Faszination am Kinderreitsport
Nachgefragt bei Pferdewirtschaftsmeisterin Ulrike Mohr
Sie gilt als die Expertin auf dem Gebiet des Kinderreitsports in Deutschland: Ulrike Mohr aus Bensheim. Das LW hat bei der Pferdewirtschaftsmeisterin, Trainerin, Ausbilderin und Dozentin nachgefragt, was für sie das Faszinierende am Reitsport mit Kindern ist.
LW: Was fasziniert Sie daran, Kindern das Reiten beizubringen?Ulrike Mohr: Da ich selbst in der Landwirtschaft in einer Großfamilie groß geworden bin, ist es für mich das Allerschönste, wenn ich Kindern den Kreislauf mit der Natur und mit den Pferden beibringen kann. Wir bieten die Insel „Stall“, wo es Tiere gibt, wo man in der Natur ist, wo man den Kreislauf der Natur kennenlernt und den Kreislauf der Natur spürt. Es sind auch immer Menschen da, die sich um die Kinder kümmern. Viele Kinder kommen nach Hause und sind alleine, weil die Eltern arbeiten müssen und keine Großeltern in der Nähe sind. Bei uns ist es egal, wann man auf den Hof kommt: Es ist immer jemand da und hat ein offenes Ohr. Wir sind eine riesige Pferdefamilie, in der man sich über alles austauschen kann und sich gegenseitig unterstützt. Hier brauchen die Kinder kein Handy.
LW: Sie fangen auch schon mit Dreijährigen an?
Mohr: Ja, mit drei Jahren kommen die Kinder mit ihren Eltern und erlernen zunächst einmal den Zugang zum Pferd. Es ist uns wichtig, dass die Eltern das Hobby gemeinsam mit ihren Kindern ausüben und das Verständnis für den Partner Pferd entwickeln. Durch das Eltern-Kind-Angebot verstehen die Eltern dann auch, dass alles rund ums Pferd gelernt werden muss und es nicht nur um das Herkommen und Reiten geht.
LW: Was können Sie den Kindern, neben dem Reitunterricht, an weiteren Kompetenzen mit auf den Weg geben?
Mohr: Mein Ziel ist: Ich möchte Pferdemenschen ausbilden! Wie schon gesagt, sollen die Menschen bei uns ein Verständnis und Verantwortung für die Natur und das Pferd entwickeln beziehungsweise bekommen, und zwar ganzheitlich. Im Reitstall können die Kinder außerdem ihr Selbstbewusstsein stärken, Grenzen ausprobieren, mutiger werden und sich gegenseitig Halt geben. Sie lernen aber auch, mal zurückstecken zu müssen: Wenn das Pferd krank ist, dann kann die Reitstunde nicht stattfinden.
Pferde sind ein Anker für das ganze Leben. Ist man mit ihnen zusammen, kann man Stress abbauen und Kraft tanken.
Das Kinderreitsportzentrum Ulrike Mohr in Bensheim, Wiesental, Essingen/Gut Dreihof, Pforzheim und auf Gut Ising ist erreichbar unter www.ulrike-mohr.de.
LW: Woran können Eltern eine gute Reitschule erkennen?
Mohr: Eltern sollten fragen, was die Trainer für eine Ausbildung haben. Leider gibt es viele Reitschulen, wo die Trainer keinerlei Ausbildung vorweisen können. In guten Reitschulen haben die Trainer entweder eine staatliche Berufsausbildung zum Pferdewirt oder sie verfügen über eine Trainerlizenz vom Deutschen Olympischen Sportbund.
Das Gespräch führte Stephanie Lehmkühler – LW 13/2025