Interessante Gespräche auf der Grünen Woche

Russland dürfte in diesem Jahr der interessanteste Gast auf der Grünen Woche sein. Nachdem die Teilnahme an der Messe lange fraglich war, hat das Land, das sich seit der Annexion der Krim im vergangenen Februar und dem Ukraine-Konflikt mit dem Westen in einem kalten Krieg befindet, erst kürzlich den Messeauftritt zugesagt. Das Gespräch zwischen Besuchern und Vertretern des russischen Standes dürfte für beide Seiten vor diesem Hintergrund eine besondere Erfahrung sein. Für Politiker, die bislang weniger mit Außen- und Verteidigungspolitik befasst sind, könnte die Grüne Woche eine Plattform sein für vertrauensbildende Gespräche. Schließlich ist die Messe-Teilnahme auch ein Zeichen Russlands, diese Gespräche nicht abreißen zu lassen. Es gilt, nach dem Konflikt an den für beide Seiten positiven Handelsaustausch gerade im Agrar- und Ernährungssektor anknüpfen zu können.

Die politischen Gespräche nehmen eine immer wichtigere Rolle bei der Grünen Woche ein. Zum Gipfel der Agrarpolitik, dem Global Forum für Food und Agriculture, kommen in diesem Jahr nach eigenen Angaben rund 70 Landwirtschaftsminister. Es zeigt, welche Dimension die Fragen der Ernährungssicherung der weltweit wachsenden Bevölkerung angenommen hat.

Ein großes Thema aus Sicht der heimischen Agrarwirtschaft ist auf der Grünen Woche wieder das Thema Tierwohl. Die Initiative hat zu Jahresanfang gestartet, und die Messe bietet Gelegenheit, Verbraucher darüber aufzuklären.

Ein Lebensmittelskandal, der meist kein wirklicher war, aber die Grüne Woche beherrschte, bleibt der Messe in diesem Jahr erspart. Diskussionen wird es über das Freihandelsabkommen der Europäischen Union mit Amerika geben und über die Äußerungen von Landwirtschaftsminister Christian Schmidt, der in einem Interview regionale Herkunftsbezeichnungen vermeintlich zur Disposition gestellt hatte. Das wurde allerdings schon dementiert. Demnach gehe es dem Minister um mehr Klarheit in den Kriterien, um damit für Akzeptanz auf amerikanischer Seite zu sorgen.

Cornelius Mohr – LW 2/2015