Kreuzungskälber sind wirtschaftlich interessant

Holsteinkühe mit Fleischrinderbullen belegen?

In der aktuellen wirtschaftlichen Situation der Milchviehhaltung ist es wichtig, die ökonomischen Potenziale im Betrieb aufzudecken. Das kann neben vielen verschiedenen Ansätzen zur Optimierung der Produktionsabläufe auch der gezielte Einsatz von gesextem Milchrindersperma in Kombination mit Kreuzungsbesamungen von Fleischrinderbullen sein. Ideal ist es seine Herde genau zu kennen und auf eine Genomtypisierung der Tiere zurückgreifen zu können. Im Folgenden sollen die wirtschaftlichen Potenziale der Kreuzungsbesamungen, am Beispiel aktueller Zahlen des Lehr- und Versuchszentrums Futterkamp erläutert werden.

Ob Kreuzungsbesamungen wirtschaftlich sinnvoll sind, muss jeder Betriebsleiter individuell entscheiden. In erster Linie muss ein möglichst problemloser Kalbeverlauf sichergestellt werden. Sind die Kühe so großrahmig, dass sie mit einem Fleischbullen besamt werden können? Die Tiergesundheit steht bei allen Überlegungen immer vor der Wirtschaftlichkeit.

Foto: Ole Lamp, Imke Junge

In Zeiten schwankender Milchpreise und einer unsicheren Erlössituation müssen sich die Betriebsleiter immer wieder die Frage stellen, wo ökonomisch unentdeckte Potenziale liegen könnten. Optimierungsmöglichkeiten sind auf vielen Betrieben im Bereich der Kälberaufzucht zu sehen. Im Durchschnitt der Betriebe liegen die Kälberverluste, also Totgeburten und Aufzuchtverluste, bei 10 Prozent (Jahresbericht LKV Schleswig-Holstein). Jeder Tierverlust stellt auch einen betriebswirtschaftlichen Schaden dar/kostet Geld, genau wie jeder Krankheitstag, der das Jungtier in seiner Entwicklung zurück wirft. Zu beachten sind des Weiteren aber auch die Entwicklungen der Zahlen zur Remontierungsrate. Grafik 1 zeigt deutlich, dass die Remontierungsrate in den letzten Jahren auf den Betrieben gesunken ist. In den letzten fünfzehn Jahren ist sie von 41 Prozent im Jahr 2004 auf 30 Prozent im Jahr 2019 gesunken. Mittlerweile werden also immer weniger Tiere zur Ergänzung des eigenen Bestandes benötigt. Für die Betriebe weist das wirtschaftliche Gewinnmöglichkeiten durch den Verkauf von Tieren aus dem Betrieb auf.

 – LW 42/2020