Interessante Auftritte

Bei den Eindrücken, die man vom Deutschen Bauerntag gewonnen hat, stehen neben dem sehr gelungenen Rahmen in Bad Dürkheim die Auftritte der prominenten Redner im Vordergrund. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, der erstmals vor einem so großen Auditorium von Landwirten sprach, nahm die Gelegenheit wahr, um sich gegenüber Kritik, auch der seiner Regierungschefin, er erscheine zu selten in den Medien, zu rechtfertigen. Sein Credo: Anstatt Schlagzeilen zu erzeugen, will er lieber effektiv Politik machen. Das klingt vernünftig und ist ungewöhnlich in einer Zeit, in der Effekthascherei zum Tagesgeschäft gehört. Allerdings schadet öffentliches Auftreten eines Landwirtschaftsministers nicht, um bei den Bürgern um Vertrauen für die heimische Agrarwirtschaft zu werben.

Dass er sich schnell in die landwirtschaftliche Materie eingearbeitet hat, können Berufsstandsvertreter bestätigen und wurde bei seinen Ausführungen deutlich. Sein Bekenntnis, die Möglichkeiten der Märkte auch mit Agrarexport auszuschöpfen und bei Fragen der Tierhaltung oder der Düngeverordnung wissenschaftliche Erkenntnisse als Entscheidungsgrundlage heranzuziehen und darüber hinaus das Machbare im Blick zu behalten, kann man aus Sicht der Landwirtschaft nur begrüßen.

Günther Oettinger konnte als EU-Kommissar der deutschen Gesellschaft mit ihren oftmals kurzsichtigen Vorstellungen von außen den Spiegel vorhalten. Hierzulande sei die Bevölkerung von vornherein gegen das Fracking von Gasschiefer, man wolle sauberes Gas. Welche Umweltauswirkungen aber die Gasgewinnung in Russland habe, darum schere sich keiner. Das gleiche gelte für die Textilindustrie und die Bedingungen, unter denen in Bangladesch Kleidung hergestellt wird. Die Zuhörer konnten die Beispiele leicht auf die Landwirtschaft übertragen, die mit ähnlichen Vorstellungen aus der Gesellschaft konfrontiert ist. Interessant waren auch Begegnungen mit Behördenvertretern. So ließ die neue UBA-Präsidentin mit ihrer Forderung nach Ausgleichsflächen für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln aufhorchen.

Cornelius Mohr – LW 27/2014