Lagerhalle als Investition in die Zukunft
Getreidelagerung der Kornkammer GbR in der Wetterau
2012 baute die O.H.R. Ackergut GmbH & Co KG, eine Betriebsgemeinschaft aus vier landwirtschaftlichen Betrieben, im mittelhessischen Hungen-Obbornhofen eine Lagerhalle für Konsumgetreide und Raps. Die extra dafür gegründete Kornkammer GbR, bestehend aus denselben Gesellschaftern, betreibt seitdem die Halle und vermietet sie an die Betriebsgemeinschaft, den Landhandel und die Erzeugergemeinschaft (HERA) für Raps. Die Geschäftsführerin beider Gesellschaften, Annette Seifert-Ruwe, erläutert dem LW die Getreidelagerung in der nördlichen Wetterau.
„Unser Ziel war es, an einem zentralen Ort der Betriebsgemeinschaft Lagerkapazität zu schaffen. Neben der Einlagerung unserer eigenen Ernte konnten der lokale Landhandel und die Erzeugergemeinschaft HERA als Mieter gewonnen werden, die ebenfalls nach zusätzlichen Lagermöglichkeiten suchten. Das hat zu einer guten Auslastung und Wirtschaftlichkeit der Anlage beigetragen“, so Seifert Ruwe.Der Standort außerhalb von Hungen-Obbornhofen sei unter anderem deshalb gewählt worden, weil er weit genug von der Ortsbebauung entfernt ist und in der Hauptwindrichtung hinter dem Dorf liegt und als rekultivierte Fläche vom ehemaligen Tagebau schwierige Bodenverhältnisse aufweist. Das Areal umfasst 8500 m2 und bietet noch Erweiterungsmöglichkeiten. „Wir haben uns gegen Silos und für eine Halle entschieden, weil damit größere Spielräume für eine alternative Nutzung bestehen; beispielsweise wenn die Betriebsgemeinschaft aufgelöst werden sollte oder Pachtverträge auslaufen“, erklärt die Geschäftsführerin. Auch jetzt stehen in leeren Boxen verschiedene Landmaschinen wie beispielsweise ein Mähdrescher unter.
Die Lagerhalle misst 45 x 20 m plus 6 m Vordach über dem Annahmesumpf; die Gesamtkapazität beträgt bei einer Schütthöhe von 5,75 m maximal 3600 Tonnen (gerechnet in Weizen). Die Annahmeleistung liegt bei 80 t pro Stunde, wobei die Fahrzeuge bei Anlieferung und nach dem Entladen vor Ort auf einer Brückenwaage gewogen werden. Zusätzlich stehen an der Hofstelle noch 800 t Silo-Lagerkapazität zur Verfügung, die für das auf 110 ha der GmbH & Co KG angebaute Saatgetreide bereitgehalten werden. Insgesamt bewirtschaftet die Betriebsgemeinschaft 450 ha Ackerfläche.
Normalerweise wird in der Region trockenes Erntegut eingebracht
„Arbeitsspitzen während der Ernte, denn dann müssen wir ja auch unser Getreide einbringen, können wir durch die Beschäftigung meines 15-jährigen Neffen in den Ferien auffangen. Dabei ist es möglich, die Annahme vom Laufgang unter dem Hallendach zu steuern, denn für das entsprechende Tablet steht in der ganzen Anlage WLAN zur Verfügung. Von der Gosse wird das Getreide auf die drei Förderbänder über den Boxen gehoben und dann halbautomatisch in der Box verteilt.“
Die Lager-Belüftungs-Trocknung der LM Getreidetechnik GmbH, Typ LM SuperController, kann mit zwei Gebläsen 40 m3 Luft durch das Erntegut drücken. „Normalerweise bringen wir die Ernte in der Region trocken ein, sodass wir das Lager nur belüften und kühlen müssen. Das geschieht ab einer um 5 °C geringeren Außentemperatur – in jeder Abteilung sind dazu fünf Sensoren vorhanden. Wenn doch einmal Ware mit über 19 Prozent Feuchte angenommen werden muss, kann ein Gasbrenner zugeschaltet werden“, erläutert Seifert-Ruwe. Damit kein Kondenswasser von der Decke tropft, wurde die Halle mit Faserzementplatten eingedeckt, die Feuchtigkeit aufnehmen können.
Die Lüftung erfolgt durch einen mittig unter dem Hallenboden verlaufenden Schacht, von wo aus die Luft in Unterflur- und Panzer-Top-Kanäle in die einzelnen Lagerabteile geleitet wird.
Wie die Betriebsleiterin weiter ausführte, wurden in das Lager und die Anlagen rund 800 000 Euro investiert; es wird mit einer Nutzungsdauer von 30 Jahren gerechnet, bei der Anlagentechnik von etwa acht bis zehn Jahren. Auf dem Dach wurde zusätzlich eine Photovoltaikanlage mit 100KWp installiert.
KB – LW 20/2015