Winterroggen liegt nur knapp unter Vorjahresertrag

Ergebnisse der Landessortenversuche Winterroggen 2020/2021

Winterroggen kann vor allem auf Grenzstandorten und exponierten Lagen seine Bedeutung haben. Als robuste Getreideart verfügt er über eine gute Stresstoleranz. Durch das gut ausgebildete Wurzelwerk gilt die Kultur als trockentoleranter als andere Getreidekulturen. Auch die Züchtung brachte deutliche Fortschritte hinsichtlich der Standfestigkeit sowie des Ertragsniveaus. Wie sich die Roggensorten nun in einem sehr von Niederschlägen geprägten Anbaujahr präsentierten, zeigen die Ergebnissen der hessischen Landessortenversuche (LSV).

Der durchschnittliche Roggenertrag liegt nach vorläufigen Schätzung bei 55,8 dt/ha und damit wie bei den anderen Wintergetreidekulturen unter dem Vorjahresniveau.

Foto: Hüppe

Witterungsbedingt war die Vegetationsperiode 2020/2021 wieder eine Herausforderung für den Ackerbau. Entgegen der trockenen Vorjahre stand den Kulturen ausreichend Wasser zur Verfügung. Die Bestände entwickelten sich gut über den Winter und bestocken sich im Laufe des Frühjahrs stark. Weiterhin entwickelten sie sich zügig, sodass es mancherorts aufgrund der zahlreichen Niederschläge nicht ganz einfach war, den passenden Termin für eine wirksame Einkürzungsmaßnahme zu finden. Diese guten Wachstumsbedingungen führten zu ausgeprägten Pflanzenlängen des Roggens, weshalb schon früh Standfestigkeit Probleme befürchtet wurden.

Hoher Befallsdruck durch Mutterkorn

Gerade die feuchten Bedingungen zur Roggen-Blüte verursachten in diesem Jahr einen hohen Befallsdruck mit Mutterkorn. Die Wetterkapriolen im Juni resultierten in zum Teil massiv lagernden Beständen. Gleichzeitig lies die Ernte durch eine verzögerte Reife und zahlreiche Unterbrechungen durch anhaltende Niederschläge auf sich warten. Diese Umstände konnten abnehmende Fallzahlen zur Folge haben, wodurch erhebliche Qualitätseinbußen mit Hinblick auf die Vermarktung als Brotroggen gebüßt werden mussten.

Für die Backfähigkeit des Roggens ist die Stärke maßgeblich von Bedeutung. Kommt es zu Auswuchs, wird durch eine gesteigerte Aktivität der alpha-Amylase vermehrt Stärke abgebaut. Dies führt folglich zu einer Minderung der Backqualität. Als indirektes Kriterium für den alpha-Amylaseaktivät kann die Fallzahl herangezogen. Daher stell diese (neben Anderen) ein wichtiges Kriterium für die Qualitätsanforderungen beim Roggen dar (s. Infobox). Aktuell zeigt sich eine jedoch vergleichsweise geringe Preisdifferenz zwischen Brot- und Futterroggen von knapp 7 Euro/t.

Nach bisherigen Schätzungen des statistischen Landesamts (HSL) beträgt die Roggenanbaufläche dieses Jahr etwa 15 500 ha in Hessen. Damit befindet sich die Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr auf ähnlichen Niveau. Insgesamt sind dies nicht ganz 6 Prozent der Getreideanbaufläche in Hessen. Gegenüber dem fünfjährigen Mittel konnte insgesamt ein Plus von knapp 9 Prozent der Fläche festgestellt werden.

Cecilia Hüppe, LLH, Landwirtschaftszentrum Eichhof – LW 38/2021