Konzepte für die Sauenhaltung und Ferkelaufzucht der Zukunft

Online-Fachtagung der ALB Hessen am 2. Juni

Zukunftsfähige Haltungsverfahren für Schweine sind so zu gestalten, dass sie den Anforderungen der Tiere und auch gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht werden. Eine Arbeitsgruppe von 20 Fachleuten der Landesanstalten, Landesämter und Landwirtschaftskammern aus ganz Deutschland hat sich unterstützt von Spezialberatern des KTBL und der DLG seit einigen Jahren die Aufgabe gestellt, solche Haltungssysteme zu entwickeln. Koordiniert wird die Gruppe durch den Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen. Die bisherigen Ergebnisse werden auf einer Online-Fachtagung der ALB-Hessen am Mittwoch, dem 2. Juni vorgestellt.

Lösungsansätze für zukünftige Haltungsverfahren von Sauen und Aufzuchtferkeln werden einer Online-Tagung der ALB am 2. Juni vorgestellt.

Foto: Bernhard Feller

Aufgrund geänderter Rahmenbedingungen in der Nutztierhaltung ist es an der Zeit, über künftige Haltungsverfahren für Sauen und Ferkel nachzudenken und Lösungsansätze aufzuzeigen. Eine große Herausforderung ist es, Haltungssysteme so zu gestalten, dass diese den Attributen tierfreundlich, umweltgerecht, klimaschonend und verbraucherorientiert sowie wettbewerbsfähig gerecht werden. Über zwei Jahre hinweg wurde überlegt, wie Sauen- und Ferkelaufzuchtställe in Zukunft aussehen könnten. Dabei wurden 16 Stallmodelle mit unterschiedlichen Gebäudehüllen, Boden- und Aufstallungssystemen und Lüftungstechniken erarbeitet. Die Hauptzielsetzung war es, gesamtbetriebliche Haltungskonzepte zu entwerfen, Sachgebiete für eine zukunftsfähige Schweinehaltung in Deutschland zusammenzuführen und interdisziplinäre Lösungsansätze für die Praxis zu präsentieren. Dabei können die Lösungsansätze nur als Kompromissvorschläge mit landwirtschaftlich-fachlicher Grundlage für die bestehenden Spannungsfelder in der Nutztierhaltung verstanden werden. In einer eher emotional aufgeladenen Situation sind begründete, nachvollziehbare und belastbare Diskussionsbeiträge für die Auflösung der Spannungsfelder im Tier-, Umwelt-und Verbraucherschutz enorm wichtig. Die Planungsbeispiele für künftige Sauen- und Ferkelaufzuchtställe stellen einen guten Kompromiss dar, weil die Themen artgerechte Beschäftigung, Nestbauverhalten, Buchtenstrukturierung, angepasste Fütterung, Auslauf beziehungsweise Außenklimareiz sowie Umwelt- und Klimaschutz in die Überlegungen Eingang gefunden haben. Bei den aufgezeigten Verfahren spielt das Thema organisches Material, der Einsatz von Stroh, Heu oder anderen Materialien zur Beschäftigung und Sättigung der Schweine beziehungsweise als Einstreumaterial eine wesentliche Rolle. Hinsichtlich der Funktionssicherheit ist ein Umdenken bei der Stallbauplanung, insbesondere bei der Entmistungstechnik, erforderlich. Um den Landwirt arbeitswirtschaftlich zu entlasten, muss sie so weit wie möglich automatisiert werden.

Planung, Haltung, Fütterung und Immissionsschutz

Hansjörg Schrade, LFZ Boxberg, wird in seinem Vortrag das Thema „Einflüsse auf die Haltung von Sauen und Ferkeln in tiergerechten Ställen“ behandeln. Im Referat „Einflüsse auf die Planung von Stallbauten – Herdenmanagement, Raum- und Funktionsprogramm, Planungsbeispiele und Ökonomie“ wird Bernhard Feller, LWK Nordrhein-Westfalen, ausgewählte Verfahren vorstellen. Neben den Ansprüchen des Tierwohls und der Ökologie müssen auch die Fragen der Ökonomie bei neuen Haltungssystemen berücksichtigt werden. Die Wirtschaftlichkeit der Schweinehaltung unter den besonderen Anforderungen wird ebenfalls beleuchtet.

Anschließend wird Dr. Manfred Weber, Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau, Iden, zum Thema „Fütterung und Fütterungstechnik – Herausforderungen an die neuen Haltungsverfahren“, Stellung nehmen. Dr. Stefan Neser, Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising, wird auf die „Standortfragen und Immissionsschutz – Einfluss auf die Genehmigungspraxis beim Bau von zukunftsorientierten Ställen“ im Hinblick auf den Immissionsschutz eingehen. Immissionsprognosen zeigen, dass die Abstände zwischen Wohnnutzung hinsichtlich Geruch beziehungsweise Biotopen hinsichtlich NH3 und Außenklimaställen mit freier Lüftung und Auslauf aufgrund der ungünstigeren Emissions- und Ausbreitungsbedingungen meistens größer sind als bei konventionellen Ställen mit Abluftführung über First.

Praktische Erfahrungen mit Freilaufbuchten

Zu vielen Diskussionen haben in der Vergangenheit die Kriterien Gestaltung von Abferkelbuchten, Aufstallungssysteme für ferkelführende und tragende Sauen sowie für Ferkel und das Kupierverbot von Schwänzen geführt. Der Landwirt Heiko Ranft, Felsberg-Neuenbrunslar, hat in den vergangenen Jahren bereits Erfahrungen mit Umstellungsmaßnahmen in seinen Ställen gesammelt, die er in seinem Vortrag „Erfahrungen in der Sauenhaltung mit Bewegungsbuchten und Maßnahmen zur Optimierung der Ferkelaufzucht“ vorstellen wird.

Alle die Sauenhaltung und Ferkelaufzucht betreffenden Ergebnisse werden in einer Broschüre mit dem Titel „Gesamtbetriebliches Haltungskonzept Schwein – Sauen und Ferkel“ veröffentlicht, das vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) herausgegeben wird. Die Broschüre befindet sich derzeit noch in Bearbeitung und wird ab Ende Juni kostenlos erhältlich sein. Des Weiteren wurden vier Sauenstall-Modelle mit verschiedenen Stallvarianten von der ALB Hessen, finanziert von der BLE, angeschafft und sind im Forum der Baulehrschau ausgestellt. Anhand dieser Modelle können die neuen Haltungsverfahren ebenfalls diskutiert werden.

Die Fachvorträge beginnen um 9.30 Uhr im Forum der Baulehrschauhalle am Eichhof und werden online übertragen. Ende der Veranstaltung ist gegen 15.30 Uhr, die Teilnahme ist kostenlos. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, per Live-Stream über das Internet Fragen an die Referenten zu stellen. Sollte sich die Situation bis Anfang Juni wesentlich verbessern, wird zu der Veranstaltung eine begrenzte Anzahl an Teilnehmern vor Ort zugelassen (siehe Websites LLH und ALB Hessen). Nach schriftlicher Anmeldung erfolgt eine Anmeldebestätigung per E-Mail /Post. Ein persönlicher Freischaltcode wird kurz vor der Veranstaltung versendet. Fortbildungspunkte für eine AFP-Förderung können auf Wunsch bescheinigt werden. Anmeldung bei Angela Bruche, LLH, 06621/9228-18, E-Mail: angela.bruche@llh.hessen.de, llh.hessen.de/bildung/landwirtschaftszentrum-eichhof/

Gerd Franke – LW 20/2021