Kälberernährung wirkt sich auf spätere Leistung aus
Metabolische Programmierung durch Ad-Libitum-Tränke
Die neuen Empfehlungen in der Kälberfütterung – die Ad-Libitum-Tränke in den ersten drei Lebenswochen – hat das LW in Ausgabe 42/2015 vorgestellt. Grundlage dafür waren Versuche zur metabolischen Programmierung bei Kälbern, die im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp in Zusammenarbeit mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover durchgeführt wurden. Diese Versuche waren dafür ausschlaggebend, dass die Empfehlungen zur Kälberernährung geändert wurden. Den Grund, diese Versuche durchzuführen, erläutern Dr. Hans-Jürgen Kunz, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, und Prof. Dr. Steffi Wiedemann, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

Foto: Kunz
Vergleich zwischen ad libitum und zweimal 2,5 l Milch je Tier und Tag
Wie wurden die Kälber in dem Versuch getränkt und was wurde untersucht? Es wurden zwei Kälbergruppen in den ersten drei Lebenswochen mit unterschiedlichen Milchmengen pro Tag versorgt. Eine Gruppe erhielt die Milch ad libitum, das heißt, den Kälbern dieser Gruppe stand während dieser Periode den ganzen Tag unbegrenzt Milch zur Verfügung. Die Kälber der zweiten Gruppe wurden rationiert mit zwei Mal zwei, bei sehr niedrigen Temperaturen mit zwei Mal 2,5 l Milch pro Tier und Tag getränkt. Es gab in diesem Versuch noch eine Besonderheit. Die ad libitum getränkten weiblichen Kälber, die hier besprochen werden sollen, bekamen ab der zweiten Woche keine Vollmilch mehr im Iglu, sondern erhielten eine Milchaustauschertränke am Tränkeautomat in Gruppenbuchten. Das führte dazu, dass die täglich aufgenommenen Tränkemengen ab diesem Zeitpunkt zunächst einmal deutlich zurückgingen, da die Kälber sich erst an die neue Haltungsform und an den Tränkeautomat gewöhnen mussten. Anschließend ab der vierten Lebenswoche wurden alle Tiere gleich gefüttert, das heißt, es gab keine Unterschiede mehr im Milch- beziehungsweise Futterangebot. Man könnte nun der Meinung sein, vorausgesetzt, alle Kälber blieben gesund, dass eine solch unterschiedliche Ernährung, die sich nur auf die ersten drei Lebenswochen beschränkt, langfristig keine Auswirkungen auf die Entwicklung der Tiere haben dürfte. Es wurde jedoch festgestellt, dass eine solche Annahme falsch ist, da sich die Tiere fortan unterschiedlich in ihren Leistungsparametern entwickelten. Dafür gibt es aber auch Erklärungen.
– LW 13/2016