„Denn sie wissen, was sie tun“
Landwirtschaftliche Woche Nordhessen: Resistenzen vermeiden
Die Tagung des Saatbauverbandes Hessen im Rahmen der Landwirtschaftlichen Woche Nordhessen beschäftigte sich vor allem mit der Eindämmung von Resistenzerscheinungen bei Unkräutern und Ungräsern. Dabei wurden sowohl aktuelle Fragen zum Pflanzenschutz als auch zur Bodenbearbeitung diskutiert.
Foto: Becker
Glyphosat-Anwendung ist unbedenklich
Aus aktuellem Anlass ging Dr. Dicke auf die Verwendung von Glyphosat ein. Er zeigte, dass alle belastbaren Untersuchungen keine Anhaltspunkte für ein Gefahrenpotenzial für Menschen, Tiere und die Umwelt lieferten. Vor allem die immer wieder auftretenden Funde in Oberflächengewässern führten zu kritischen Betrachtungen in den Medien; diese Einträge seien unbedingt zu vermeiden – auch indem keine Wirkstoffe von Landwirten an Nachbarn abgegeben werden, die dann unsachgemäße Behandlungen durchführten.
„Glyphosat wird derzeit neu bewertet. Wir müssen aufpassen, dass dieser wichtige und unbedenkliche Wirkstoff nicht aufgrund von öffentlichem
Druck überzogenen Anwendungsbeschränkungen unterworfen wird“, so Dicke. Zur Verbesserung der gesellschaftlichen Akzeptanz rief der Pflanzeschutz-Experte die Praktiker dazu auf, die konstruktive Diskussion mit der Bevölkerung zu suchen „auch wenn man im Feld gerade unter Zeitdruck steht“.
Außerdem müsse darauf geachtet werden, dass nur Zielflächen behandelt und Vorernte-Einsätze auf ein Minimum beschränkt werden. „Landwirte haben hierzulande einen hohen Ausbildungsstand. Wir müssen der Bevölkerung klarmachen, dass sie wissen, was sie tun“, forderte Dr. Dicke.
Die Fruchtfolge gewinnt bei „pfluglos“ deutlich an Bedeutung
Manfred Kirchner, Berater für Pflanzenproduktion am Landesbetrieb Landwirtschaft (LLH) Eschwege stellte die Ergebnisse langjähriger Versuche zu verschiedenen Bodenbearbeitungssystemen vor. Diese laufen seit 15 Jahren in Herleshausen-Willershausen und zeigen in drei Varianten die Veränderungen durch pfluglose Bearbeitung und Direktsaat gegenüber dem Pflugeinsatz, der bei den Auswertungen immer als Referenzgröße (=100 Prozent) herangezogen wurde.
Kirchner stellte fest, dass in den ersten Jahren die beiden pfluglosen Varianten durch die Senkung der Bearbeitungskosten wirtschaftlich im Vorteil waren. Dies glich sich aber im Laufe der Jahre weitgehend wieder an, da ohne den Pflug langfristig die Pflanzenschutzkosten stiegen – vor allem bei der Bekämpfung von Mäusen und Schnecken. Der Berater betonte ausdrücklich die Bedeutung von Glyphosat in pfluglosen Ackerbausystemen.
Die Sommerung gehört zum integrierten Pflanzenschutz
Eine weitere Erkenntnis konnte Kirchner anhand der Daten belegen: Das vermehrte Aufkommen von
Trespe, Ackerfuchsschwanz und Windhalm bei reduzierter Bodenbearbeitung wurde durch den Anbau von Sommergetreide deutlich reduziert. „Die Sommerung gehört zum integrierten Pflanzenschutz“, so Kirchner und sollte nicht nur – wie 2012 – als Lückenfül-ler nach Auswinterungen angebaut werden. Hinsichtlich des Auftretens von Krankheiten sowie bei der Bodenfruchtbarkeit konnten keine gravieÂrenden Unterschiede zwischen den Bearbeitungsintensitäten festgestellt werden.
Insgesamt lautet Kirchners Fazit nach dieser langen Untersuchungszeit, dass jedes der Bodenbearbeitungssysteme gute und wirtschaftliche Erträge liefern kann. Allerdings gewinne die Fruchtfolge bei pfluglosen Systemen deutlich an Bedeutung. Die ackerbaulichen Grundsätze gelten in jedem System, und deren Nichtbeachtung kann durch Pflanzenschutzmaßnahmen nicht ausgeglichen werden. Und: „Jedes Bodenbearbeitungssystem ist nur so gut, wie der Betriebsleiter es zulässt.“
KB – LW 4/2014