Interforst bot ein Schaufenster der Forsttechnik

Digitalisierung das Top-Thema auf größter Forstmesse des Jahres

Größer, besser, Interforst: Die nur alle vier Jahre stattfindende Schau auf dem Münchener Messegelände hat ihren Anspruch als „Innovationsschaufester und Leitmesse der Wald- und Forstbranche“ unterstrichen: Über 50 000 Besucher, und damit 1 000 mehr als noch vor vier Jahren, kamen Mitte Juli trotz sommerlicher Hitze auf das Gelände, wo sich an fünf Messetagen 450 Aussteller auf 75 000 Quadratmeter Fläche präsentierten. 

Unter dem Stichwort Forstwirtschaft 4.0 wurde das Projekt „OnTrack“ vorgestellt: Ein Rückezug wird mit einem Bodenscanner ausgerüstet und meldet, wenn die Bodenverdichtung zu irreparablen Schäden führt.

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Nach Angaben der Organisatoren sei die Stimmung in der Branche hervorragend, die Innovationsbereitschaft ebenso hoch wie die Präsenz von hochrangigen Politikern auf der Messe. Einziges Manko: Die Systematik der Beschilderung des Außengeländes, geordnet in Blöcken, verwirrte ein wenig. Die Logik erschloss sich nicht auf den ersten Blick, das erschwerte die Suche vor allem nach kleineren Ausstellern und speziellen Produkten in einem Block.

Das Thema Digitalisierung ist längst auch in der Forstwirtschaft angekommen. Es war omnipräsent, sowohl bei den großen Maschinenherstellern als auch im Kongress, in Foren und Sonderschauen. Zu sehen waren zum Beispiel Harvester, die selbsttätig Daten aufnehmen und in die Buchführung einspielen. Oder Drohnen, die einen Überblick über den Baumbestand im Wald, über Windwurf und Schädlinge geben. Christian Mühlhausen hat sich auf der Interforst umgeschaut und nach pfiffigen Lösungen für den Privatwaldbesitzer gesucht.

Die Waldarbeit ist nach wie vor eine der unfallträchtigsten und von der Schwere der Unfälle her eine der gefährlichsten Tätigkeiten überhaupt – gerade vor diesem Hintergrund sollten alle, die im Wald arbeiten, penibel auf ihre Persönliche Schutzausrüstung achten. Und die hat sich in den vergangenen 20 Jahren stark gewandelt.

Schutz des eigenen Lebens bei der Waldarbeit

Schnittschutzhosen etwa sind heute nicht mehr steife, schwere Beinkleider, in denen man stark schwitzt, sondern ähneln heute mehr leichter Funktionskleidung: Die Stoffe sind leichter geworden und dabei die Schnittschutzeinlagen gleichzeitig sicherer.

Und zudem kleidsam. Das zeigten Mitarbeiter am Stand von Profiforest. Denn da sich Mann und Frau in der Statur unterscheiden, gibt es die Schnittschutzbundhose jetzt auch im Damenschnitt – nach Herstellerangaben extrem reißfest, wasser- und schmutzabweisend sowie mit Cordura-Besätzen. Die ebenfalls vorgestellte spezielle Keilerschutzhose hat zudem eine zusätzliche eingenähte Einlage aus stichfestem Material, um beispielsweise als Nachsuchenführer, gegen Attacken von angreifenden Keilern gewappnet zu sein.

Schnittschutz ist nicht gleich Schnittschutz: Käufer sollten unbedingt auf die entsprechenden Prüfzeichen achten, etwa von FPA/KWF. Doch auch da gibt es Unterschiede. Während manche Hosen nur wenige Male gewaschen werden können, da sonst das Schnittschutzmaterial an Wirkung verliert, wirbt der deutsche Hersteller Rökana mit robusten, unbegrenzt waschbaren und tragekomfortablen „contracut“-Stoffen. Da manche Sägen mit Kettengeschwindigkeiten von bis zu 32 m/sek arbeiten, sollten Anwender unbedingt auch auf die passende Schutzklasse für ihre Schnittschutzhose achten.

Kabellose Kommunikation im Gehörschutz

Auch bei den Helmen gibt es Neuentwicklungen. Michael Rothenfluh von 3M stellte den Peltor wireless vor, eine Art Headset für den Forsthelm, der über Bluetooth oder Funk eine kabellose Kommunikation ermöglicht. Das System kann auch an herkömmlichen Kapselgehörschützern der X-Serie nachgerüstet werden. Ebenfalls bei Peltor konnten Besucher den Helm WS ProTac XP Forestry anschauen, der ebenfalls eine kabellose Kommunikation ermöglicht und mit einem wasserdichten, abwaschbaren Mikrofon ausgestattet ist. Gleich mehrere Kilometer Funkstrecke können mit dem Protos Integral BT-Funk überwunden werden. Auch hier unterstützt Bluetooth, sodass störende Funkteilnehmer sowie Umgebungsgeräusche ausgeblendet werden. Helm und Gehörschutz verschwimmen auch deshalb immer mehr zu einer Einheit, um möglichst wenig Angriffsfläche für Äste und Gebüsch zu bieten, in denen man hängen bleiben könnte.

Vor allem im Bereich des Stegs werden nun rutschhemmende Strukturen verlangt.

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Bei den Sicherheitsschuhen gehören die Zeiten der schweren Knobelbecher der Vergangenheit an. Sie sind leichter, komfortabler und modischer geworden, ohne dabei an Sicherheit einzubüßen. Der Meindl Sicherheitsschuh Airstream Rock etwa ist mit einer Forstspezialsohle ausgestattet, bei der bewegliche Lamellen als Rutschhemmung sowie in der extra weichen Gummimischung Aluminiumsplitter zum besseren Halt integriert wurden.

Beim Haix Protector Ultra verhindert eine eng anliegende Manschette am oberen Ende des Schafts, dass Sägespäne und Schmutz in den Schuh fallen. Auch hier wurde eine extrem rutschfeste Sohle verbaut, außerdem werden Schritte gedämpft und der Fuß optimal geführt.

Waldbesitzer aufgepasst: Beim Einsatz von Seilwinden im sogenannten „horizontalen, forstlichen Bodenzug“ werden in der Regel sogenannte Anschlagmittel wie Seile, Umlenkrollen und Rückeschlingen verwendet. Deren Einsatz ist seit März 2018 neu geregelt. Die jetzt eingeführte Norm DIN 30754 sagt aus, dass nur auf die Traglasten sowie mit einer FTF-Nummer (Forest Tractive Force) gekennzeichnete Anschlagmittel verwendet werden dürfen, damit es zu keinen Verwechslungen mehr kommt und beispielsweise eine viel zu schwache Umlenkrolle verwendet wird, die bei zu hoher Belastung brechen und zu schlimmen Unfällen führen kann. Übergangsfristen für die Nutzung von alten, nicht der Norm entsprechenden Hilfsmitteln sind nicht vorgesehen, auch die Berufsgenossenschaften werden bei der Prüfung der Betriebe diesen Punkt auf der Liste haben. Auf der anderen Seite soll die Abstimmung der Anschlagmittel auch dafür sorgen, dass diese leichter und preiswerter werden.

Christian Mühlhausen – LW 32/2018