Luft, Licht und zusätzliche Bewegung im Laufhof

Milchviehhalter tun viel dafür, damit ihre Tiere sich wohlfühlen. Kritisiert wird in Diskussionen um die Tierhaltung oft die ausschließliche Stallhaltung von Kühen, denn Weidehaltung wird als besonders tierfreundlich angesehen. Molkereien wie Friesland-Campina haben den Trend schon vor Jahren aufgegriffen, den Weidegang zur Pflicht gemacht und werben bei den Verbrauchern erfolgreich damit für ihre Marken. Auch in die Agrar­investitionsförderung ist das Thema eingeflossen: Für Landwirte, welche die Premiumförderung beantragen, sind Weidegang oder ein Laufhof Voraus­setzung. Da viele Betriebe aufgrund fehlender hofnaher Flächen jedoch nicht in der Lage sind, ihren Tieren Weidegang zu ermöglichen, kann ein Laufhof ein guter Kompromiss sein. Die Tiere nehmen gut gestaltete Laufhöfe gerne an: Vor allem im Winter, um Sonne zu tanken. An warmen Sommertagen fühlen sich die Kühe dagegen im Stall wohler und gehen überwiegend nachts nach draußen. Wissenschaftliche Erkenntnisse über den idealen Laufhof aus Sicht des Tieres gibt es jedoch wenige.

Aus Sicht des Milchviehhalters ist das wichtigste Kriterium die Bewirtschaftbarkeit. Die Fläche sollte automatisiert gereinigt werden können, denn dies ist eine nicht zu unterschätzende Zusatzarbeit. Ein Laufhof kann auch nachträglich eingerichtet werden. Genutzt werden können Flächen zwischen zwei Gebäuden oder Flächen an den Giebel- oder Längsseiten des Stalles. Bei der Einrichtung gibt es jedoch vieles zu beachten, Sibylle Möcklinghoff-Wicke vom Innovationsteam Milch Hessen hat dies im Schwerpunkt Stallbau Rinder ab Seite 24 zusammengefasst. Zielkonflikte zwischen einem hohen Tierwohl und hohen Umwelt- und Klimaschutz gibt es auch bei diesem Thema, denn die Ammoniakemissionen sind im Laufhof deutlich größer als im Stall. Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt sagte dazu im Zusammenhang mit seiner kürzlich vorgelegten Nutztierstrategie, dass das Tierwohl über den Belangen des Umweltschutzes stehen muss (LW 27, Seite 6). Wie so häufig, ist auch hier ein Kompromiss gefragt.

Marion Adams – LW 28/2017