Krähenschäden – sind erste Erfolge in Sicht?
Interview mit Theresa Pfeifer von der BWV-Fachgruppe
Seit Beginn der Kirschenernte weist Theresa Pfeifer, die mit ihrem Mann einen Obstbaubetrieb in Mainz-Finthen betreibt, als Vorsitzende der Fachgruppe Obstbau im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd auf die hohen Schäden in den Kirschenanlagen der Erzeuger hin.
LW: Was konnte bisher erreicht werden?
Pfeifer: Die Berichte über die Schäden in allen landwirtschaftlichen Kulturen waren dank der mitwirkenden Kollegen so zahlreich, dass sowohl das Landwirtschaftsministerium, als auch das Umweltministerium mit Schadmeldungen der Landwirte überhäuft wurden. Dies und die mediale Präsenz macht es den verantwortlichen Behörden unmöglich das Thema weiter zu ignorieren. Dennoch habe ich weiterhin den Eindruck, dass das Umweltministerium das Problem weiterhin aussitzen möchte und auf eine Lösung hofft, bei der es sich nicht beteiligen muss.
Somit sind wir beim Punkt „akustische Vergrämung“ in und im Umkreis von Schutzgebieten noch nicht bei einer Lösung. Wohl aber in puncto Vergrämung durch Abschuss, der zwar landesübergreifend noch nicht in ausreichendem Umfang gewährt wird, aber immerhin Chancen eröffnet. Insbesondere bei den Saatkrähen konnte ein Betrieb nach langem Kampf eine Abschussgenehmigung erwirken, was nicht zuletzt auch dem dauerhaften politischen und medialen Druck aus Verband und Berufsbranche zugutegehalten werden kann.
LW: Welche Vergrämungsmethode ist am besten geeignet?
Pfeifer: Eine allgemeingültige Aussage gibt es hier nicht, da je nach Populationsdichte, Krähenart und Schutzstatus der Flächen individuell reagiert werden muss. Sinnvoll ist meistens eine Kombination aus letaler Vergrämung und akustischer sowie visueller Abschreckung, die auf den Abschuss folgt. So ist der Effekt der Abschreckung am höchsten.
LW: Wie hoch sind die Schäden inzwischen in Ihrem Betrieb und bei den Kollegen?
Pfeifer: Im Obstanbau haben wir in diesem Jahr einen erneuten traurigen Rekord in der Schadenshöhe. In befallenen Erdbeerenanlagen beispielsweise liegt der Schaden besonders durch den Sortieraufwand in der Ernte bei 25 Prozent und höher. In Frühkirschen wurden zahlreiche Anlagen als Totalschaden begutachtet und konnten gar nicht beerntet werden. Trotz fehlender Erntekosten liegt der monetäre Schaden in Dauerkulturen bei 10 000 bis 30 000 Euro/ha. Hinzu kommen mögliche Strafen wegen nicht eingehaltener Lieferverträge.
Nicht zu beziffern ist der Schaden durch fehlende Ware am Markt, die nicht nur im Großmarkt zu einer „schlechten Peformance“, die Auslistung im kommenden Jahr und den Verlust von Kunden führt.
LW: Welche Folgen sehen Sie auf die Steinobsterzeuger zukommen?
Pfeifer: Ohne eine effektive und dauerhafte Lösung werden vor allem frühe Süßkirschen in den von Krähen befallenen Regionen keine Zukunft haben. Die finanzielle Unsicherheit hierfür wäre zu groß. Aber ich bin ein positiv denkender Mensch und habe weiterhin die Zuversicht, dass wir politisch eine Lösung erwirken werden. Realistisch gesehen wird eine dauerhafte und zuverlässige Regelung aber nicht nächstes Jahr auf dem Tisch liegen. Die Folge wird somit mindestens ein weiteres Jahr mit Ausnahmegenehmigungen sein.
LW: Welche Forderungen haben Sie?
Pfeifer: Auf den Punkt gebracht: Die Aufhebung der Schonzeit für Rabenkrähen in RLP sowie die Herabsetzung des absoluten Schutzstatus der Saatkrähe. Auch muss es bei den ersten auftretenden Schäden eine Allgemeinverfügung für die Landwirte in einer Region geben, damit nicht hunderte Anträge gestellt und bearbeitet werden müssen.
Mit Theresa Pfeifer sprach Elke Setzepfand – LW 31/2023