Trittbrettfahrer gefährden das ganze System, weil trotz Nichtbeteiligung deren Flächen mit Dispensern abgehängt werden müssen, um die Wirksamkeit der Methode zu gewährleisten. Die Kosten und das Risiko dafür tragen dann die sich beteiligen­den Winzer.

Bisher gibt es keine gesetzliche Handhabe, um die Verweigerer in eine Anwendergemeinschaft zu zwingen. Nur mit Überzeugungsarbeit und manchmal auch mit etwas Druck der Berufskollegen ist es derzeit möglich, den ein oder anderen zum Mitmachen zu bewegen. Dabei lässt sich diese biologische Bekämpfung des Traubenwicklers doch auch werbewirksam bei der Weinvermarktung nutzen, weil der Einsatz von Insektiziden vermieden werden kann.

Entgegen der kürzlich vom Bio­kreis ökologischer Landbau öffentlichkeitswirksam verbreiteten Meldung handelt es sich bei den in Dispensern ausgebrachten Mitteln übrigens nicht um Nervengift, sondern um Wirksubstanzen die dem Duft der Traubenwicklerweibchen nachempfunden sind, um eine Paarung und damit Fortpflanzung zu verhindern. Zwar sind die Populationen des einbindigen Traubenwicklers in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen, bei einer vernachlässigten Bekämpfung könnten sie sich allerdings wieder schlagartig aufbauen.

Henning Seibert