Kürbisse aus der Region

Nachgefragt bei Wolfram Bender, Villingen

Am östlichen Rande der Wetterau in Villingen, einem Stadtteil von Hungen im Landkreis Gießen, liegt der landwirtschaftliche Betrieb von Wolfram Bender. Nachdem dort jahrelang eine Pferdezucht – derzeit mit einem Gnadenhof für Pferde – betrieben wurde, hat sich der Betrieb heute außerdem auf Kürbisse spezialisiert. Das LW hat bei Wolfram Bender nachgefragt, wie die Kürbisernte 2015 ausfallen wird.

Wolfram Bender mit geernteten Kürbissorten auf Holzpaletten zum Nachreifen. „Das milde Klima der Wetterau, mit seinen fruchtbaren Böden, lässt die wärmeliebende Kultur Kürbis sehr gut gedeihen“, erklärt er.Foto: privat

LW: Wie fällt die Kürbisernte in diesem Jahr aus? Macht sich die diesjährige Trockenheit bei der Kürbisernte 2015 bemerkbar?

Wolfram Bender: Wie auch in den Ackerbaubetrieben muss man die Kürbisernte, die Menge, je nach Region und Bodenart betrachten. Das trockene und kalte Frühjahr hat den Auflauf der Kürbissaat um circa drei bis vier Wochen in unserer Region verzögert. Kürbissaatgut, das trocken lag, ist zum Teil erst gar nicht aufgelaufen. Trotz des trockenen und heißen Sommers müssen wir mit der Erntemenge noch zufrieden sein. Auffallend war der starke Ansatz männlicher Blüten. Die Anzahl weiblicher Blüten wurde sicher bedingt durch die Frühjahrskälte und Trockenheit gar nicht erst ausgebildet. Die Befruchtung der Kürbispflanzen durch Hummeln und Bienen war in diesem Jahr, hervorgerufen durch die Trockenheit, extrem stark.

Schwergewicht

Wissenswertes über Kürbisse

  • Der Kürbis ist eine Beere (die größte Panzerbeere), und die Erdbeere ist eine Nuss.
  • Das Gewicht eines Riesenkürbis kann gut 600 kg betragen.
  • Bitter schmeckende Kürbisgerichte sollten nicht verzehrt werden! Sie enthalten zu viele Gift­stoffe (Cucurbitacine), die auch durch das Kochen nicht zerstört werden.
  • Kürbiskerne dienen unter anderem zum Bestreuen von Brötchen oder als Backzutat, als pikante Salatgarnitur oder einfach als leckere und gesunde Knabberei.

LW: Welche Sorten sind besonders beliebt?

Bender: Nachdem vor einigen Jahren das Halloweenfest den Kürbisanbau wieder aufleben ließ, hat der Kürbisanbau, der sich nach dem Kriege nur auf den gelben oder roten Zentner konzentriert hatte (das war ein Arme-Leute-Essen), regional weiter ausgedehnt. Nach wie vor hat der Anbau von Halloween-Kürbissorten einen starken Anteil am Sortiment. Durch die Werbung zum Kürbisverzehr und dessen Wert an vielen wichtigen Nährstoffen wie Betacarotin, Vitamin A, C, E und B-Vitaminen hat der Speisekürbis in der Hausküche Einzug gehalten.

Von den circa 800 verschiedenen Kürbissorten sind sehr viele Sorten zum Verzehr geeignet. Die Standardsorte Hokkaido hat zwar den Vorteil, das man ihn mit Schale verarbeiten kann, es gibt aber eine große Bandbreite von Kürbissorten, die im Geschmack den Hokkaido übertrumpfen. Zum Beispiel Butternut, Buttercup, Muscatkürbis, Blue-Hubbart, Blue Kuri oder Jarradale. Sehr früh geerntet werden kann der Sommerkürbis (Pattison). Für Kinder eignet sich der Spaghettikürbis (Stripetti), dessen Fruchtfleisch Spaghettiförmig verzehrt wird.

LW: Villingen hat eine Kürbiskönigin. Was ist ihre Aufgabe?

Bender: Alle zwei Jahre veranstalten wir unsere „Kunst- und Kürbistage“ in Villingen – 2015 am 19. und 20. September. Zu diesem Anlass wird eine Kürbiskönigin gewählt, die regional den Kürbisanbau vertritt und Werbung für den Kürbis macht. Sie wird zu sehr vielen überregionalen Veranstaltungen eingeladen und ist somit auch für die Gemeinde Hungen im Bereich Kultur und Tourismus tätig. So werden auch in diesem Jahr einige königliche Hoheiten aus Hessen an den Kunst-und Kürbistagen in Villingen teilnehmen.

Die Fragen stellte Stephanie Lehmkühler – LW 38/2015