Kornerträge rund 12 Prozent unter dem fünfjährigen Mittel
Landessortenversuche Winterroggen 2023/2024
Roggen wird in Deutschland 2024 laut Statistischem Bundesamt auf etwa 541 400 ha angebaut. Dies entspricht nicht einmal 10 Prozent der Getreideanbaufläche. Die wichtigsten Anbauländer sind Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. In Rheinland-Pfalz liegt die Anbaufläche bei 9 600 ha, so dass Winterroggen nach wie vor die anbauschwächste Wintergetreideart ist.
Da Mutterkörner in Getreide für Menschen und Tiere giftige Alkaloide (Stoffwechselprodukte der Mutterkornpilze, Claviceps purpurea) entÂhalten, sind für den Handel niedrige Besatzhöchstwerte festgelegt. Besonders anfällig für Mutterkorn ist der offen abblühende Roggen. Dabei hat das Wetter einen großen Einfluss auf den Mutterkornbefall. Wenn es zur Roggenblüte kühl und feucht ist, werden kaum Pollen freigesetzt, diese fliegt schlecht und die Spelzen bleiben lange gespreizt. Damit sind die Bedingungen für den Pilz optimal, zumal Feuchtigkeit seine Infektion zusätzlich fördert.Für den Anbauer bleibt in erster Linie, optimale ackerbauliche Bedingungen für gleichmäßig blühende Roggenbestände mit kurzer Blühdauer zu schaffen und Sorten (ggf. Beimischung von Populationssorten) mit geringer Anfälligkeit zu wählen. Eine direkte Bekämpfung mit Fungiziden ist nach wie vor nicht möglich.
Mutterkorn: Geplante Absenkung der Grenzwerte verschoben
Im Juli 2024 wurde mit der EU-Verordnung 2024/1808 zur Änderung der Verordnung 2023/915 die geplante Absenkung von Höchstgehalten für Mutterkorn-Sklerotien im Erntegut und der giftigen Ergoalkaloide im Mehl (und im Getreide, das vermarktet wird) zunächst verschoben. Demnach gilt die geplante Absenkung des Ergoalkaloid-Höchstgehaltes auf 250 µg/kg in vermahlenen Roggenprodukten erst ab 1. Juli 2028. Die geplante Absenkung von Mutterkornsklerotien in unverarbeiteten Roggenkörnern von 0,5 g/kg auf 0,2 g/kg wurde auf den 1. Juli 2025 verschoben. Sie ist damit für die nächste Ernte relevant.
Qualitätsuntersuchungen aus dem Jahr 2022 des Max-Rubner-Institutes in Detmold zeigen, dass 28 Prozent der untersuchten Proben aus Deutschland (584 Proben) den aktuell gültigen und zulässigen Grenzwert von 0,5 g/kg überschritten, 2023 waren es mit 7,6 Prozent aufgrund der günstigeren klimatischen Bedingungen während der Blüte gegenüber 2023 deutlich weniger (untersuchte Proben 2023: 462).
Marko Goetz, Katja Lauer, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen- Nahe-Hunsrück – LW 36/2024